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10.03.2022

So sollten Sie sich im Ernstfall verhalten

Im Notfall ertönen in der ganzen Schweiz Sirenen. Bild: Archiv
Der gewohnte Alltag kann abrupt enden – das zeigt der Krieg in der Ukraine deutlich. Auch die St.Galler Bevölkerung ist verunsichert. Aber wie muss man sich verhalten, wenn hier plötzlich die Sirenen heulen?

Seit dem 24. Februar greift Russland unter der Führung von Wladimir Putin die Ukraine an. Bilder zeigen eine zerstörte Infrastruktur, verletzte Personen, Panzerkonvois und Kinder auf der Flucht. Das Land kann in nur zwei Flugstunden von der Schweiz erreicht werden. Die aktuellen Geschehnisse beunruhigen deshalb auch in St.Gallen.

«Einige Einwohnerinnen und Einwohner sorgen sich um die eigene Sicherheit und fragen beim Kanton an, ob genügend Schutzplätze und Medikamente vorhanden seien», heisst es in einer Medienmitteilung. Aber wie muss man sich verhalten, wenn die Sirenen im Ernstfall heulen? stgallen24 zeigt, worauf man achten muss.

Alarm erkennen

Zunächst ist es wichtig zu erkennen, ob es sich um einen allgemeinen Alarm oder einen Wasseralarm handelt. Der allgemeine Alarm ertönt in regelmässigen auf- und absteigenden Tönen. Beim Wasseralarm hingegen sind zwölf tiefe Dauertöne zu hören. Der Wasseralarm ertönt ausschliesslich in gefährdeten Gebieten unterhalb von Stauanlagen.

Beim allgemeinen Alarm soll man sofort das Radio einschalten oder die App Alert Swiss benutzen. Über diese Wege werden weitere Informationen und Verhaltensanweisungen kommuniziert. Beim Wasseralarm soll man das gefährdete Gebiet verlassen und ebenfalls über Radio oder Alert Swiss die Anweisungen beachten.

Schutzkeller gibt es in der Schweiz genügend Bild: Keystone

Genügend Schutzplätze für alle

Der Bezug der Schutzräume wird durch den Bundesrat angeordnet. Es gibt insgesamt rund 31'000 private und öffentliche Schutzräume. «Für jede Einwohnerin und für jeden Einwohner existiert ein Schutzplatz. Auch sind ausreichend Jodtabletten vorhanden und die Verteilung ist sichergestellt», heisst es auf Anfrage von stgallen24 beim Kanton. Der Bevölkerungsschutz im Kanton St.Gallen sei somit gewährleistet.

Es existiert auch eine Zuweisungsplanung (Zupla). So gibt es für jeden Einwohner innerhalb von 30 Minuten Fussweg einen Schutzplatz. Die Schutzraumzuweisung erfolge durch die jeweilige Wohngemeinde und werde mittels einer speziellen Software elektronisch bearbeitet. Zugewiesen werde nach bestimmten Kriterien (Beibehaltung Familien- und Wohngemeinschaften, kürzeste Distanz von der Wohnadresse zum Schutzraum etc.). Die Zuweisung könne über mehrere Kanäle kommuniziert werden, so der Kanton weiter.

Wasser und Konserven

Die Schutzräume seien für Aufenthalte von bis zu mehreren Tagen ausgelegt. Man sollte jedoch ein der Lage sein, sich für diesen Zeitraum ohne externe Hilfe zu verpflegen. Dafür ist ein Notvorrat für ungefähr eine Woche empfohlen. Dazu gehören zum Beispiel neun Liter Wasser pro Person, lang haltbare Lebensmittel und nötige Medikamente.

Über diese Zeitspanne hinaus und in besonderen Fällen können die Behörden Nahrungsmittel, Wasser und weitere wichtige Güter verteilen, etwa mit Unterstützung des Zivilschutzes, wie es auf der Webseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz heisst.

Selbstständige Evakuierung

Im Falle einer Evakuierung sollte man das gefährdete Gebiet umgehend selbstständig verlassen. Ist dies nicht möglich, soll man sich mit dem nötigsten Gepäck zu einem Notfalltreffpunkt (siehe Box) begeben. Von dort aus wird man so schnell wie möglich in ein Aufnahmegebiet ausserhalb des gefährdeten Gebiets gebracht.

Die Notfalltreffpunkte wurden am 1. September 2021 im Kanton St.Gallen eingeführt. In St.Gallen gibt es insgesamt 166 von ihnen. Sie dienen der Bevölkerung als Anlaufstelle für Informationen, als Abgabestelle für Hilfsgüter. Weiter können am Notfalltreffpunkt auch Notrufe an die Blaulichtorganisationen abgesetzt werden. Die Notfalltreffpunkte sind zu Fuss innert 30 Minuten ab Wohnort erreichbar und mit einer Signaltafel gekennzeichnet.

Notfalltreffpunkte Kanton St.Gallen

Diese Tafeln zeigen, dass es sich um ein Notfalltreffpunkt handelt. Bild: z.V.g

Mögliche Szenarien

Stromausfall

In einer Gesellschaft, die den Weg der Digitalisierung bestreitet, kann ein Stromausfall – besonders über mehrere Tage – herbe Folgen haben. Neben elektronischen Geräten im Haushalt und Heizungen ist auch der öffentliche Verkehr stark eingeschränkt oder nicht mehr verfügbar, Ampeln fallen aus, Bankomaten funktionieren nicht mehr, an Tankstellen kommt kein Benzin mehr und so weiter.

Bei einem Stromausfall wird empfohlen, alle netzbetriebenen Geräte auszuschalten, je nach Jahreszeit warme Kleidung zu tragen und zuerst die Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank beziehungsweise Tiefkühler zu konsumieren. Im Notfall kann man auch in diesem Fall einen Notfalltreffpunkt aufsuchen.

Bild: Pixabay

Radioaktivität

Es gibt drei Szenarien, in denen Radioaktivität für die Bevölkerung zur Bedrohung werden könnte: Unfall in einem Kernkraftwerk, eine Atombombe trifft die Schweiz, eine radioaktive Wolke weht über die Schweiz. Durch das Austreten radioaktiver Strahlung besteht die Gefahr, dass Boden, Gewässer Lebensmittel und Grundwasser verseucht werden. Eine zu starke radioaktive Belastung führt wiederum zu schweren gesundheitlichen Schäden wie Krebs.

Gemäss Alert Swiss sollte man in den ersten Stunden nach Freisetzung der radioaktiven Strahlung im Innern der Wohnung beziehungsweise des Hauses bleiben und das Zuhause verschliessen (Fenster, Lüftungen etc. schliessen). Zudem sollte man Radio, Decken und Jodtabletten bereithalten. Es besteht auch die Möglichkeit, dass man aus dem betroffenen Gebiet evakuiert wird und im schlimmsten Fall erst Jahre später wieder zurückkehren kann.

Sollte eine Atombombe die Schweiz treffen, sehen die Karten schlecht aus. Würde eine «Zar Bombe» (Sprengkraft von 50 Megatonnen TNT) das Kloster St.Gallen treffen, was höchst unwahrscheinlich ist, würde alles in einem Radius von 4,6 Kilometern um die Einschlagsstelle verdampfen, in einem Radius von 8,9 Kilometern würden Gebäude dem Erdboden gleich gemacht werden und in einem Radius von bis zu 60 Kilometern – also bis Kloten – würden Personen Verbrennungen dritten Grades erleiden.

Bild: unsplash.com
stgallen24/ Linth24/Goldküste24