Dänu Wisler hat es nicht leicht. Mit seiner 2020 vorgelegten Gölä-Biographie wurde er Gegenstand einer kulturpolitisch hochbrisanten Kontroverse. «Gölä-Biographie sorgt für Zoff», titelte der Blick. Auch sonst hat der im Toggenburg lebende Berner Musiker und Autor wegen politisch unkorrekten Äusserungen Anfeindungen aller Art auszufechten. Im Radio wurden seine Songs weitgehend gecancelt. Ob es sich beim Titel seines neuen Buches «Die Weiberbüchse (Band 2)» um einen Fall von illegitimem Sexismus handelt, mögen die unter sich ausmachen, die eine solche Diskussion für nötig halten.
Unterhaltsam und leicht zu lesen
Viel interessanter ist hingegen die literarische Auseinandersetzung mit Wisler. Zunächst ist er ein hervorragender Erzähler. Er kreiert Figuren von übergeschichtlicher Gültigkeit und nimmt den Leser hinein in deren Gefühls- und Erlebniswelt. Sei es der Ritt eines Kuriers durch Feindesland, das erotische Spiel zweier Liebenden, oder der Auftritt des Teufelsgeigers an einem geheimen Tanzfest – stets lesen sich die Texte so, als wäre man dabei. Dabei richten sich die Plots nicht nach leicht durchschaubaren Schwarz-Weiss-Schemen.
Die Geschichten kommen unterhaltsam daher und sind leicht zu lesen, entpuppen sich aber beim zweiten Blick als kulturelle und geschichtliche Goldminen. Die Handlungen des neuen Buches sind eingefügt in den Zeitrahmen des Franzoseneinfalls von 1798 und des Russlandfeldzugs von 1812, und bieten ein detailliertes Wissen über Land und Leute, Geographie und Geschichte der damaligen Schweiz, insbesondere des Emmentals.