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31.01.2022

Kinder und Jugendliche schützen!

Mit 15 Jahren rauchen bereits 15 Prozent der Jugendlichen gelegentlich bis regelmässig. Bild: Adobe Stock
«Kinder und Jugendliche müssen endlich vor der Tabakwerbung geschützt werden». Dieser Meinung ist die Trägerschaft der Volksinitiative.

Tabakwerbung wirkt: Die Forschung zeigt deutlich, dass Kinder und Jugendliche häufiger mit dem Rauchen beginnen, je mehr sie mit der Tabakwerbung in Kontakt kommen. «Als Gesellschaft sind wir verpflichtet, sie vor dem Marketing für schädliche Tabakprodukte zu schützen», schreibt der Verein Lunge Zürich in seiner Mitteilung. Sie sind der Meinung: Minderjährigen dürfen künftig keine Tabakprodukte verkauft werden. Deshalb dürfe Tabakwerbung sie nicht erreichen und neugierig machen.

Diese Selbstverständlichkeit sei in praktisch allen europäischen Ländern Standard. Deshalb unterstützt eine äusserst breite Koalition die Initiative: die gesamte Ärzteschaft, alle grossen Gesundheitsorganisationen und die Dachverbände der Sport- und Jugendorganisationen sowie der Lehrerschaft und viele andere Organisationen.

«Riesiges Präventionspotenzial»

Gemäss Verein Lunge Zürich ist der Tabakkonsum die grösste vermeidbare Todesursache in der Schweiz. Mehr als 14 Prozent der jährlichen Todesfälle in der Schweiz sind auf den Tabak zurückzuführen. Jedes Jahr sterben 9500 Menschen an tabakbedingten Krankheiten. Das ist 40 Mal mehr als die Zahl der jährlichen Verkehrstoten.

«Das Präventionspotential bei Tabak ist riesig. Dass Tabakwerbung Kinder und Jugendliche nicht mehr erreicht, ist ein wichtiger Baustein davon», sagt Dr. med. Alexander Turk, Chefarzt Innere Medizin und Präsident Verein Lunge Zürich. Über 80 Prozent der Lungenkrebsfälle würden auf das Konto von Tabakrauch gehen. Gleichzeitig verursache der Tabakkonsum jedes Jahr direkte Kosten von 3 Milliarden Franken im Gesundheitswesen, was 4 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben entspreche.

«Der ursprüngliche Gesetzesentwurf ist durch Lobbyarbeit im Parlament verwässert worden. Mit der Initiative erhalten wir eine zweite Chance, dies zu korrigieren.»
Angelo Barrile, Hausarzt und Nationalrat

Zu viele Jugendliche rauchen

Mit 15 Jahren rauchen bereits 15 Prozent der Jugendlichen gelegentlich bis regelmässig (ohne E-Zigaretten), mit 17 Jahren sind es schon fast 24 Prozent die gelegentlich bis regelmässig rauchen, so die Angaben. Die Mehrheit der Raucherinnen und Raucher beginnt somit vor der Volljährigkeit. «Das ist kein Wunder», meint Prof. Dr. med. Alexander Möller, Fachspezialist Kinderpneumologie am Kinderspital Zürich, an der Zürcher Medienkonferenz.

«Das Tabakmarketing zielt ja auf die Jugendlichen. Das Gehirn der Jugendlichen ist in diesem Lebensabschnitt im Umbau. Sie sind besonders empfänglich für beeinflussende Tabakwerbung. Zudem ist das Gehirn in dieser Periode sehr empfindlich für Nikotin, welches entsprechend stark wirkt und eine Abhängigkeit verursacht». Der direkte Zusammenhang zwischen Tabakwerbung und -konsum sei durch zahlreiche Untersuchungen belegt. Praktisch alle Studien zeigen, dass zwischen der Häufigkeit, mit der Kinder und Jugendliche der Werbung und Promotion für Tabakprodukte ausgesetzt sind, und der Häufigkeit, mit der sie anfangen zu rauchen, ein kausaler Zusammenhang besteht, führt der Verein Lunge Zürich weiter aus.

Tabakwerbung omnipräsent

Heute sei die Tabakwerbung dort, wo die Jugendlichen sind: im Internet und in den sozialen Medien, in den Gratiszeitungen, an Festivals und an den Kiosken. Für sie sei Tabakwerbung also omnipräsent. Genau diese Werbung lasse das neue Tabakproduktegesetz weiterhin zu. «Der ursprüngliche Gesetzesentwurf ist durch Lobbyarbeit im Parlament verwässert worden. Mit der Initiative erhalten wir eine zweite Chance, dies zu korrigieren», sagt Angelo Barrile, Hausarzt und Nationalrat.

Das Parlament habe den Schutz der Jugendlichen vernachlässigt. Doch Kinder und Jugendliche müssten geschützt werden. Der einzige Weg dazu sei ein JA zur Initiative «Kinder ohne Tabak». Diese erlaube weiterhin Werbung, die die Erwachsenen erreicht: Durch Mailings, Abozeitungen und Spezialzeitschriften, spezifische Internetseiten sowie direkte Kontakte. Aber Minderjährige, denen keine Tabakprodukte verkauft werden dürften, sollen nicht beworben und neugierig gemacht werden, findet der Verein.

Schweiz ist Schlusslicht

Die Schweiz ist das letzte Land Europas und eines der letzten der Welt, in dem Jugendliche noch derart durch die Tabakindustrie beworben werden dürfen. «Man muss sich vergegenwärtigen: Jedes Kind, das heute nicht mit dem Rauchen beginnt, wird morgen nicht krank», sagt Angelo Barrile weiter.

Breit unterstützt

Hinter der Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» stehen die grossen Gesundheitsorganisationen der Schweiz. Neben der Allianz Gesunde Schweiz sind dies insbesondere mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz, die Krebsliga, die Lungenliga, die FMH, die Stiftung Sucht Schweiz, der Schweizerische Drogistenverband, der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse, Pädiatrie Schweiz, die Lungenfachärzte sowie die Kardiologen.

Hinzu kommt die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände. Auch Swiss Olympic, der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz mit seinem welschen Pendant SER und das Kollegium für Hausarztmedizin haben sich der Initiative angeschlossen.

Weitere Informationen: www.kinderohnetabak.ch

Zürioberland24/Goldküste24