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Meilen
30.12.2022

Erosion setzt den Fundstellen zu

Die nicht alle erhaltenen Pfähle liegen verstaut im Archiv der Kantonsärchologie. (Symbolbild) Bild: wirtschaftsraum-zuerich.ch
In Meilen und Männedorf macht die Erosion den zahlreich entdeckten Pfahlbau-Fundstücken zu schaffen.
Bild: Open-Street Map contributors.

In der Kantonsarchäologie in Dübendorf liegen Gefässe, Klingen aus Stein oder Knochen und auch Holzpfähle. Doch von letzteren liegen nicht alle im Archiv der Kantonsarchäologie. Noch sind viele auf dem tiefen Grund des Zürichsees.

In Zollikon, wie die Zürichsee-Zeitung berichtet, wurde erst 2019 die Fundstelle Strandplatte Nord entdeckt. Die fast hundert Fundstellen stammen aus dem Zeitraum von 4300 bis 800 vor Christus. Sie erzählen die Kulturgeschichte der Pfahlbauern.

Getreide in Zollikon gefunden

Nach 170 Jahren intensiver Pfahlbauforschung sind immer noch Entdeckungen möglich, was doch sehr speziell ist, so auch in Zollikon. Mit Kernbohrern hat man bis 1,6 Metern unter dem Seegrund Überreste von Getreide gefunden. Die Pfahlbauern waren nämlich nicht nur Jäger und Sammler, sondern auch Landwirte. Die gefundenen Schichten stammen aus dem Zeitraum von 3900 bis 2600 vor Christus.

Die Pfahlbauern kehrten periodisch an den gleichen Standort zurück. Sie waren mobil. Wie sie ausgesehen haben, und wie alt sie wurden, ist sehr schwierig herauszufinden. Man bräuchte Skelette, doch dazu fehlen die Gräber. In Erlenbach-Winkel und in Kempraten SG fand man jungsteinzeitliche Gräber.

Die Frage ist,  ob auch unter der Strandplatte Nord in Zollikon Pfähle verborgen liegen. Doch müsste man den Boden öffnen und das tut man in der Regel erst, wenn es ein Bauvorhaben gibt.

Unzällige Funde in Meilen

Die Fundstelle Schellen in Meilen ist dafür sehr gut zugänglich. In unmittelbarer Nähe zum Strandbad Dorfmeilen wurden 2021 und 2022 wieder unzählige Funde gemacht. Gefunden wurden textile Netzgeflechte, Holzschalen, Werkzeugte aus Holz und auch ein Flügelholm, ein Messer mit geschwungenem Griff.

Für Adrian Huber, Projektleiter der Kantonsarchäologie, und seine Kollegen, ist es besonders speziell, dass sie eine dunkle Keramikschale von Forschern bekamen. Diese Schale ist gut 6000 Jahre alt und nahezu unversehrt. Diese mit Rindenmaterial gefüllte Schale wurde direkt am Grund vor der Badi gefunden.

Doch die Fundstellen sind wie die Schellen durch die Erosion bedroht. Die Kulturschicht ist nur durch ein Steinlage noch geschützt und dadurch stark gefährdet.

Durch Erosion nur noch Pfahlspitzen

In der Leuenhaab in Männedorf schreitet die Erosion auch voran. Vielfach findet man nur Pfahlspitzen. Die Gefährdung hängt von den Faktoren ab, wie Wasserspiegel, Grösse der Wellen sowie der Exposition der Schichten. Je mehr die Fundorte beim Wasserspiegel liegen, desto gefährdeter sind sie. Am rechten Zürichseeufer in der Mitte hängt die Exposition mit dem Westwind zusammen. Auch Stürme wie Burglind haben einen negativen Einfluss auf die Fundstellen. Der Orkan wütete 2018 und legte Kulturschichten, Pfähle und Pfahlschuhe frei.

Fundstellen gut schützen

Doch gibt es auch von Menschen gemachte Einflüsse wie zum Beispiel schleifende Bojenketten und Anker. Die Archäologen wollen aufklären bei den Bootsfahrschulen, aber auch bei den Wasserunternehmen. Meist werden die Stätten nicht aus bösem Willen, sondern aus Unwissenheit, beschädigt.

Sperrzonen wie in Wädenswil vor dem Schilfgürtel sind ebenfalls eine Hilfe beim Erhalt. Die Fundstelle Vorder Au, die Rorenhaab in Obermeilen, diejenige in Erlenbach-Winkel und jene in Feldbach-West gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.

Fundorte werden zum Schutz auch mit Vliesen und aufgeschüttetem Kies vor der Witterung geschützt. In Meilen ist dies jedoch etwas schwierig. Was man nicht erhalten kann, wird geborgen.

Der Archäologe und sein Team wollen sich Gedanken machen, wie man diese reichhaltigen Fundstellen gut und dauerhaft schützen kann. Auch im Hinblick, dass das Strandbad Dorf in Meilen neu gestaltet werden soll.

Patricia Rutz/Goldküste24