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21.04.2022

Mit Emotionen umgehen

Hauptberuflich unterrichtet Anja Herren Deutsch als Zweitsprache im Kindergarten. Mit dem Schreiben von Kurzgeschichten geht sie einem Herzensprojekt nach. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Von mies zu mega – Anja Herren schreibt und erzählt personifizierte Kurzgeschichten für Kinder.

«Die Geschichte, die ich erzähle, spielt an einem Ort weit weg von der Erde», beginnt Anja Herren vorzulesen. Die Schaffhauserin arbeitet seit über 20 Jahren hauptberuflich als Kindergärtnerin und verfolgt seit Kurzem ein Herzensprojekt: das Schreiben sowie Aufnehmen von individuellen und persönlichen Kurzgeschichten. Ihre Geschichten zielen darauf ab, negative Emotionen in positive zu wandeln – von mies zu mega.  

Freude an Arbeit mit Kindern

Anja Herren ist in Stein am Rhein aufgewachsen, mittlerweile wohnt sie in Schaffhausen. Ihre Ausbildung hat die 44-Jährige am Kindergartenseminar gemacht und ist, nach einem kurzen Abstecher in einer Schaffhauser Bäckerei, in den Beruf Kindergärtnerin eingestiegen. «Es hat von Anfang an super gepasst, die Arbeit mit Kindern ist vielfältig und ich mag es, freie Entscheidungen zu fällen», erinnert sich Anja Herren. Doch schon früh wusste sie: Es ist nicht der Traumberuf, den sie bis zur Pensionierung ausüben will. Nach über 20 Jahren ist Anja Herren trotzdem immer noch mit viel Freude im Beruf tätig und unterrichtet momentan Deutsch als Zweitsprache im Kindergarten Feuerthalen. Mit dem Schreiben von personifizierten Kurzgeschichten baut sich die Kindergärtnerin aktuell ein zweites Standbein auf. 

Broadcast während dem Lockdown

So richtig entfacht ist die Passion für das Kurzgeschichtenschreiben während dem Lockdown: «Als die Kindergartenkinder zuhause bleiben mussten, nahm ich jeden Tag einen Beitrag auf und schickte ihn per Broadcast an die Eltern. Dies konnte beispielsweise eine Bastelanleitung sein, aber auch Aufgaben, welche die Kinder selbst daheim erledigen mussten», so die Kindergärtnerin. Mitunter begann sie auch regelmässig Geschichten aufzunehmen. «Als dann die Rückmeldung der Eltern kam, dass ihre Kinder diese hoch und runter hören, wusste ich, dass ich diese Leidenschaft weiterverfolgen will.» 

Parallel zur Arbeit im Kindergarten bildete sich Anja Herren dann weiter zum lizenzierten NLP Coach (NLP = Neuro-Linguistisches Programmieren). «Die Weiterbildung hat mich darin bestärkt, dass ich mit dem Schreiben das mache, was ich gerne und gut tue. Mein Masterziel war ausserdem, einen Podcast mit selbst geschriebenen Geschichten zu erstellen.» Eine grosse Erkenntnis aus den NLP Seminaren sei es, durch Sprache, Mimik und Gestik, das Unterbewusstsein auf verschiedenen Ebenen anzusprechen und so die passenden Emotionen abzurufen. «Normalerweise lesen wir Geschichten einfach durch. Wenn man jedoch weiss, dass es um Emotionen geht, ist die Struktur des Ablaufs wichtig. Wer würde schon wollen, dass das Unterbewusstsein eine Struktur erlernt, die ins Negative führt», erklärt die Bücherliebhaberin.

Von mies zu mega

Anja Herrens Kurzgeschichten starten jeweils mit negativen Gefühlen. «Das können Alltagsgefühle wie Langeweile, Pessimismus oder das Gefühl, übersehen zu werden, sein.» Auf einem Weg – der für das Unterbewusstsein verständlich ist – werden die Leserinnen und Leser dann auf die Reise mitgenommen, wie sich das Gefühl in ein positives umwandelt. Die Hauptwirkung am Ende: die Leserinnen und Leser haben ein gutes Gefühl und das Unterbewusstsein einen Leitfaden erhalten – daher auch der Name «Von mies zu mega». Aus Langeweile entfacht so die grosse Abenteuerlust, Pessimismus wird zu Optimismus und statt sich übersehen zu fühlen, entsteht das Gefühl, gesehen zu werden. 

Die Zielgruppe der Kurzgeschichten sind hauptsächlich Kinder zwischen vier und neun Jahren. Jedoch kann sich Anja Herren auch vorstellen, für Sekundarschülerinnen und -schüler sowie Erwachsene zu schreiben. Die Podcasts, die auf Spotify und iTunes zu finden sind, dauern etwa 10 bis 15 Minuten.   

Das Hauptmerkmal der Kurzgeschichten von Anja Herren ist, dass sie wirklich auf das individuelle Bedürfnis vom Kind abgestimmt sind. Es gehe nicht darum, den Charakter eines Kindes abzubilden; den Anknüpfungspunkt von der Geschichte zu sich mache das Kind selbst. Tiere seien neben Fantasiewesen als Hauptfiguren immer sehr gut geeignet für Kindergeschichten, führt die Geschichtenerzählerin aus. 

Das erste eigene Buch

Eher überraschend wurde Anja Herren vor einiger Zeit von einem Verlag angefragt, ein Buch zu schreiben. «Diese Herausforderung nahm ich gerne an. Ich bekam fünf Monate Zeit, Ende Mai ist bereits Abgabe.» Das Thema: Emotionen bei Erwachsenen. In dem Buch gehe es um negative Gedanken, tägliches Grübeln und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf den Körper. «Hauptsächlich fliessen viele Praxisbeispiele ein», so Anja Herren, deren Freude gross ist, dass sie ihr Hobby immer mehr in einen Beruf verwandeln kann. «Es ist so motivierend und hat etwas in mir freigelegt, das schon lange in mir geschlummert hat.» 

Wenn sie weiter in die Zukunft blickt, sieht Anja Herren verschiedene Möglichkeiten. «Ich könnte mir auch vorstellen ein Bilderbuch oder einen Geschichtenband herauszugeben.» Der nächste Schritt sei es, mit den eigenen Geschichten Vorlesungen für Kinder zu machen und ihre Projekte weiter zu verbreiten. «Der Direktkontakt und die persönlichen Gespräche sind das wichtigste.» So freut sich die Autorin sehr auf ihre erste Lesung am 18. Mai im Rahmen des Schweizer Vorlesetags, an dem sie im NIK Quartiertreff Niklausen von 14 bis 16 Uhr vorlesen wird.

Weitere Infos zu den Geschichten und der Vorlesung am 18. Mai sind unter vonmieszumega.ch zu finden.

Lara Gansser, Schaffhausen24/Goldküste24