- Dorfpost-Leitartikel von Gemeinderat Gauthier Rüegg
Ob in den Medien, am Familientisch oder in der Geschäftsleitung eines KMUs alles dreht sich um ganz grundlegende Fragestellungen.
Diese breit geführte Diskussion schafft eine Sensibilisierung bzw. auch ein Bewusstsein für Themen der Energienutzung, -erzeugung, -versorgung oder auch -speicherung. Die Küsnachter Gemeindeversammlung kam dieser Diskussion zuvor und bestätigte mit ihrem Entscheid vom 7. Dezember 2021 die Grundlage für ein Küsnacht, welches sich von den Abhängigkeiten der fossilen Energieträger lösen und sich mit erneuerbarer und regional produzierter Energie versorgen möchte.
Erdwärme statt Öl
Der Wunsch nach lokaler Förderung von Energie ist in Krisenzeiten besonders stark. Doch im Gegensatz zu den 1960 vorgenommenen Bohrungen für eine Erdölförderung in Limberg sind die heutigen Bohrungen in den Untergrund eine ökologisch sowie wirtschaftlich nachhaltige Investition für die Zukunft. Die Not macht erfinderisch und so zähle ich persönlich sehr auf die bereits intensiv laufenden Bestrebungen, die künftigen Innovationen sowie die stetige Weiterentwicklung unserer Infrastruktur hin zu einer erneuerbaren und regionalen Energieproduktion.
Gesetzlich nicht autark
Ähnlich wie bei den komplexen Abhängigkeiten im Stromnetz, verhält es sich bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Energiethematik. Eine Gemeinde kann gesetzlich nicht autark operieren. Nebst der Zusammenarbeit mit den Nachbarsgemeinden in der Region sind übergeordnete Voraussetzungen massgebend für den Handlungsspielraum sowie das Wirkungsfeld einer Gemeinde. Küsnacht muss sich laufend an gesetzliche, energetische und verfahrensrechtliche Änderungen (wie z.B. Energiegesetz, Planungs- und Baugesetz (PBG), Bauverfahrensverordnung (BVV), Verfahrensbeschleunigungen usw.) anpassen. Dies erfordert zum einen eine stetige politische Auseinandersetzung mit der betreffenden Thematik, zum anderen eine stetige Weiterentwicklung der kommunalen Massnahmen wie u.a. das kommunale Förderprogramm.
Mehr koordiniertes Handeln
Der Kanton Zürich bearbeitet die Energiethemen zurzeit mit sehr grossem Eifer. Als Gemeinde stehen wir vor der Herausforderung, dass wir uns rasch auf neue kantonale Massnahmen ohne vorgelagerte Konsolidierung zwischen Kanton und Gemeinden einstellen müssen. Zudem gilt es zu diesen Massnahmen eine Haltung zu entwickeln, diese auf die kommunalen Gegebenheiten herunterzubrechen sowie die Thematik den Küsnachterinnen und Küsnachter zu vermitteln. Ich würde es sehr begrüssen, wenn der Kanton vermehrt auf die Kommunen zugeht und sein Handeln mit diesen besser abstimmen würde. Eine erfolgreiche Energiewende sowie die Erreichung der Klimaziele gelingen nur, wenn alle gemeinsam darauf hinwirken. Übereifriges Vorpreschen ohne Rücksicht auf die umliegenden Partner löst rasch eine Abwehrhaltung aus, welche den sachbezogenen Dialog und die Umsetzung von zweckdienlichen Massnahmen verzögert oder gar verhindert.
Kompass Vision 2040
So war es der Dialog, welcher an der Gemeindeversammlung im Dezember 2021 das Ziel für Küsnacht entwickelte. Mit der Vision 2040 und den darin enthaltenden Leitzielen sowie dem Massnahmenkatalog gibt die Gemeindeversammlung dem Gemeinderat und der Verwaltung eine klare Richtung in den Themen Klima, Energie, Grünraum sowie Naturschutz vor. Mit diesem Kompass hat die Gemeinde das Rüstzeug, um z.B. eigene Akzente in der Förderung von Projekten zu setzen oder sich als Vorbild zu positionieren.
Förderung massgeschneidert
Mit der Verabschiedung des Kredits zum Programm Klima, Grünraum und Energie 2022–2025 durch die Gemeindeversammlung vom 7. Dezember 2021 erhielt die Gemeinde den Rahmen für die Umsetzung der Vision 2040 in der laufenden Legislatur. Die Gemeinde verfolgt dabei den Ansatz, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gezielte Anreize zu schaffen und nicht die bereits durch den Kanton geförderten Massnahmen ein zweites Mal finanziell zu unterstützen. Zudem hat der Gemeinderat zusammen mit der Energie- und Naturschutzkommission (ENAK) weitere Themen wie das Ortsbild (höherer Beitrag für Indach-Photovoltaikanlagen) oder die Förderung des hiesigen Gewerbes (höherer Beitrag für Salzwasserspeicheranlagen, kleinerer Beitrag für Lithiumspeicher) in das Förderprogramm miteinfliessen lassen.
Gemeinsam anpacken
Die Umsetzung der gemeinsamen Vision 2040 gelingt uns nur gemeinsam. Mit dem Programm Klima, Grünraum und Energie 2022–2025 können leichtfüssig Bottom-up-Massnahmen unterstützt werden. Gerne lade ich Sie ein, Ihre Ideen in die Energie- und Naturschutzkommission (ENAK) einzubringen. Ich freue mich, meinen Beitrag zur Umsetzung der Vision 2040 zu leisten und bin überzeugt, dass wir in der laufenden Legislatur gemeinsam einen grossen Schritt zur realisierten Vision machen werden.