- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Am vergangenen Mittwoch war ich zu Gast in der Talkshow «Viertel nach Acht» von Bild TV in der deutschen Hauptstadt. Dabei war auch Norbert Bolz, emeritierter Professor für Medienwissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Ich habe Bolz schon als Student für seine messerscharfen Analysen geschätzt.
Bolz brach eine Lanze für die Streitkultur. Wir sollten wieder offen und ungeschminkt miteinander diskutieren, forderte er.
Wer Karriere machen will, schweigt
Damit hat er in Zeiten der überbordenden politischen Korrektheit und der Cancel Culture natürlich Recht.
Doch ein Satz, den der Professor sagte, beschäftigt mich. Erst seit er 65 und pensioniert sei, getraue er sich frei zu äussern, erzählte Bolz. Und er verstehe, wenn jüngere Wissenschaftler, die Karriere machen möchten, sich wegduckten und schwiegen.
Gender-Wahn entstand an Universitäten
Mit Verlaub: Das kann es doch nicht sein!
Das akademische Milieu ist verkrustet. Ja, schlimmer noch: Viele der freiheitsfeindlichen aktuellen Bewegungen sind an den Hochschulen entwickelt worden – von der Gender-Theorie bis zur «kulturellen Aneignung».
Akademische Betonmischer
Akademisch formuliert, werden wir hier Zeugen einer «Dialektik der Aufklärung»: Die Toleranz kippt in Intoleranz, die Freiheit in Unfreiheit. Ausgerechnet unsere Akademiker, die mit Steuergeldern dafür bezahlt werden, dass sie frei von Zwängen frei denken, frei forschen und frei reden, sind zu Aposteln der Unfreiheit geworden. Zu Betonmischern der öffentlichen Debatte.
Der Geist aber muss ein «Wühler» sein, wie es der Schweizer Historiker Jacob Burckhardt im 19. Jahrhundert formulierte – unbequem, unerschrocken, unzensiert. Und er darf damit nicht erst anfangen, wenn er in Rente geht.