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15.05.2023

Schnecken – nicht nur Plage

Die «Häuschenschnecke» wird als herzig empfunden, die Nacktschnecke als einzige Plage. (Symbolbild) Bild: Patricia Rutz
Sie sind im Garten wieder zahlreich, vor allem, weil es so nass ist. Wenn ich sie genau studiere, dann entdecke ich auch ganz schöne Seiten der Schnecken.

Häuschenschnecken sind für viele Menschen herzig, und solange sie nicht an den frischen Salat gehen, der nun zaghaft anfängt zu wachsen, lösen sie entzückte Blicke aus. Schnecken lieben sehr kalkhaltige Böden und natürlich frischen Salat und überhaupt frisches Grün von allem, was gerade im Garten wächst. Das kann durchaus grossen Ärger auslösen.

Bei den Nacktschnecken sind die meisten nicht zimperlich, da sie für uns Menschen keine Schönheit sind. Sie sind nur eine Plage. Wenn ich nach einem wiederholten Regenguss im Garten sitze, dann freue ich mich über all die vielen kleinen und grossen Häuschenschnecken. Sie lösen bei mir dann Fragen aus, denen ich gerne nachgegangen bin.

  • Die Weinbergschnecke. Bild: Patricia Rutz
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  • Die Weinbergschnecke ist die grösste Schnecke, die wir in der Schweiz kennen. Bild: Patricia Rutz
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Vor der Haustür zu beobachten

Schnecken sind wichtige Tiere in unserem Ökosystem. Sie bauen organische Substanzen wie morsches Holz oder heruntergefallenes Laub ab. Sie zerkleinern und verdauen es und helfen so, Humus aufzubauen. Schnecken sind jedoch auch Futter für viele Tiere, wie Leuchtkäfer, Blindschleichen und Drosseln.

Schnecken sind, wie schon erwähnt, auch einfach eine Plage, weil sie mit Vorliebe saftige, grüne Pflanzen fressen und grosse Schäden in Gärten anrichten. Die spanische Wegschnecke ist die Hauptschuldige, dann gibt es noch zwei, drei andere Arten. 250 Sorten Schnecken kennt kaum jemand.

Die Nidwaldner Haarschnecke ist nur auf wenigen Berggipfeln zu finden und nur in der Schweiz. 40 Prozent der Schneckenarten sind in der Schweiz bedroht.

So wie es mir geht, geht es vielen, wie auch Kindern. Häuschenschnecken werden gerne beobachtet und der Schritt vor die Tür genügt, niederknien und schon geht die Safari los. Überall sind sie anzutreffen, im Gras, in der Laubstreu, an Mauern, Baumstämmen oder auch an Morschholz. Wunderbar geht das auch mit einer Lupe oder einem Binokular. Wichtig ist bei aller Forschung, dass man die Schnecken wieder dorthin zurückbringt, wo man sie weggenommen hat.

  • Versteckt im Häuschen. Bild: Patricia Rutz
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  • Zaghaft raus – Schnecken haben an den Fühlern ihre Augen. Bild: Patricia Rutz
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Auch im Trockenen zuhause

Der Vielfalt der Häuschen sind keine Grenzen gesetzt, flachgedrückt, hochgetürmt, mit Haaren, ohrförmig oder als Rucksack. Es gibt jedoch auch Schnecken bei denen das Häuschen zu klein ist, als dass sie darin Platz finden. Bei ihnen schützt das Haus nur einzelne Organe. Manche Schnecken findet man nur oben bei den Gletschern, andere haben ein Haus wie Glas. Diese nennt man Glasschnecken. Die kleinste Schnecke ist die Punktschnecke. Ihr flach gewundenes Haus misst nur 1.3 bis 1.5 mm. Die Nacktschnecken haben kein Gehäuse. Sie stammen jedoch alle von den Häuschenschnecken ab.

In der Schweiz findet man in Wälder, Gärten, Wiesen, Gewässer, an Ufern, an Felsen und Gletschervorfeldern. Die Lebensräume müssen dabei keineswegs feucht sein. Es gibt auch Schnecken, die in Trockenwiesen, an sonnigen Weinbergen oder an sonnenexponierten Felsen anzutreffen sind. Sie sind also auf allen Höhenlagen, von der Ebene bis zu den hohen Bergspitzen zuhause. Einige leben im Grundwasser oder in Quellen, andere unterirdisch.

Schnecken können sich überall fortbewegen. Bild: Patricia Rutz

Wo sind sie bedroht

Schnecken fressen grüne, auch abgestorbene Pflanzen, Algen, Moos oder Pilze. Manche sind räuberisch und überfallen andere Schnecken. Viele Arten sind zwittrig, das heisst, sie sind sowohl männlich wie auch weiblich. Doch deswegen können sie sich nicht selber befruchten.

Die Paarungsrituale sind merkwürdig. Viele Arten legen Eier, einige bringen auch lebende Tiere zur Welt. Einige Schnecken werden kaum ein Jahr alt, andere, wie zum Beispiel die Weinbergschnecke, können zehn Jahre alt werden. Viele Arten sind nachtaktiv.

Da Schnecken sehr langsam sind, können sie kaum flüchten. Das ist der Grund, warum sie an einigen Orten ganz einfach ausgerottet sind, und es dort auch keine mehr geben wird. Die Ursachen liegen in der Zerstörung ihres Lebensraumes, wie zum Beispiel die Trockenlegung von Mooren, Verbauung von Gewässern, Überdüngung der Böden, Pestizideeinsatz, intensive Forstwirtschaft, Überbauung von Lebensräumen, Giftanwendung in Gärten. Früher wurden sie auch als Nahrung gesammelt.

Es ist wichtig, dass man nicht überall in die Lebensräume eingreift und der Natur ihren Lauf lässt (Waldreservate, Bachtobel, Bergseen).

  • Bild: Patricia Rutz
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  • Auch die Schnecken stehen manchmal Kopf. Bild: Patricia Rutz
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Keineswegs Schädlinge

  • Drosseln legen ganze «Drosselschmieden» an – sie knacken an einem bevorzugten Stein immer wieder Schneckenhäuser, man findet dann ganze Ansammlungen von Häuschen.
  • Die Larven der grossen Glühwürmchen ernähren sich von Schnecken, ausserdem Fische, Frösche, Blindschleichen, Igel, Enten – ja sogar spezialisierte Spinnen gibt es, die Schnecken jagen. Für sie bilden die Weichtiere eine wichtige Nahrung.
  • Schnecken sind also keineswegs einfach nur «Schädlinge» – sie gehören genauso zur Biodiversität wie alle anderen Lebewesen. 
Die Häuschenschnecken mögen die verblühten Osterglocken. Bild: Patricia Rutz

Steckbrief Schnecke

  • Lateinischer Name: Gastropoda
  • Klasse: Weichtiere
  • Größe: 1 - 50cm (artabhängig)
  • Gewicht: ?
  • Alter: 1 - 10 Jahre
  • Aussehen: artabhängig
  • Geschlechtsdimorphismus: Nein
  • Ernährungstyp: Pflanzenfresser (herbivor)
  • Nahrung: Pflanzenmaterial
  • Verbreitung: weltweitursprüngliche
  • Herkunft: unbekannt
  • Schlaf-Wach-Rhythmus: tagaktiv
  • Lebensraum: Wald, Wiese, Binnengewässer, Meer,
  • Ozeannatürliche Feinde: Amphibien, Fische, Säugetiere
  • Geschlechtsreife: ?
  • Paarungszeit: ganzjährig
  • Eiablage: 20 - 50 Eier
  • Sozialverhalten: ?
  • Vom Aussterben bedroht: Nein
Patricia Rutz, Goldküste24