Viele verspüren eine latente Verzweiflung, bedrückende Ängste, manchmal gar Hoffnungslosigkeit. Was kommt alles noch auf uns zu? Wird das jemals wieder besser? Zum Glück gibt es einen Anker für die stürmische See: Dankbarkeit. Denn sie ist so viel mehr als nur eine Floskel.
Schon als Kind haben wir gelernt, immer höflich Danke zu sagen. Für ein Geschenk, an der Fleischtheke, wenn wir eine «Rölleli» Kalbfleischwurst bekommen haben, oder wenn der Busfahrer uns extra die vorderste Tür geöffnet hat. Wie eine Art Floskel wurde uns Dankbarkeit eingetrichtert. Aber ist das alles? Was bedeutet Dankbarkeit wirklich? Was bedeutet Dankbarkeit für Sie?
Von der Floskel zur Lebenseinstellung
Gehen wir zurück ins Jahr 2018. Ich hatte alles in meinem Leben, den gewünschten Job, schöne Reisen, großartige Freunde. Und doch war ich gefangen im Hamsterrad, wurde geplagt von einer latenten Unzufriedenheit und hetzte rastlos durchs Leben. Bis ich für längere Zeit krankgeschrieben werden musste. Ich steckte tief in der Krise. Dankbarkeit… schwierig. Eher viel Verzweiflung, Angst, Wut und Hoffnungslosigkeit. Und doch gab ich ihr eine Chance. Schliesslich las ich an so vielen Orten, dass Dankbarkeit wirklich hilft. Heute kann ich sagen: Ja, das stimmt. Sie war mein Begleiter auf dem Weg raus. Sie hat mir geholfen, nicht nur zu sehen, was ich nicht habe, sondern zu erkennen, was ich habe und worauf ich stolz sein kann. Das hat mir ein neues Lebensgefühl geschenkt und seither ist Dankbarkeit nicht mehr nur eine Floskel, sondern eine Lebenseinstellung. Ein wohliges Gefühl, das meinen Körper durchströmt, wenn ich beim Spazieren auf dem Zürichberg den Sonnenuntergang beobachte oder aber der Anker, den ich werfe, wenn es gerade anspruchsvoll zu und her geht im Leben.
Dankbarkeit im Alltag kultivieren
Das Faszinierend an der Dankbarkeit ist ihre Einfachheit. Jede und jeder kann Dankbarkeit in seinen Alltag integrieren, jederzeit. Es braucht keine Weiterbildung, noch nicht mal eine Anleitung, sondern nur das bewusste Leben von Dankbarkeit. Die Veränderung ist nach wenigen Tagen spürbar. Es stellt sich Zufriedenheit ein, Leichtigkeit, ganz allgemein ein positiveres Lebensgefühl. Diverse Studien konnten auch belegen, dass Dankbarkeit hilft abzuschalten, besser zu schlafen und als Ventil dient in Stresssituationen.
Zu Beginn braucht es etwas Durchhaltewille, denn Dankbarkeit funktioniert wie ein Muskel. Dabei unterstützen einerseits mein Buch «dankbar – das Tagebuch» oder sogenannte «Dankbarkeits-Stolpersteine», zum Beispiel ein Notizbuch direkt neben dem Wecker, um nach dem Aufstehen drei Dinge aufzuschreiben, für die man dankbar ist, oder ein Urlaubsfoto als Smartphone-Hintergrund und bei jeder Betrachtung bedankt man sich für ein Urlaubserlebnis. Oder aber die Dankbarkeits-Vase wo man jedes Mal einen Stein reinlegt, wenn man für etwas tiefe Dankbarkeit verspürt. Und als kleiner Tipp: Ergänzen Sie stets das Wörtchen «weil». Ich bin dankbar für, weil… Das hilft, ins Fühlen zu kommen, und verstärkt die Wirkung.
Wunderpille Dankbarkeit?
«Leider» nein. Gerade wenn einem das Leben einmal übel mitspielt Krankheit, Unfall, chronische Schmerzen, da ist es definitiv nicht ganz einfach, Dankbarkeit zu verspüren. Nichtsdestotrotz kann ich heute sagen: gerade in Krisensituationen entfaltet Dankbarkeit ihre grösste Wirkung. Warum? In Krisen ist es besonders wichtig, die Hoffnung nicht zu verlieren und mit Ängsten und Unsicherheiten umgehen zu können. Da kommt die Dankbarkeit ins Spiel. Sie verändert unseren Fokus, bringt uns ins Hier und Jetzt. Es ist nicht möglich gleichzeitig dankbar und ängstlich oder wütend zu sein. Das verändert die eigene Wahrnehmung und stärkt die Psyche. Nicht weil dankbare Menschen weniger negative Emotionen verspüren oder diese gar wegdrücken, sondern weil sie anders damit umgehen. Weil sie auch in weniger schönen Situationen etwas Positives erkennen, wofür sie dankbar sein können.