Das nächtliche Zähneknirschen und Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer wird in der Fachsprache als Schlafbruxismus bezeichnet und kann verschiedene gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Ob Schlafbruxismus mit der Entstehung beziehungsweise dem Fortschreiten von Erkrankungen des Kiefergelenks in Zusammenhang steht, wird von der zahnmedizinischen Wissenschaft kontrovers diskutiert. Im Rahmen einer Studie wurden nun aber bestimmte Zahnformen und -positionen identifiziert, die sehr wohl zu Kiefergelenksproblemen in Folge von Bruxismus führen könnten.
Computermodell zeigt Auswirkungen
Ausgangspunkt der Forschungen war die Theorie, dass spezielle Kombinationen aus Zahnform und Zahnposition beim Knirschen einen Einfluss auf die mechanische Belastung des Kiefergelenks haben und dadurch als Risikofaktor für Erkrankungen in diesem Bereich gelten können.
Durchgeführt wurden die Untersuchungen an einem Computermodell der Kauregion, das Knochen-, Knorpel- und Muskelstrukturen enthält. Gegenstand der Forschung war das Zusammenspiel zweier Faktoren, die beim Zähneknirschen aufeinandertreffen. Einerseits handelt es sich dabei um die Form des betroffenen Zahnes, insbesondere um den Neigungswinkel jenes Zahnhöckers, der beim Knirschen mit seinem Gegenüber in Kontakt ist. Andererseits wurde die Position des Zahnkontakts (die sogenannte Abnutzungsfacette) während einer dynamischen Knirschbewegung vom Forschungsteam berücksichtigt.
Steilheit der Knirschfacette ausschlaggebend
Im Rahmen der Studie wurden die Auswirkungen von seitlichem Knirschen am ersten Mahlzahn und am Eckzahn mit sechs verschiedenen Neigungen der Abnutzungsfacetten simuliert. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl Neigung als auch Position der Abnutzungsfacetten einen Einfluss auf die Stärke der mechanischen Belastung des Kiefergelenks haben", erläutert ein Forscher. "Vor allem aber scheint die Steilheit der Knirschfacette dafür ausschlaggebend zu sein. Je flacher der Zahn, desto höher fällt die Gelenksbelastung und damit das Risiko für eine Kiefergelenkserkrankung aus."
Umgekehrt gelte: Haben die beim Bruxismus involvierten Zahnhöcker einen höheren Neigungswinkel, so konnte selbst bei gleicher "Knirschkraft" eine niedrigere Belastung im Gelenk berechnet werden. Ob diese Erkenntnis in die Entwicklung therapeutischer Massnahmen bei Schlafbruxismus einfliessen kann, sollen nun weitere mit klinischen Untersuchungen zeigen.