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Kanton
21.01.2022
21.01.2022 13:37 Uhr

Ein unverschämter Raubzug auf die Staatskasse!

Dr. Philipp Gut ist Journalist, Buchautor und Geschäftsführer des Referendumskomitees www.medien-massnahmenpaket-nein.ch. Bild: gut-communications.ch
Das neue Gesetz sieht eine Vervielfachung der heutigen Millionen-Subventionen an die Medien vor. Dabei werden alle Gratismedien gezielt ausgeschlossen und diskriminiert. Die reichen Grossverleger werden vom Staat abhängig.

Am 13. Februar stimmt die Schweiz über das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» ab. Dieses neue Gesetz sieht eine Vervielfachung der heutigen Millionen-Subventionen an die Medien vor. Dabei werden alle Gratismedien gezielt ausgeschlossen und diskriminiert. Der staatliche Geldsegen ginge vor allem an reiche Grossverleger, die damit vom Staat abhängig werden.

Die privaten Schweizer Medien sollen neu mit 178 Millionen Franken pro Jahr subventioniert werden. Zusammen mit den Subventionen für die Radio- und TV-Stationen der Verleger in Höhe von weiteren 109 Millionen und dem gesenkten Mehrwertsteuersatz würden die privaten Verlagshäuser die Steuerzahler künftig jährlich über 400 Millionen Franken kosten – in 10 Jahren über 4 Milliarden.

Hauptprofiteure dieses Geldsegens sind die grossen Medienkonzerne, die selbst im Corona-Jahr 2020 über 300 Millionen Franken verdient haben. Der geplante Raubzug auf die Staatskasse ist ganz klar unnötig und erst noch schädlich. Das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» ist reine Steuergeldverschwendung.

Breite Allianz gegen Staatsfinanzierung der Medien

Viele kleine und regionale Verleger, Journalisten und über 90 Parlamentarier wollen das neue Gesetz verhindern. Ebenso die vier Parteipräsidenten von SVP, FDP, Die Mitte und GLP sowie die Jungparteien der Liberalen, der Mitte und der SVP und viele Kantonal-Partien. Viele verstehen nicht, warum Milliardäre, Millionäre und Aktionäre von Bundesbern Steuergeld erhalten sollen.
Auch die Wirtschaft stellt sich gegen das Mediengesetz. Economiesuisse, der Schweizerische Gewerbeverband, der Baumeisterverband und viele weitere lehnen die Medien-Subventionen ab.

Ein gefährliches Medien-Gesetz

Das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» ist für unser Staatswesen gefährlich. Es ist Gift für die Demokratie, wenn sich die Medien von der Politik kaufen lassen. Wir brauchen glaubwürdige und unabhängige Medien, die gegenüber der Staatsmacht frei berichten können. Das neue Gesetz aber führt zum Gegenteil: Es macht die Medien staatsabhängig. Denn wer zahlt, befiehlt. Der Volksmund weiss: «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.»

Gratismedien werden diskriminiert

Ein weiterer Konstruktionsfehler des neuen Gesetzes ist, dass sämtliche Gratismedien diskriminiert werden. Die Jungen und weniger begüterte Menschen, die sich kein teures Medien-Abo leisten können, werden ausgeschlossen. Damit können die Grosskonzerne ihre Monopole noch mehr zementieren und andere lokale Medien verhindern oder aushungern. Damit torpediert das unter dem verfänglichen Namen «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» auch noch die Medienvielfalt der Schweiz.

Das «Medienpaket» ist abzulehnen

Der Schweizer Verlegerverband und Bundesbern behaupten zudem falsch, das neue Gesetz sei für die kleineren Verlage gemacht. Dabei ist erwiesen, dass über drei Viertel der neuen, jährlichen Subventions-Millionen den Grossverlagen und Medienkonzernen zufliessen würden und die vielen kleinen, regionalen Medien leer ausgehen. Neu würden sogar die Sonntagszeitungen, grosse Zeitungsverbunde, die Frühzustellung und sogar die Zeitungsabonnements der Konzernmedien subventioniert werden. Die Steuermillionen fliessen somit in die Taschen reicher Unternehmen, die das Geld in keiner Weise nötig haben.  

Auf den Punkt gebracht

Wer unabhängige und vielfältige Medien will, stimmt am 13. Februar Nein zum schädlichen Medien-Paket. Weitere Informationen siehe: www.medien-massnahmenpaket-nein.ch.

Interview mit Präsident Verband Schweizer Online-Medien, Bruno Hug.

Bruno Hug ist seit über 40 Jahren als Verleger von Zeitungen und Online-Medien tätig. Heute führt er den Verbund von Portal24, an dem 17 Online-Portale angeschlossen sind. Bild: Bruno Hug.

Bruno Hug, warum treten Sie gegen das neue Mediengesetz an?

Weil die Staatsfinanzierung privater Medien unnötig ist, den Markt verzerrt und die Verlage staatsabhängig macht. Das ist Gift für unsere Demokratie. Ausserdem zeigen die Vorkommnisse um Ringier, dass Medien frei sein müssen. Der Ringier-Chef Marc Walder gab zu, er habe alle seine Medien angewiesen, staatstreu zu berichten. Werden die Medien nun noch mehr vom Staat finanziert, verschlimmert sich diese schädliche Staatstreue noch.  

Die Verleger behaupten, es brauche die Subventionen, um Medienfreiheit zu ermöglichen.

Mit dem neuen Gesetz würde exakt das Gegenteil passieren. Die Verleger werden auch mit Subventionen keine neuen Zeitungen gründen. Und neue Online-Medien oder Gratismedien gäbe es auf Dauer auch keine mehr, weil niemand mehr gegen die subventionierten Grosskonzerne antreten könnte. Das neue Mediengesetz behindert die Medienfreiheit sogar.  

Wer würde von den jährlichen 178 Millionen profitieren?

Über 70 Prozent davon gingen an die grossen Schweizer Verlage, die, wie übrigens auch die kleineren, kein Staatsgeld nötig haben. Vom Geldsegen würden sogar Milliardäre und steinreiche Verlegerdynastien in Millionenhöhe profitieren. Wobei ich nichts gegen Reiche habe, aber, dass sie staatlich subventioniert werden, ist untragbar und ein Raubzug auf die Staatskasse.

«Kleine Lokalverlage würden wenig bis nichts erhalten.»
Bruno Hug, Präsident Verband Schweizer Online-Medien.

Wie kommen Sie auf über 70 Prozent, die an die grossen Verlage gingen?

Erstens ist zu sagen, dass es in der Schweiz praktisch keine kleinen, freien Verlage mehr gibt. Und diese, die es noch gibt, sind gesunde KMU’s mit 50 und bis über 100 Angestellten. Und zweitens schaufelt das neue Gesetz den Medienkonzernen Abermillionen an Steuergeld zu. So werden neu auch Zeitungen mit Auflagen über 40'000 Exemplaren subventioniert, was bis jetzt nicht der Fall war. Auch grosse Zeitungsverbunde, Sonntagszeitungen und die Zeitungs-Frühzustellung würden subventioniert werden. Aus den vorhandenen Zahlen lässt sich leicht errechnen, dass über Dreiviertel der Subventionen in den Taschen der Grossverleger landet.

Der Verlegerverband sagt aber, das Gesetz sei für die Kleinverlage gemacht.

Das sind reine Fake News. Die kleinen Verlage erhalten heute jährlich 30 Millionen Franken Subventionen. Das wird auch bei Ablehnung des neuen Mediengesetzes so bleiben. Vom neuen Staatsgeld würden die kleinen lokalen Medien wenig bis nichts sehen.  

Warum legt der Bund keine Zahlen zu den Subventions-Profiteuren offen?

Unser Komitee versuchte beim Bund über Monate herauszufinden, wer wie von den Subventions-Millionen profitiert. Niemand rückte Zahlen heraus. Man weiss wohl warum. Das Volk würde es kaum verstehen, weshalb Milliardäre und Millionäre Staatsgeld erhalten sollen.

Gibt es Parteien und Medien, die das Gesetz ablehnen?

Der K-Tipp, der sich zuverlässig und glaubwürdig für die Interessen des Volkes einsetzt, lehnt das Mediengesetz ab. Ebenfalls die Redaktion der NZZ und viele Journalisten. Genauso wie Economiesuisse, der Schweizer Gewerbeverband oder der Baumeisterverband. Zudem lehnen das Gesetz auch die Parteipräsidenten von FDP, Die Mitte, SVP, GLP ab. Und natürlich alle lokalen Gratismedien, die zum Schutz der Grossen vom Gesetz willkürlich abgestraft werden.

«Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.»
Sprichwort aus dem Mittelalter.

Sie schreiben auf Ihrer Homepage medien-massnahmenpaket-nein.ch, die Verleger würden mit dem neuen Gesetz ihre Glaubwürdigkeit verlieren.

Ja, das ist so. Sie machen sich zu Bettlern, wollen aber zugleich für den Erhalt der Demokratie zuständig sein, und das, obwohl jedermann weiss: «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.»

Warum tun sich die Verleger das an?

Sie glaubten, die Subventionen in aller Heimlichkeit einstreichen zu können und berichteten darüber auch nicht. Erst durch unser Referendum wurde dieses triste Geschäft öffentlich. Nun können die Verleger nur noch verlieren.

Warum?

Heute weiss jeder, dass es ihnen nur ums Geld geht. Kennen Sie eine andre Branche, die beim Staat Subventionen abholen will, obwohl es der Branche gut geht?

«Warum wollen Linke Millionäre reicher machen?»
Bruno Hug, Präsident Verband Schweizer Online-Medien.

Und warum macht die Politik das Spiel mit?

Weil sie sich die Medien gefügig machen wollen. Ganz bedenklich ist für mich die Haltung der Links-Politiker. Es ist mir ein Rätsel, weshalb sie Millionäre und Milliardäre reicher machen wollen.

Sämtliche Gratis-Medien wären von den Subventionen ausgeschlossen. Warum?

Das wurde vom Verlegerverband, der von den Grossen gesteuert ist, so angelegt. Damit können sie sich jede neue Konkurrenz vom Hals halten und ihre Monopole betonieren. Bedenklich ist, dass die Politik damit in Kauf nimmt, dass die Jugend und weniger begüterte Menschen indirekt zu Zeitungs- und Online-Abonnements gezwungen werden. Das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» ist auch aus sozialer Sicht abzulehnen.

Goldküste24/Dr. Philipp Gut ist Journalist, Buchautor und Geschäftsführer des Referendumskomitees www.medien-massnahmenpaket-nein.ch.