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02.01.2023
05.01.2024 14:03 Uhr

Was bedeutet der Berchtoldstag eigentlich?

Der 2. Januar ist nicht in der ganzen Schweiz ein Feiertag. (Symbolbild) Bild: Goldküste24
Was hat es auf sich mit dem Berchtoldstag, an dem die Geschäfte am 2. Januar auch noch geschlossen haben?

Im Kanton St. Gallen starteten die Menschen ganz gewohnt mit ihrer Arbeit nach den Feiertagen. Wir sprechen vom Berchtoldstag – manchmal heisst er auch Bächtelistag, Berchtelistag, Bertelistag, Bärzelistag oder Bechtle.

Berchtold war kein Heiliger?

Der Tag hat nichts mit dem heiligen Berchtold zu tun, denn den gibt es nicht. Vielmehr steht im Schweizerischen Idiotikon, dass der Berchtoldstag mit dem Dreikönigstag vom 6. Januar in Verbindung steht. Das könnte vom mittelhochdeutschen Wort berchttac (glänzend, leuchtend) vom griechischen Wort Epiphanias abgeleitet sein. Epiphanias ist der Dreikönigstag.

Bank, Post und SBB geschlossen

Die Tradition vom freien Tag hat sich insbesondere in Teilen der Schweiz mit alemanischer Bevölkerung durchgesetzt, von dort ging er via Berner Herrschaft auch in die Westschweiz. Ausser im Kanton Zürich ist auch im Kanton Aargau (teilweise), Bern, Jura, Neuenburg, Thurgau, Waadt und Schaffhausen der Berchtoldstag ein offizieller Ruhetag. Er hat aber generell einen unklaren Status. Bei den Schweizer Banken, bei der Post und bei der SBB gilt er als Feiertag. Ebenfalls ist der Berchtoldstag im Elsass und in Lichtenstein ein Feiertag.

Unklarer Status

Da der Berchtoldstag einen unklaren Status hat, machen viele Arbeitnehmer frei, müssen jedoch einen Ferientag oder Überzeit anrechnen. Viele Detailhandelsgeschäfte nutzen den Tag für die Inventur und haben darum geschlossen. Grossverteiler haben manchmal im selben Kanton geöffnet.

Der Zusatzfeiertag gilt in den reformierten Kantonen als arbeitsfreier Nachfeiertag zum Neujahrestag, wie der Ostermontag zu Ostern, der Pfingstmontag zu Pfingsten und der Stephanstag zu Weihnachten. Er gilt als Kompensation zum gestrichenen Dreikönigstag, der in den katholischen Kantonen ein Feiertag ist.

Bächtelswurst und Neujahrsblatt

Am Berchtoldstag wird in den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Thurgau Geselligkeit gepflegt. Im Zürcher Unterland, beispielsweise in der Gegend um Bülach und Rafz, versammelt sich die Bevölkerung in verschiedenen Beizen, um zu bächteln. Dabei ziehen lokale Musik-, Comedy- und andere Unterhaltsgruppen von Beiz zu Beiz, um die jeweiligen Gäste zu unterhalten. Die Wirte ihrerseits versorgen die Menschen mit Speis und Trank. Als Spezialität gibt es eine Bächtelswurst mit Bächtelsweggen. Die Bächtelswurst wird nach speziellem Rezept für diesen Anlass hergestellt.

Auch die Neujahrsblätter sind am Berchtoldstag entstanden. Das erste Neujahrsblatt schuf der Maler Conrad Meyer, der für 1645 für die Burgerbibliothek Zürich einen Einblattdruck konzipierte und diesen mit einem Gedicht des Barockdichters Johann Wilhelm Simler versah, fortgeführt bis heute durch die Zentralbibliothek Zürich. Auch die Antiquarische Gesellschaft in Zürich seit 1837, die Naturforschende Gesellschaft in Zürich seit 1871, die Allgemeine Musik-Gesellschaft Zürich seit 1876 und Zürcher Kunstgesellschaft seit 1901.

Patricia Rutz/Goldküste24