Die kleinen nostalgischen Lokomotiven fahren bei schönem Wetter am Rhein entlang und Peter Steinemannn sorgt dafür, dass das alles reibungslos läuft. Im Interview mit dem «Bock» erzählt er, wie er dazu gekommen ist und was ihm die Arbeit im Verein bedeutet.
Wenn es um eine Freizeitattraktion im Städtchen Stein am Rhein geht, denken viele Menschen an die Steiner Liliputbahn. Von April bis Mitte Oktober dampfen die Lokomotiven bei schönem Wetter jeden Sonntag (während der Schulferien auch am Mittwoch) an der Promenade des Rheins entlang. Doch wer steckt eigentlich dahinter?
Wenn sich jemand mit den kleinen Lokomotiven auskennt, kann es nur Peter Steinemann sein – seit rund 46 Jahren ist er bei der Steiner Liliputbahn dabei und kümmert sich darum, dass die traditionellen Eisenbahnen in Gang bleiben. Peter Steinemann war schon immer von der Vielseitigkeit der Eisenbahnen und der Dampflokomotiven begeistert. «Ich habe meine Lehre bei der SBB als Betriebsbeamter absolviert», erzählt Peter Steinemann. «Jedoch war ich zu diesem Zeitpunkt nicht auf den Gleisen tätig, sondern an den Bahnhöfen und koordinierte alles rund herum, sodass die Züge ohne grosse Komplikationen ihren Fahrplan einhalten konnten.» Durch Charles Ball, den Gründer der Steiner Liliputbahn, wurde Peter Steinemann vor einigen Jahren auf die kleinen Dampflokomotiven aufmerksam. «Damals hatte Charles Ball noch eine Ford Garage in Rheinklingen und ich einen Ford, so lernte ich die Bahn kennen – eigentlich purer Zufall – durch meinen Ford und die Autogarage», erzählt Peter Steinemann freudig weiter. «Schlussendlich hat sich dieses Kennenlernen mit Charles Ball so entwickelt, dass ich bei der Bahn mitgeholfen habe und mich bis heute aktiv engagiere. Als 2011 der Verein gegründet wurde, war ich sofort im Verein dabei.» 2014 ging die Steiner Liliputbahn von der AG der Familie Ball in die Stiftung der Steiner Liliputbahn über.
Die Freude am Alten
Seit gut 47 Jahren dampfen die kleinen Lokomotiven auf den rund einen Kilometer langen Gleisen am Rhein entlang und ziehen somit immer wieder Besucherinnen und Besucher an, welche sich für die Dampflokomotive, aber auch für die Geschichte interessieren. «Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie die Kinder, aber auch die Erwachsenen Interesse an der Dampflokomotive zeigen», so das langjährige Vereinsmitglied. «Die Steiner Liliputbahn ist nicht nur für die Kleinen ein tolles Erlebnis, sondern auch die Erwachsenen haben immer sehr viel Freude daran, in den Wagons mitzufahren.» So besuchen an warmen und sonnigen Sonntagen immer wieder Touristen, aber auch Steinerinnen und Steiner die Liliputbahn, um sich für kurze Zeit auf eine Reise in der nostalgischen Dampflok zu begeben. Auf die Frage, was Peter Steinemann an der kleinen Dampflokomotive besonders fasziniert, erklärt er: «Das Handwerkliche sowie auch das Alte kombiniert mit dem Neuen– hinter jeder Dampflokomotive steckt eine Geschichte – so beispielsweise auch bei dem Krokodil», Peter Steinemann zeigt auf die braune Elektrolok, welche durch ihre Form an ein Krokodil erinnert. «Aber auch unsere älteste Lok hat eine Geschichte, welche auf ihre ganz eigene Art speziell ist.» Die Menschen zum Strahlen zu bringen, wenn der Betriebsleiter ihnen etwas über die Liliputbahn erzähle und dabei auch eine gewisse Neugier wecken könne, sei eine Bereicherung für seine Arbeit als Betriebsleiter und Lokführer. 1974 wurde die erste Dampflokomotive auf den damaligen Gleisen eingesetzt, um die Besucherinnen und Besucher von A nach B zu bringen. «Damals fuhren die Züge im Stadtgarten eine Runde und dann musste die Lokomotive die Wagons wieder zum Ausganspunkt zurückstossen», erinnert sich Steinemann zurück. «Die ersten Lokomotiven waren noch von Charles Ball selbst gebaut, sie konnten etwa 20 erwachsene Personen befördern, jedoch waren diese im Sommer durch den Besucherandrang oft überlastet, so musste dringend eine neue Lokomotive her, welche anschliessend im Jahr 1976 das erste Mal in der Spur 7 ¼ Zoll eingesetzt wurde.» Diese erste Dampflokomotive steht heute auch noch im Lokdepot in Stein am Rhein, jedoch nur noch als Erinnerungsstück.
Stetig weiterentwickelt
Mit der Zeit kamen immer mehr Dampflokomotiven dazu, so sammelten sich in den letzten Jahren die unterschiedlichsten Lokomotiven an, welche alle abwechslungsweise auf den Gleisen eingesetzt werden können. «Ich bin vor allem für die Organisation des Betriebes tätig, zusätzlich auch für die Ausbildung aller Helfer», erklärt Peter Steinemann. Seit einigen Jahren hat der Verein nebst den dampfbetriebenen auch Elektroloks, welche regelmässig auf den Gleisen eingesetzt werden. «Es ist spannend mit beiden Arten von Lokomotiven zu arbeiten, so kann ich das Handwerkliche mit meiner Leidenschaft zur Elektronik verbinden», ergänzt Peter Steinemann weiter. Auch die anderen Mitglieder des Vereins der Steiner Liliputbahn geniessen es, gemeinsam als Gruppe für den Unterhalt der Lokomotiven zu sorgen. «Wir haben viele Jugendliche im Alter von zwölf bis 20 Jahren, welche uns jeden Sonntag und bei weiteren anfälligen Arbeiten tatkräftig unterstützen – es ist schön zu sehen, dass wir als Vorstand unseren jungen Mitgliedern unser Wissen und vor allem auch die Freude zur Dampflokomotive weitergeben können», so der engagierte Eisenbähnler.
Den Ruhestand möchte Peter Steinemann noch nicht antreten, ihm mache seine Arbeit als Betriebsleiter noch zu viel Spass, sagt er und ergänzt freudig: «Solange ich die Lokomotive noch fahren kann, wird man mich auf den Gleisen der Steiner Liliputbahn antreffen.»