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09.10.2022

Dr. Gut: «Betreutes Denken an den Hochschulen»

Dr. Gut: «Ausgerechnet unsere Akademiker, die mit Steuergeldern dafür bezahlt werden, dass sie frei von Zwängen frei denken, frei forschen und frei reden, sind zu Aposteln der Unfreiheit geworden.» Bild: Linth24/Pixabay
Der erlaubte Meinungskorridor wird immer enger. Besonders engstirnig sind unsere Hochschulen. Dabei sollten doch gerade sie Orte des freien Denkens und Redens sein.
  • Kolumne von Dr. Philipp Gut

Am vergangenen Mittwoch war ich zu Gast in der Talkshow «Viertel nach Acht» von Bild TV in der deutschen Hauptstadt. Dabei war auch Norbert Bolz, emeritierter Professor für Medienwissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Ich habe Bolz schon als Student für seine messerscharfen Analysen geschätzt.
Bolz brach eine Lanze für die Streitkultur. Wir sollten wieder offen und ungeschminkt miteinander diskutieren, forderte er.

Wer Karriere machen will, schweigt

Damit hat er in Zeiten der überbordenden politischen Korrektheit und der Cancel Culture natürlich Recht.
Doch ein Satz, den der Professor sagte, beschäftigt mich. Erst seit er 65 und pensioniert sei, getraue er sich frei zu äussern, erzählte Bolz. Und er verstehe, wenn jüngere Wissenschaftler, die Karriere machen möchten, sich wegduckten und schwiegen.

Gender-Wahn entstand an Universitäten

Mit Verlaub: Das kann es doch nicht sein!
Das akademische Milieu ist verkrustet. Ja, schlimmer noch: Viele der freiheitsfeindlichen aktuellen Bewegungen sind an den Hochschulen entwickelt worden – von der Gender-Theorie bis zur «kulturellen Aneignung».

Akademische Betonmischer

Akademisch formuliert, werden wir hier Zeugen einer «Dialektik der Aufklärung»: Die Toleranz kippt in Intoleranz, die Freiheit in Unfreiheit. Ausgerechnet unsere Akademiker, die mit Steuergeldern dafür bezahlt werden, dass sie frei von Zwängen frei denken, frei forschen und frei reden, sind zu Aposteln der Unfreiheit geworden. Zu Betonmischern der öffentlichen Debatte.
Der Geist aber muss ein «Wühler» sein, wie es der Schweizer Historiker Jacob Burckhardt im 19. Jahrhundert formulierte – unbequem, unerschrocken, unzensiert. Und er darf damit nicht erst anfangen, wenn er in Rente geht.

Dr. Philipp Gut schreibt auf dem Online-Verbund von Portal24 jede Woche eine Kolumne, die auf den 16 dem Verbund angeschlossenen Portalen jeden Sonntagmorgen publiziert wird. Philipp Gut ist Buchautor und einer der profiliertesten Journalisten der Schweiz. Mit seiner Kommunikationsagentur Gut Communications GmbH berät er Parteien, Verbände, Unternehmen und Private.

www.gut-communications.ch

Dr. Philipp Gut, Kolumnist Goldküste24