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09.07.2023
10.07.2023 07:06 Uhr

Kartoffelernte gefährdet

Die Käfer sehen fast schon niedlich aus, haben jedoch ein grosses Zerstörungspotential. (Symbolbild) Bild: pixabay
Die diesjährige Kartoffelernte ist dermassen in Gefahr, dass die Bestimmungen in der Schweiz für Insektizide angepasst wurden. Im nächsten Jahr soll alles wieder normal laufen.

In den letzten Wochen haben viele Schweizer Landwirte unter einem massiven Befall von Kartoffelkäfern gelitten. Dies hat die Ernte bedroht und die Landwirte dazu gezwungen, schnell zu handeln, um ihre Ernte zu retten. Aus diesem Grund wurden die Bestimmungen für den Einsatz von Insektiziden angepasst, um den Landwirten zu ermöglichen, die Kartoffelkäfer effektiv zu bekämpfen.

Sie haben sich zusammengeschlossen, um Strategien zu entwickeln, um den Befall zu bekämpfen. Dazu gehören die Verwendung von biologischen Insektiziden, die Einrichtung von Falleinrichtungen und das Aussetzen von natürlichen Feinden der Kartoffelkäfer.

Abpflücken oder absaugen

Die Kartoffelkäfer nagen an Blättern und Knospen und können so ganze Pflanzen schädigen. Während die Käfer an sich eher unscheinbar sind, sind die Larven meist schwarz, mit einem weißen Bauch und einem weißen Kopf. Blattkäfer kommen in vielen verschiedenen Arten vor und sind auf der ganzen Welt verbreitet.

Um Blattkäfer zu bekämpfen, kann man auf natürliche Methoden zurückgreifen, wie zum Beispiel die Verwendung von Nützlingen, die die Käfer bekämpfen, oder die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Wenn die Käfer allerdings schon großen Schaden angerichtet haben, kann man sie manuell entfernen, indem man sie abpflückt oder absaugt.

Ein Drittel gefressen

Auch am Zürichsee gibt es Landwirte, die in kleinen Mengen Kartoffeln anbauen und unter den Insekten leiden. Viele ihrer Stauden sind kaputt. Ein Drittel der Kartoffelpflanzen haben die Käfer gefressen.

Ein Drittel der Kartoffelpflanzen sind bereits vernichtet. Bild: pixabay

Spritzen um zu bekämpfen

Gottfried Gachnang ist einer von vielen Bauern, die in der Schweiz aufgrund der anhaltenden Trockenheit mit dem Kartoffelkäfer zu kämpfen haben. Wie schon erwähnt, schädigen die Insekten die Pflanzen, indem sie die Blätter fressen und schließlich die Knollen befallen. Um die Schädlinge zu bekämpfen, müssen die Bauern häufig spritzen. Gottfried Gachnang, der einen Hof auf dem Horgnerberg betreibt, hat bereits zweimal gespritzt, um den Kartoffelkäfer zu bekämpfen. Er ist jedoch noch nicht gezwungen, stärkere Spritzmittel einzusetzen. Diese Maßnahme könnte jedoch notwendig werden, wenn weiterhin Kartoffelkäfer gefunden werden.

Der Gärtnermeister Christian Gachnang erklärt, dass der massive Befall von Kartoffelkäfern in seinem Garten auf das Wetter zurückzuführen ist. Er vermutet, dass die Pflanzen später als üblich gesetzt werden mussten, da es lange Zeit zu feucht war. Dadurch sei der Boden jetzt aufgrund der Trockenheit hart wie Beton und die Stauden wüchsen nicht gut und seien anfälliger für die Angriffe der Kartoffelkäfer.

Kein Wachstum ohne Fotosynthese

Dass der Schädlingsbefall durch Kartoffelkäfer in diesem Jahr schweizweit extrem ist, bestätigt Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz vom Strickhof. Die heissen, trockenen Temperaturen fördern das Leben von Insekten. Leider auch von Schädlingen wie die Kartoffelkäfer.

Auf den Feldern befinden sich Eier, Larven und erwachsene Käfer gleichzeitig. Insbesondere die Larven der Kartoffelkäfer werden durch den Frass an den Blättern einen grossen Schaden verursachen. Sobald die Blätter gefressen sind, wachsen die Kartoffelknollen nicht mehr weiter, weil die Pflanzen keine Fotosynthese mehr betreiben kann, und somit die Energie für die Knollenbildung fehlt.

Die Kartoffeln sind zwar nicht schlecht, aber zu klein für den Verkauf. Wegen der Trockenheit bleiben die Pflanzen zudem in einem kleinen Stadium stehen und sind so noch schneller weggefressen.

Bei grosser Anzahl Bekämpfung

Bekämpft werden dürfen die Kartoffelkäfer erst, wenn sie in grosser Anzahl vorkommen und viel Schaden verursachen. Dies war in diesem Jahr bereits früh der Fall. Das Mittel, welches normalerweise zuerst eingesetzt werden muss, hat in diesem Jahr allerdings eine ungenügende Wirkung gezeigt und zu viele Käfer sind lebend davon gekommen.

Wenn die Blätter aufgefressen sind, gibt es keine Fotosynthese mehr. Bild: pixabay

Andere Bestimmungen eingeführt

Die Kantone Zürich, Aargau, Schaffhausen und Thurgau haben sich dazu entschieden, die Bestimmungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ausnahmsweise zu ändern, um die Ernte der einheimischen Kartoffeln zu sichern. Da das erste Mittel nicht die gewohnte Wirkung gezeigt hatte, wurde der Zwang aufgehoben, dass vor einem Einsatz eines weiteren Mittels mit höherem Wirkungsgrad gespritzt werden muss. Im nächsten Jahr wird man jedoch wieder zur alten Strategie zurückkehren.

Zu heiss und nass

Der Kartoffelkäfer wurde aus Südamerika eingeschleppt, und obwohl man sich mittlerweile mit dem Insekt arrangiert hat, ist es beunruhigend, wie stark die Kartoffelproduktion bedroht sein kann.

Es ist noch zu früh für eine Einschätzung, wie stark die Ernte durch die Kartoffelkäfer gefährdet ist, aber das Wetter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. In den letzten zwei Jahren musste die Schweiz circa 85'000 Tonnen Kartoffeln importieren, weil es zu heiß und zu nass war.

Im Durchschnitt hat die Schweiz aber eine Selbstversorgung von 85 Prozent und die übrigen 15 Prozent stammen aus dem Ausland.

Patricia Rutz / Goldküste24