Die Hofschlachtung soll etabliert werden, weswegen das Bauernpaar das nahe gelegene «Schlachthüüsli» im Küsnachterberg übernimmt und unter dem Namen Wanger's Landmetzg neu eröffnet. In diesem kleinen Schlachtbetrieb werden fortan nicht nur die Tiere vom Hof «Zur Chalte Hose» geschlachtet, sondern auch von anderen Bauernhöfen.
Dieses «Schlachthüüsli» wäre schon vor langer Zeit verschwunden, weil die meisten Bauern ihr Vieh in grossen Schlachtindustrien verarbeiten lassen, doch um die Schliessung zu verhindern, übernahm vor 15 Jahren der Verein Schlachtlokal Küsnachterberg die Anlage und die Vereinsmitglieder, grösstenteils Jäger und einige wenige Landwirte, hatten sie zur Verfügung. Der Verein organisierte jeweils das in Küsnacht beliebte «Schlachthüüslifäscht».
45 Minuten Zeit bis zur Ausschlachtung
Dieser Verein wollte aber das Schlachtlokal nicht mehr weiter betreiben, und so beschlossen Müller und Wanger, die Anlage zu übernehmen. Um weiterhin Hofschlachtungen durchzuführen, sind die beiden auf eine Schlachtanlage in der Nähe angewiesen. In der Schweiz dürfen zwischen dem Todeszeitpunkt und dem Ausschlachten des Tieres nur 45 Minuten liegen. Zu diesen 45 Minuten gehören das Aufladen des toten Tieres auf den Anhänger, der Transport und das Abladen beim Schlachtlokal.
Müller und Wanger wurden mit dem Landwirtschaftlichen Verein Berg-Küsnacht nach drei Jahren einig und übernahmen das Schlachtlokal. Nun sind alle glücklich, dass das traditionelle «Schlachthüüsli» weiterbetrieben wird. Den Verein braucht es zwingend, damit der Schlachtbetrieb das «Schlachthüüsli» weiterführen kann, meint Müller.
Die bestehende Infrastruktur war vollends veraltet, darum liessen Müller und Wanger das Schlachtlokal inwendig total umbauen. Es gibt einen neuen Kühlraum, modernste Schlachttechnik und Veredelungsanlagen. So können die Fleischstücke im grossen Stil einem «Dry-Aging-Prozess» unterzogen werden. Die Räumlichkeiten sind so klein, dass eine Massanfertigung der Einrichtung teilweise bis zu einem Jahr gedauert hat.
Um die Schlachtanlage und den festangestellten Metzer auszulasten, arbeiten Müller und Wanger mit anderen regionalen Bauernhöfen zusammen. Die Tiere, welche verarbeitet werden, sind stressfrei gestorben, sagt Wanger. Die Partnerbetriebe müssen im Umfeld von 30 Fahrminuten liegen, damit die toten Tiere innerhalb des behördlichen Zeitraumes geschlachtet werden können.
Fleisch geht Grossteils an die Gastronomie
Jeder Bauernhof, der Hof- und Weideschlachtungen durchführt, braucht eine eigene Bewilligung vom kantonalen Veterinäramt. Müller und Wanger unterstützen interessierte Bäuerinnen und Bauern bei der Beantragung dieser Genehmigung. Der Prozess für die Bewilligung läuft im Moment auf fünf Höfen.
Der Grossteil des verarbeiteten und veredelten Fleisches soll an Gastronomiebetriebe verkauft werden, so Müller. Wer es zuhause essen möchte, der könne es in den Hofläden der jeweiligen Bauernhöfe kaufen. Mit der Verbreitung der Hof- und Weidetötung bringen wir den Tod zurück auf den Hof, wo die Tiere geboren werden.