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Hombrechtikon
05.12.2025
04.12.2025 15:29 Uhr

«Bring mir Glück, Schornsteinfeger!»

Mike Bischof als Glücksbringer: im traditionellen schwarzen Zunftgewand. Bild: zvg
Mike Bischof aus Meilen ist als Kaminfeger seit Jahren auch in Hombrechtikon unterwegs. Er erklärt, warum der Beruf noch immer mit Glück und Tradition verbunden ist, sich aber auch stark gewandelt hat.

Mike Bischof arbeitet seit 16 Jahren selbstständig als Kaminfeger-meister. Zuvor war er zehn Jahre bei Eduard Rohner in Männedorf tätig, absolvierte die Meisterprüfung und übernahm 2009 die Firma des verstorbenen Matthias Frehner. 2011 gründete er gemeinsam mit Edi Rohner eine AG, die er heute allein führt. Er beschäftigt acht Mitarbeitende, darunter einen Lehrling und eine Lernende.

Beruf im Wandel

Die Arbeit hat sich stark verändert: «Früher war vieles mechanisch und überschaubar, heute sind Feuerungen oft mit Wärmepum-pen, Solaranlagen oder komple-xen Steuerungen verbunden. Sie werden kleiner, leistungsfähiger – aber auch anspruchsvoller», weiss Bischof. Neben der klassischen Kaminfegerei gehören heute Feuerungs-und Brandschutzkontrollen sowie Lüftungsarbeiten zum Alltag. Bischof ist zudem Hauptinstruktor für Lüftungstechnik beim Verband Kaminfeger Schweiz. «Viele unterschätzen die Fachkenntnisse, die ein Kaminfeger heute braucht. Wir müssen Öl-, Gas- und Holzfeuerungen kennen, ihre Komponenten verstehen und Mängel erkennen, damit kein Brand entstehen kann», sagt der 52-Jährige.

Bischof bewegt sich täglich zwischen Vergangenheit und Zukunft. «Ich bin ein Kaminfegermeister der neuen Generation», sagt er. «Die Tradition liegt mir am Herzen, aber wir müssen uns weiterentwickeln. Wir sind heute Haustechnikberater, Sicherheitsfachleute und Präventionsspezialisten.» Der Beruf habe sich so stark verändert, dass selbst die Bezeichnung «Kaminfeger» aus seiner Sicht nicht mehr ganz passt: «Viele Betriebe arbeiten längst auch in Lüftungstechnik, Solaranlagen oder Heizungsmodernisierung. Aber die klassische Kaminfegerei muss bleiben – dort liegt unsere Tradition.»

«Glück hat, wer uns berührt»

Auch wenn der Beruf moderner geworden ist, bleibt eines wie frü-her: das Glücksbringer-Gefühl. «Gerade ältere Kundinnen und Kunden greifen sofort an einen Knopf, wenn sie uns sehen», erzählt der Vater von vier Töchtern schmunzelnd. «Der Glücksbringer-Gedanke ist nach wie vor sehr stark. Bei der jüngeren Generation spüren wir es weniger.» Zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Gewerbeausstellungen oder zum Jahresende erscheint das Team im traditionellen Zunftgewand mit Zylinder. Dann darf der Kaminfeger ganz bewusst Glück verteilen: kleine Figuren, Goldmünzen oder einfach ein Lächeln mit dem Satz: «Glück hat, wer uns berührt.»

Auf den Spuren der «schwarzen Brüder»

Die Wurzeln des Kaminfegerberufs liegen bei den «schwarzen Brüdern» – armen Tessiner Buben, die im 19. Jahrhundert nach Norditalien verkauft wurden, um in engen, verrussten Kaminen zu arbeiten. Ihr Schicksal wird heute in Santa Maria bei Domodossola lebendig gehalten, wo Tausende Kaminfeger jeweils Anfang September aus aller Welt zusammenkommen. «Diese Geschichte gehört zu unserem Beruf – ohne sie zu verklären», sagt Bischof. «Sie erinnert uns daran, wo wir hergekommen sind, und zeigt, wie stark unser Berufsstand zusammenhält.» So bleibt die Erinnerung an die «schwarzen Brüder» ein gelebtes Stück Kultur, das die moderne Kaminfegerei prägt.

Glücksbringer fürs neue Jahr

Ob im Alltag, beim Kindergartenbesuch oder an der Gewerbeausstellung – Der Kaminfeger hat seinen Platz im Herzen der Bevölkerung nicht verloren. Zum Jahresende verteilt Bischof im traditionellen Gewand gerne kleine Glücksbringer. «Die Freude der Menschen ist unglaublich. Da merke ich, dass unser Beruf mehr ist als Handwerk. Wir bringen Sicherheit – und ein Stück Glück.» Mike Bischof findet sein Glück beim Schachspielen, Wandern und bei Spaziergängen in der Natur.

Auch die Ährenpost hat einen Glücksbringer erhalten – und die Redaktion teilt ihn gerne mit allen Leserinnen und Lesern. Möge er Freude, Glück und einen guten Start ins neue Jahr bringen. «Danke, Chämifäger!»

 

Bild: zvg
Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost
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