Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Magazin Agenda
Kommentar
Magazin
20.01.2023

Wo stehen wir – «in between»

Für mich eine eigenartige Zeit – und für Sie? (Symbolbild) Bild: Pixabay
Immer wieder mache ich mir Gedanken über die Zeit, die momentane Weltsituation und auch über uns Menschen im Allgemeinen. Wo stehen wir nach bald drei Jahren von Turbulenzen?

Auch in dieses neue Jahr bin ich nicht wie sonst gestartet – Sie mögen fragen, was ist der Unterschied?

Früher begann ich das neue Jahr in einer gewissen Weise unbeschwert. Vorsätze habe ich mir nie vorgenommen, weil ich keine habe. Wenn ich ein Ziel unter dem Jahr habe, dann versuche ich, es zeitnah umzusetzen.

Doch seit dem Übergang 2020/2021 mache ich mir Gedanken, weil sich mein Leben grundsätzlich verändert hat. Mein Umfeld hat sich verändert, meine Einstellung zu meinem eigenen Leben, und ich habe mehr Visionen, wie ich mein Leben sonst noch gestalten könnte. Ich mache mir Gedanken über das Leben im Allgemeinen und über mein eigenes. Ich fühle mich wie in einem Zwischenzustand. Irgendetwas wird anders werden nur bei mir oder auch in der Welt?

«Bliib gsund»

Meine Gespräche mit Menschen sind anders geworden. Die Themen sind von mehr Tiefe geprägt. Die Menschen sind nachdenklicher geworden. Die Weltsituation macht ihnen zu schaffen. Viele Dinge im Alltag sind nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Oft enden die Gespräche mit: «Bliib gsund». Ach ja, das Virus, das immer wieder mal mit einer anderen Variante auftaucht. Die Gesundheit ist ein grosses Thema geworden. Fachpflegepersonal fehlt an allen Ecken und Enden. Warum denn? Gibt es mehr Kranke als noch vor fünf Jahren? Sind die Arbeitsbedingungen immer noch so schlecht wie vor vielen Jahren? Was muss sich ändern?

Die Stromrechnung ist höher geworden. In der Bäckerei bekomme ich die Auskunft auf meine Frage, wie hoch den die Brotkosten gestiegen seien, 20 Rappen. Vor Kurzem publizierte ich selber einen Artikel, dass die Lebensmittelpreise gestiegen sind. 20 Rappen ist noch viel, wenn jedes Lebensmittel 20 Rappen mehr kostet als früher. Die Strompreise und die Rohmaterialien seien gestiegen. Wenn ich nach der Ursache frage, ist es der Krieg. Dann fühle ich mich jeweils zurückversetzt in die Zeit, als mir meine niederländische Grosstante vom zweiten Weltkrieg erzählte. Wie stark sind arme Menschen und kinderreiche Familien von dieser Situation betroffen? Ich habe immer mehr Fragen.

Es ist wirklich anders geworden

An manchen Orten werden nur noch Kredit- und Bankkarten akzeptiert. Warum denn? Wegen dem Virus? Der ist doch nicht mehr so akut oder doch? Die Bargeldinitiative geht um. Das Bargeld soll verschwinden, warum denn? Eine Kreditkartenzahlung ist immer rückführbar, was ich nicht schätze. Wenn ich Bargeld hole, damit bezahle, dann ist dies nirgends nachvollziehbar und bedeutet für mich eine Art Freiheit. Ich möchte nicht, dass überall geschrieben steht, wo ich mein Geld ausgegeben habe. Wer kann sonst noch erfahren, wo ich das Geld, dass ich per Kreditkarte belastet bekomme, ausgegeben habe? Ich bin misstrauisch.

Viele Eltern haben ihre Kinder aus der Schule genommen. Nicht nur temporär, nein, es scheint für immer. Das Schulsystem hat sich nicht nur zugunsten der Kinder entwickelt. Eine Lehrerin erzählte mir vor ein paar Jahren, dass es schwierig geworden sei, zu unterrichten. Die vielen Migrantenkinder bräuchten sehr viel Aufmerksamkeit. Nicht nur die Sprache ist vielen fremd, sondern auch ihre Erlebnisse meist aus Kriegsgebieten belasten sie. Das hat zur Folge, dass eine Lehrerin nicht mehr allein unterrichtet, sondern sicher noch vier andere Spezialmenschen dabeihat, die die Kinder unterschiedlich auffangen. Wie kann man diese Probleme lösen? Was hat sich genau im Lehrplan geändert? Wie geht es den Lehrpersonen und den Kindern dabei?

Die Politik wirft fragen auf. Der Bundesrat macht Fehler. Er ist verletzbar geworden. Was ist passiert? Warum hat der Bundesrat Kontakte, die Fragen aufwerfen? Was haben die Medien damit zu tun? Sind sie noch die vierte Gewalt? Informieren sie noch unabhängig? Ich informierte mich schon immer durch verschiedene Medienkanäle, damit ich mir ein möglichst unabhängiges Bild machen kann. Doch auch das hat sich verändert. Lange Zeit war es nur Corona, dann der Krieg und seine Folgen in Energie-, Geld- und Rohstofffragen. Für mich immer weniger differenzierte Information. Ich habe mich von den meisten Medienkanälen abgewendet.

Warum den «in between»?

Es scheint Handlungsbedarf – da für mich viele Dinge in der Luft hängen? Die Probleme sind weltweit. Sie sind nicht auf ein bestimmtes Land oder ein Kontinent beschränkt. Es sind ganz viele Dinge ein Thema geworden.

Der Reset, was für ein Reset? Wer iniziert den Reset? Warum braucht es ein Reset? Astrologen, Esotheriker und viele andere haben Hochkonjuktur. Die Menschen sind in Fragen unterwegs. Es wird sich vieles änderen. Es wird nie mehr wie vorher. Doch wissen wir Menschen denn, wie es sein könnte. Wie sieht eine Veränderung im Leben von jedem Einzelnen aus? Wir können alle einen kleinen Reset in unserem Leben vollziehen. Dazu müssen wir nicht warten. Wir sind alle. Jeder von uns trägt seine Verantwortung für sich selbt in seinem Umfeld. Auf was warten wir denn? Wir verändern und ändern, nicht andere. Denn nur wir selbst wissen, was gut für uns ist und was nicht. Niemand von uns mag in Angst leben. Doch nur wir selbst können uns entscheiden, nicht in Angst zu leben. Wir sind die Veränderung, jeder von uns.

Viele Menschen sind sehr gut informiert und nun sind viele Visionen gefordert. Kreieren wir unsere Welt einmal in Bildern und Worten, wie jeder von uns in Zukunft leben möchte. Was muss sich verändern, dass es mir als Mensch besser geht, dass ich wieder unbeschwert vorwärts gehen kann. Brauche ich so viel Betreuung in meinem Leben?

Dazu ein Beispiel

Letzthin besuchte ich ein Einkaufszentrum in der Nähe. Auf dem Boden klebten lauter Striche und Pfeile. Eine Eingangstüre ist eine Einbahnstüre. Früher war sie ganz offen. Nein, die Striche und Pfeile sind nicht aus der Pandemie. Sie sind neu geklebt. Warum denn? Brauche ich neuerdings eine Markierung, damit ich auch im Einkaufszentrum weiss, wie ich zu gehen habe, und wann ich abbiegen darf? Für Kinder mit einem Dreirad wäre das sicher noch amüsant, nicht aber für mich. Das ist mir zuviel Betreuung. Wo sind wir sonst noch betreut. Wieviel betreutes Leben haben wir ausserhalb unserer vier Wände?

Je mehr wir betreut und versichert sind, je weniger Verantwortung haben wir für uns selbst. Wie oft schieben wir die Verantwortung bei einem vermeintlichen Fehler auf alles, nur suchen wir nicht bei uns selbst, was wir anders hätten machen können, damit nicht eine Schieflage entstanden wäre?

Patricia Rutz/Goldküste24