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Hombrechtikon
31.10.2023

Sandras Herz schlägt für das Mycel

Sandra Arias ist fasziniert von den Formen, Farben und Gerüchen der Pilze. Bild: zvg
Im Herbst sind Pilze in aller Munde. Sandra Arias wohnt in Hombrechtikon und ist seit kurzem VAPKO-zertifizierte Pilzkontrolleurin. Im Gespräch erzählt sie von ihrer Faszination für die eukaryotischen Lebewesen.

Wie lange beschäftigst du dich schon mit Pilzen?

Sandra Arias: Sie begleiten mich seit meiner Kindheit! Wir gingen oft mit Onkel und Tante «sehr italienisch» Hallimasche suchen. Ich erinnere mich an einen Herbst, wo wir eine Badewanne voll dieser Pilze gesammelt haben. Diese wurden dann ganz traditionell in Essig oder Öl eingemacht. Auch Fliegenpilze liebte ich wegen ihrer Farbe, Form und all den Legenden schon als Kind. Später habe ich als Laborantin im Institut medizinische Mikrobiologie in der Abteilung Mykologie gearbeitet. Da ging es auch um Pilze, um menschenpathogene, also krankmachende Pilze.

Mit meinen damals noch kleinen Kindern ging ich auch in Hombrechtikon immer mal wieder auf Pilzsuche. Vor ungefähr fünf Jahren habe ich mich dann intensiver der Pilzwelt verschrieben.

Warum Pilze?

Ich bin fasziniert von den Formen, Farben und Gerüchen, von dem Mysterium, das sie umgibt. Es ist unglaublich spannend, zu lernen, wo und warum du welche Pilze wann suchen musst. Sie symbolisieren für mich eine eigene Welt, es ist eine Art Schatzsuche. Alle deine Tipps und Tricks nützen dir zwar, aber du hast keine Garantie auf Erfolg, sondern brauchst immer wieder eine Portion Glück, um die gewünschten Pilze zu finden.

Es ist ein Feld, das noch immer in den Kinderschuhen steckt, obwohl sich die Forschung in den letzten Jahren stark mit Pilzthemen auseinandergesetzt hat und neue Ideen umgesetzt wurden. Pilze können mehr als nur eine Küchenzutat sein! Sie sind Baumaterial, Luxusgut, Medizin oder Müllentsorger.

Kannst du das genauer erklären?

Pilze bauen nicht nur organisches Material ab. Es gibt spannende Studien, wo das trainierte Mycel eines Pilzes sogar Säcke voller Zigarettenstummel durchwachsen und somit abbauen kann und dann als sichtbare Pilzform ohne jegliche Giftrückstände fruktifiziert.

Was genau bedeutet VAPKO- zertifiziert?

Die VAPKO ist die «Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz». Sie definiert unter anderem die Reglemente zur Erlangung der Berufsprüfung für Pilzkontrollpersonen. Einer der Hauptzwecke ist insbesondere, die Kontrolle von wild gewachsenen Pilzen im Interesse der Volksgesundheit zu gewährleisten und zu fördern.

Machst du das hauptberuflich?

Es ist für mich ein Nebenjob. Ich bin noch bei keiner Gemeinde angestellt, kontrolliere also auf Anfrage privat in meiner Umgebung. Dazu assistiere ich momentan zwei erfahrenen Pilzkontrollpersonen in Egg, wenn viel los ist.

In welchem Zeitraum erfolgt die Pilzkontrolle?

Während der Haupt-Pilzsaison, also von August bis ungefähr Mitte November. Grundsätzlich gibt es meistens zwei Daten pro Woche – wochentags und einmal am Wochenende, an denen man die selbst gesammelten Pilze kontrollieren lassen kann. Die Pilzkontrollpersonen dürfen jedoch auch ausserhalb der Öffnungszeiten kontaktiert und um eine Kontrolle des Fundguts gebeten werden.

Was rätst du Pilzsammelnden?

Qualität vor Quantität! Ich erlebe in den Kontrollen oft, dass alte, verwurmte oder bereits schimmlige Pilze mitgebracht werden. Pilze bringt man zudem idealerweise inklusive der Stielbasis zur Kontrolle. Diese ist oft ein wichtiges Identifikationsmerkmal.

Letzte Frage: Was gefällt dir an Hombrechtikon besonders?

Ich liebe es, auf dem Land zu wohnen. Kaum draussen, bin ich schon in meinem geliebten Wald oder am Lützelsee. Ebenso geniesse ich die Nähe zum Stadtleben in Zürich.

Sandra Arias lebt seit 2006 in Hombrechtikon. Aufgewachsen ist sie in Männedorf. Neben der Ausbildung zur geprüften Pilzkontrolleurin hat sie erfolgreich einen Lehrgang in Phytotherapie abgeschlossen.

Die 46-Jährige bietet unter www.sanari.ch verschiedene Kurse und Events an.

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost