Infosekta verzeichnete im letzten Jahr 199 Anfragen zu Verschwörungsmythen - vor allem in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, wie die Fachstelle in ihrem am Donnerstag publizierten Jahresbericht schrieb. Meistens hätten diese zu Konflikten oder zu Kontaktabbrüchen innerhalb des Familienkreises geführt.
Oft seien die Angehörigen mit umstrittenen bis abstrusen Texten eingedeckt worden, ein Gespräch sei kaum mehr möglich gewesen und die Entfremdung zu gross geworden, weil sich der oder die Betroffene in einer Parallelwelt mit einer eigenen Logik bewegt habe.
Im Zentrum der Beratungen seien deshalb Besprechungen über ein geeignetes Vorgehen gestanden, weg von den Fake-News, hin zu einer emotionalen Annäherung und darum, die Balance zwischen Engagement und Abgrenzung zu finden.
Von Corona-Lüge zu Russland-Verteidigung
Mit dem Abklingen der Brisanz der Corona-Thematik hätten dann viele Angehörige gehofft, dass sich die Beziehung zum verschwörungsgläubigen Familienmitglied wieder normalisieren würde. Bei einigen habe sich die Hoffnung erfüllt.
Andere aber hätten feststellen müssen, dass die «Radikalisierung mit anderen Inhalten» weiterlaufe: Vom Kampf gegen die «Corona-Lüge» und die «Schweizer Diktatur» hin zur glühenden «Verfechtung der russischen Propaganda». Diese Entwicklung habe sich auch in der Beratungsarbeit abgebildet.
Gleichzeitig hätten sich vereinzelt auch an Verschwörungsmythen interessierte Personen an Infosekta gewandt, weil auch sie unter den familiären Konflikten litten, sich ausgegrenzt fühlten und eine Annäherung wünschten.