- Monika Abdel Meseh
Rund 40 bis 60 Menschen gehen hier täglich ein und aus, um das kostenlose Angebot zu nutzen. «Die Menschen kommen aus vielen Gründen zu uns. Die meisten brauchen Hilfe bei der Benutzung des PCs, beim Ausfüllen von Formularen, beim Schreiben von Bewerbungen oder auch bei der Wohnungssuche», erläutert Stephan Hochuli. Das Kafi Klick ist also nicht nur ein Hilfsangebot für Menschen, die Mühe mit digitaler Kommunikation haben, sondern auch eine Anlaufstelle für administrative Fragen. Seit Neuestem ist die Benutzung der PC durch ein Anmeldesystem geregelt, so wurden die Wartezeiten auf ein Minimum reduziert. Dabei kann man telefonisch oder persönlich einen Termin abmachen.
Hier fühlt sich jeder und jede aufgehoben, besonders dadurch, dass die Betreuung in mehreren Sprachen erfolgen kann. «Wir sprechen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Aber man muss natürlich bedenken, dass wir keine professionellen Übersetzer sind», so die Co-Leiterin Ladina Marthaler.
Kleines Café mit grosser Kundschaft
2009 wurde Kafi Klick als kleines Projekt von der IG Sozialhilfe gegründet. Im März 2020 hat sich aber dann ein eigener Verein ebenfalls unter dem Namen Kafi Klick konstituiert. Damals war das hauptsächliche Ziel, einen Internetzugriff für armutsbetroffene Menschen zu schaffen. «Durch die Digitalisierung hat sich das jedoch verändert. Fast jeder konnte sich Zugang zum Internet verschaffen, aber die wenigsten wussten, wie man einen Computer bedient», äussert sich Marthaler. Durch das rasante Wachstum musste das Kafi Klick zum jetzigen Standort wechseln. «Wir sind sehr glücklich hier, weil wir gut in der Nachbarschaft verankert sind. Dadurch können uns die Leute auch leichter finden», betont die junge Frau weiter. Das Einzige, was sie sich noch zusätzlich wünschen, wäre ein Pausenraum für die Mitarbeiter, wo auch ruhige Beratungen geführt werden können.
Es stellt sich nun die Frage, wie das Kafi Klick dieses kostenlose Angebot finanzieren kann. «Wir sind natürlich stark auf Spenden angewiesen. Dieses Jahr geht es dem Kafi Klick besser, da die Stadt Zürich ihre Beiträge erhöht hat», erklärt Stephan Hochuli, ebenfalls Co-Leiter des Cafés.
Bis 2021 hat die Stadt jährlich 47 000 Franken zur Verfügung gestellt, dieses Jahr wurde die Summe verdreifacht, auf rund 150 000 Franken. Dies deutet auf die Wichtigkeit und den Bedarf solch eines Angebots hin.
Ladina Marthaler fügt hinzu, dass sie nicht nur Geld, sondern auch Kleiderspenden annehmen. Im kleinen Café ist eine Kleiderstange in der hinteren Ecke des Raumes zu sehen. Sowohl Kleidung für Erwachsene als auch für Kinder sind dort zu finden. Die Besuchenden können sich einfach bedienen und mitnehmen, was sie brauchen.
Donnerstag ist Frauentag
Am Donnerstag sind die Türen des Kafis Klick ausschliesslich für Frauen geöffnet. Wegen Corona sind die Frauen immer seltener ins Café gekommen. Sie wurden zu einer Randgruppe. Dem wollte man entgegenwirken. Dies begründet das Leitungsteam wie folgt: «Wir wollen den Frauen einen Raum für eine persönlichere, intimere, emotionalere Betreuung geben, damit sie Vertrauen zu uns gewinnen können. Manche sprechen uns dann wegen Themen wie häusliche Gewalt, Scheidung, Kindererziehung und andere persönliche Anliegen an.» In diesen Fällen liegt der Fokus nicht nur auf dem Computerzugang, sondern auf dem Beraten und Finden von Lösungsansätzen. In einem weiteren Schritt werden mit den Frauen die richtigen Anlaufstellen angeschrieben. Dies zeigt, dass geschlechtsspezifische Formen von Armut weit verbreitet sind und viele Frauen damit zu kämpfen haben.
«Hier ist es einfach super»
So geht es auch einer aus Somalia stammenden Frau, die nicht namentlich erwähnt werden will. Sie ist seit drei Jahren in der Schweiz und nutzt auch genauso lang das niederschwellige Angebot. Da sie gerade auf Arbeitssuche ist, kommt sie ins Kafi Klick. «Ich brauche Hilfe, um Bewerbungen am Computer zu schreiben, Termine zu machen und Formulare auszufüllen.»
Die junge Frau besucht das Café sowohl mit ihrem Mann als auch alleine mit ihrer dreijährigen Tochter. Wie sie das Angebot findet, beschreibt sie mit einem Wort: «Wunderbar.» Besonders gefreut hat sie sich über die Einführung des Frauennachmittags: «Ich habe keine Angst, alleine zu kommen, alle kennen mich und meine Tochter hier.» Selbst wenn die Somalierin mal keine Hilfe braucht, kommt sie, um einen Kaffee mit den anderen Frauen zu trinken. «Wir sind alle wie eine Familie», sagt die junge Mutter ganz glücklich, «hier ist es einfach super. Ich habe all meinen Nachbarn vom Kafi Klick erzählt.» Genau das macht das Kafi Klick aus, es gibt seinen Besucherinnen und Besuchern das Gefühl, dass sie nicht alleine sind, sondern dass sich jemand um sie kümmert.