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Zollikon
04.04.2023

Mehr als 20 Lehrpersonen habe gekündigt

Der Brief von Urs Rechsteiner, Leiter Bildung, entsprach nicht der Wahrheit. (Symbolbild) Bild: zollikon.ch
Die von Unstimmigkeiten geprägte Situation an der Schule Rüterwis sollte in Zusammenarbeit mit der «Krisenintervention Schweiz» verbessert werden.

Der Leiter, Urs Rechsteiner, gab an, dass das gewählte Vorgehen von der grossen Mehrheit des 75-köpfigen Teams gutgeheissen worden sei. Die Stimmung hätte sich im Team deutlich verbessert. 

Laut den Lehrpersonen waren es nur 34, die anwesend waren. Es gab gar keine offizielle Abstimmung, umso mehr erstaunt die Aussage des Leiters.

Laut des Teams herrscht Wut, Trauer, Verunsicherung und Verzweiflung, so eine Lehrperson der Rütiwis. Das Lehrerzimmer ist kein Begegnungsort mehr, wo man gerne hingeht. Viele sind krank geschrieben und wüssten nur noch den Ausweg der Kündigung. Wie Insider berichten, sind es mehr als 20 Mitarbeitende, die gekündigt haben.

Rechsteiner gibt wohl die Kündigungen zu, beschwichtigt jedoch auch und sagt, dass nicht jede Kündigung auf die Ereignisse der letzten Monate zurückzuführen sei. Es gäbe immer auch private, persönliche Kündigung dafür.

Die Lehrpersonen sind damit nicht einverstanden. Die Kündigungen sind eindeutig auf die aussichtslose Lage zurückzuführen. Einige sind geblieben, weil sie ihren Lebenslauf nicht mit einer Kündigung belasten wollen, andere haben keine alternative Stelle gefunden und wollten ihre berufsbegleitende Weiterbildung abschliessen.

Kündigungen liegen am Führungsverhalten

Damit die Eltern nicht von den wirklichen Umständen erfuhren, mussten die Lehrpersonen die Abschiedsmail an die Eltern der Schulleitung vorlegen. Doch ein betroffener Lehrer liess sich davon nicht beeindrucken und kommuniziert offen, warum er gekündigt hat. Er prangert die fehlende Wertschätzung und den vorgegebenen Generationenkonflikt, den es nicht gibt, an. Die Kündigungswelle liegt eindeutig am Führungsverhalten seitens der Schulleitung.

Im März vor einem Jahr wurde eine neue Schulleitung eingesetzt. Eine Frau mit 60  und ein Mann mit 80 Prozent. Sieben Monate später schrieben 19 Lehrkräfte einen gemeinsamen Brief wegen dem in ihren Augen autoritären Führungsstil sowie der intransparenten Kommunikation im Vorfeld von Sitzungen oder Teamanlässen. Auch die wiederholten, sehr emotionalen Ausbrüchen der Schulleitung an Sitzungen oder in persönlichen Gesprächen wurde erwähnt. Eigene Meinungen wurden mit herablassenden Äusserungen quittiert.

Die Gemeinde Weiach im Zürcher Unterland hatte ähnliche Erfahrungen mit der gleichen Schulleitung gemacht. Urs Rechsteiner verliess seinen Arbeitsort denn auch mitten im laufenden Schuljahr, weil er ebenfalls aus Ablehnung gestossen ist.

Im Mitteilungsblatt der Gemeinde wurde geschrieben, dass man nach dem plötzlichen Weggang des Schulleiters damit bemüht sei, möglichst wieder Ruhe und Verlässlichkeit in den Schul- und Unterrichtsbetrieb zu bringen.

Das hätte Rechsteiner und auch die Findungskommission wissen können, als sie sich auf die Suche nach einem neuen Schulleiter machten. Doch das im Bewerbungsschreiben vollständig überzeugende Schulleiter-Duo aus Weiach sollte unbedingt angestellt werden.

Keine unabhängige Mediation

Im November 2022 begannen verschiedene Eltern Fragen zu stellen und ihren Unmut zu äussern. Rechsteiner und die neu gewählte Präsidentin der Schulpflege Claudia Irniger merkten, dass sie handeln mussten. Sie beauftragten die «Krisenintervention Schweiz» mit einer Mediation.

Eine Lehrerin aus Weiach bot sich für ein Gespräch an, dass Rechsteiner freundlich abwies. Vier Monate später hat der Leiter der Bildung darauf verzichtet, bei ihr zusätzliche Informationen einzuholen. 

Derweil eskaliert die Situation auf dem Zollikerberg, nicht nur wegen den Kündigungen, sondern auch wegen der von Angst und Einschüchterung geprägten Stimmung. Die Hoffnung auf die «Krisenintervention Schweiz» haben sich nicht erfüllt. Der Geschäftsleiter der Stiftung, Franz Holderegger, hatte sich dem Fall angenommen, doch bei den ersten Gesprächen mit ihm, machte sich Ratlosigkeit breit. Er meinte, wenn man sich in der Rüterwis nicht wohl fühle, dann sei das nicht der richtige Ort und man müsse gehen.

Holderegger hatte den Auftrag zu kitten und die Schule Rüterwis in geordnete Bahnen zu führen. Die Möglichkeit, dass die Schulleitung gehen müsste, war gemäss seinem Auftrag nicht vorgesehen, deshalb sein Aufruf zu gehen, wenn man unzufrieden sei. Noch mehr Unmut löste seine Aussage im ZollikerZumikerBote aus, dass man aus der Psychologie wisse, dass eine überstandene Krise die Resilienzfähigkeit stärke. Für eine erfahrene Lehrperson ist diese Aussage sehr einseitig mitten in einem Teamentwicklungsprozess. Das sei keine Unabhängigkeit und Neutralität, die man von einem Mediator erwartet. Gegenüber den ZollikerNews wollte Holderegger denn auch keine Stellung nehmen. Offenbar liest die Schule Zollikon gezielt aus, mit wem geredet werden darf. Denn statt den beiden Co-Leiter/Innen meldete sich eine Zürcher Anwaltskanzlei, die von einer lautstarken Minderheit sprach, die am Status Quo festhalten wolle.

Wie lange die Mediation noch dauern wird, ist nicht bekannt, nur dass sie sicher viele Steuergelder verschlingt. Laut Holderegger hätte die Schulleitung ein externes Coaching angestellt, um Kommunikationsthemen anzugehen.

Sorgen um die Kinder

Das ist die eine Seite, doch Eltern fragen sich auch ernsthaft, wie es um das Wohl der Kinder bestellt ist. Ein Ersatz für die vielen Krankheitsausfälle ist ein Hütedienst, doch kein Schulunterricht. Etliche Eltern bedauern den Weggang von erfahrenen, kompetenten und sehr beliebten Lehrpersonen. Wenn sie ein Gespräch wünschen, dann müssen die Eltern vorgängig ihre Fragen einreichen und werden dann abgespiesen.

Rechsteiner und Schulpflege-Präsidentin Irniger gaben den ZollikerNews nie Auskunft, stattdessen versandten sie den Eltern und Erziehungsberechtigten eine eineinhalbseitige «Information zur aktuellen Situation am Rüterwis». In diesem gaben sie an, dass sie die Unsicherheit und Frustration bedauern würden, doch sie an eine positive Zukunft der Schule glauben und mit Hochdruck daran seien, alles wieder zum Guten zu wenden. Der eingeschlagene Wege brauche Zeit, Geduld und Ruhe.

(Quelle: ZollikerNews, bl/rs)

Patricia Rutz / Goldküste24