Regierungsrat Mario Fehr (parteilos) gab vor zwei Wochen bekannt, dass die Zürcher Gemeinden am 1. Juni 2023 pro 1000 Einwohnenden neu 13 statt wie bisher 9 Asylsuchende unterbringen müssen. Wie die Zürichsee-Zeitung berichtet sind seit dann mehr als 20 Anfragen für Mietcontainer als Notunterkünfte eingegangen, das berichtet der Geschäftsführer Olivier Annaheim. Das Unternehmen ist Marktführer in diesem Bereich in der Schweiz.
Die Container und Krane stapeln sich auf dem weitläufigen Firmengelände am Winterthurer Stadtrand. Sie werden dort auch zu Wohncontainern umgerüstet, indem Kabel verlegt, Anschlüsse für die Küche installiert und Lampen, sowie Heizradiatoren montiert werden.
Fünf Wohncontainer für 15 Menschen inklusive vier Sanitärräume und Aufenthaltszone, alles voll isoliert und beheizt, mit Strom- und Wasserleitungen ausgerüstet, gibt es zu einem monatlichen Mietpreis von 6900 Franken.
Nachfrage stieg schon 2022
Die Nachfrage stieg schon am Ende des letzten Jahres. Viele Gemeinden ahnten offenbar schon damals, dass die Asylquote erhöht werden könnte und wegen der Wohnungsknappheit solche Notunterkünfte nötig werden würden. Doch einige Gemeinden sind trotzdem in Zugzwang geraten, weil sie bis Juni eine Lösung präsentieren müssen.
Die Condecta-Container werden in Slowenien hergestellt. Die Innenausstattung übernehmen Firmenmitarbeitende in der Schweiz. Die Skala der Ausstattung ist nach oben offen, auch preislich. Es ist vieles machbar, auch eine Aussichtsterrasse, eine edle Holzverkleidung oder eine Solaranlage. In Zürich müssen die Containerdächer sogar begrünt werden – eine Auflage der Stadt.
Eng wird es bei steigender Nachfrage
Noch gibt es genügend Container. Die Lieferfrist beträgt sechs bis acht Wochen. Es könnte jedoch bei steigenden Asylgesuchen eng werden, denn es werden auch Container für Schulen, Kitas und Spitäler benötigt. Das Hauptproblem liegt dort beim Innenausbau und auch beim fehlenden Personal.
Auch andere Anbieter berichten ähnlich. Bei steigender Nachfrage kann es auch bei Alho Systembau AG im luzernischen Wikon oder beim Baugerätehersteller Tremco in Mühlehorn im Kanton Glarus eng werden.
Rechnen sich die Container für eine Gemeinde? Modullösungen sind rund 25 Prozent günstiger als Neubauten in Leichtbauweise. Allerdings hätten Notwohnungen in Leichtbauweise eine längere Lebensdauer. Modullösungen sind jedoch schneller erstellt. Grundsätzlich sind Containerlösungen immer teurer als das Nutzen von bestehenden Unterkünften.
Einsprachen und Widerstand richten sich wie z.B. in Wädenswil nicht gegen das Bauprojekt, sondern die Tatsache, dass es eine Belastung für das Quartier ist, wenn zusätzliche Flüchtlinge kommen. Auch in Zürich ist eine Einsprache gegen eine geplante Containersiedlung geplant.
Container besser als Zivilschutzanlagen
Eine längere Unterbringung in Containern wirkt sich laut der Organisation Solinetz jedoch auch negativ auf die Psyche der Flüchtlinge aus. Manchmal werden die Zustände in den Containern auch kritisiert. Aus Sicht der Schweizerischen Flüchtlingshilfe sind Container eine bessere Lösung und als unterirdische Zivilschutzanlagen. Containersiedlungen können auch in gut erschlossenen Gebieten realisiert werden und ermöglichen bessere soziale Kontakte zur Bevölkerung.
Bei Containeranlagen sind verschiedene Faktoren zu beachten. Zu beachten ist bei den Unterkünften auf eine getrennte Unterbringung von Frauen und Familien geben. Es dürften nicht zu viele Personen in einem Container untergebracht sein. Neben den Wohncontainern müsse genügend Aufenthalts- und Nebenfläche bereitstehen, wo sich Bewohnerinnen und Bewohner auch bei schlechtem Wetter aufhalten könnten. Die sanitären Einrichtungen sollten gut über den Ort verteilt sein, Kochgelegenheiten optimalerweise in separaten Containern untergebracht werden. Zudem sollte die Unterbringung in Containerdörfern nur vorübergehend sein.
Modullösungen sind eine Art Zukunftsmodell, so auch für Schulen oder eben Asylunterkünfte. Das hat auch mit der Mobilität unserer Gesellschaft zu tun. Die Nachfrage dürfte also nicht so schnell nachlassen. Der Geschäftsführer der Condecta könnte ein bis zwei Jahre in einem Container leben, wie er selbst sagt.