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27.01.2024

EZB & Abschlüsse wecken Börse

«Zurzeit bewegen die Jahresabschlüsse der Gesellschaften und die Aussichten unsere Märkte», so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Die Woche startete mit Seitwärts- bis leicht schwächerer Tendenz. Danach erwachten die Aktien nach EZB-Entscheid und Jahresumsatz-Publikation von Grossfirmen. SMI stieg auf 11'390.

Keine Zinsveränderung bei der Europäischen Zentralbank EZB: Der Leitzins im Euroraum bleibt bei 4.5 Prozent. Die Euro-Währungshüter senken trotz zunehmender Konjunktursorgen die Leitzinsen vorerst nicht. Im Frühsommer 2024 könnte man sich jedoch eine Senkung vorstellen. Zurzeit ist die Inflation noch zu hoch und der Arbeitsmarkt robust.

Auch in der Schweiz ist mit keiner Änderung der Geldpolitik durch die Schweizerische Nationalbank SNB zu rechnen. Der Franken ist stark, tendiert weiterhin zur Aufwertung, was aber auch die importierte Inflation dämpft. Die Unsicherheit über den zukünftigen Kurs der Notenbanken schlägt sich auch in der Entwicklung der Hypothekarzinsen nieder. Der Markt bleibt volatil. Auch hier wird die längerfristige Situation im Auge behalten.

Die Schweizer Pensionskassen haben ihre Portfolios mit einer Durchschnittsrendite von 6.2 Prozent für das Jahr 2023 verbessert. Unter den Anlagen gehörten Aktien und Obligationen zu den besten Performern. Liegenschaften bleiben auf hohem Preisniveau. Gute Mietobjekte sind weiterhin stark gesucht.

Fast überall werden Immobilien in der Schweiz teurer. Die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen stiegen in den meisten Regionen der Schweiz. Leicht günstiger wurden Immobilien jedoch in den Städten Basel und Genf. Die schon länger angekündigte Eintrübung der Immobilienpreise ist bisher nicht eingetreten.

Nach dem Bauernprotest der Lokführerstreik in Deutschland. Das Land kämpft mit der Rezession. Auch die Autoindustrie ist betroffen. Der tragende Pfeiler des früheren Wirtschaftswunders kränkelt.

Unternehmensnachrichten

Der Warenprüfkonzern SGS hat 2023 den Umsatz mit CHF 6'622 Mio. fast stabil gehalten, organisch hat ein Wachstum von 8.1 Prozent resultiert. Der Betriebsgewinn hat um 4.6 Prozent auf CHF 857 abgenommen. Der den Aktionären zustehende Gewinn ist 6 Prozent auf CHF 553 Mio. zurückgegangen, etwas mehr als erwartet. Der freie Cashflow hat hingegen ein Viertel auf 604 Mio. Fr. zugenommen. Die Dividende soll CHF 3.20 betragen, um den Aktien-Split bereinigt also unverändert bleiben.

Der Grundstoff-Hersteller für die Pharmabranche Lonza meldet für 2023 einen Umsatz von CHF 6'717 Mio. was einem Wachstum von knapp 8 Prozent entspricht zu effektiven, und von 11 Prozent zu konstanten Wechselkursen. Der Betriebsgewinn ist mit CHF 2 Mrd. praktisch gleich geblieben, die Margen leicht gesunken, aber besser als erwartet. Der Reingewinn hat sich auf CHF 655 Mio. fast halbiert. Grundstoffe für Corona-Impfungen werden nicht mehr hergestellt, dafür aber für andere Medikamente und Lebensmittelgrundstoffe. Die Dividende soll von CHF 3.50 auf 4 Fr. steigen. Für das Übergangsjahr 2024 wird ein wenig veränderter Umsatz und eine Marge im hohen 20-Prozent-Bereich angekündigt. VR-Präsident Albert Baehny stellt sich nicht mehr zur Wiederwahl. Als Nachfolger wird der GV Jean-Marc Huet vorgeschlagen,

Givaudan hat nach Jahren des Wachstums 2023 etwas weniger umgesetzt. Der Umsatz sank um 2.8 Prozent auf CHF 6.9 Mrd. wie der Genfer Aromen- und Duftstoffkonzern bekanntgab. Damit blieb das organische Wachstum auf vergleichbarer Basis von 4 bis 5 Prozent angestrebt. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) blieb beinahe unverändert mit CHF 1.47 Mrd. Die Betriebsgewinnmarge stieg leicht auf von 21.3 Prozent. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von CHF 893 nach 856 Mio. im Jahr 2022.

Der Lüftungs- und Klimaspezialist Belimo ist im Geschäftsjahr 2023 gewachsen. Der Umsatz stieg um 1,4 Prozent auf CHF 858,8 Mio. in Lokalwährungen 7.2 Prozent. Dies blieb unter den Erwartungen und unter der eigenen Prognose des Unternehmens. Belimo verzeichnete in allen Regionen Zuwachs, besonders in der Region Asien und Pazifik.

Stadler Rail hat Bestellungen aus der Schweiz für weitere Züge erhalten. Dabei handelt es sich um Aufträge der Berner Oberland-Bahnen (BOB) und der Rhätischen Bahn (RhB). Stadler liefert für die Berner Oberland-Bahnen vier dreiteilige Triebzüge, die auch auf Zahnradstrecken fahren können. Der Auftrag ist knapp CHF 39 Mio. Franken wert.

Aussichten

Die Börsenjahre 2022 und 2023 waren anspruchsvoll und brauchten gute Nerven. Kriege (Ukraine, Gaza), steigende Rohstoff- und Energiepreise, sowie Zinserhöhungen und die Bankenkrise (UBS-CS) hinterliessen ihre Spuren. Erst gegen Jahresende 2023 gab es eine leichte Entspannung bezüglich Inflation und Zinsen. Die Aufwertung des Schweizerfrankens gegenüber Euro und Dollar ist noch nicht gestoppt. Zurzeit bewegen die Jahresabschlüsse der Gesellschaften und die Aussichten unsere Märkte. Eine Lockerung der Geldpolitik, der Sauerstoff für weitere Avancen, wird im Moment frühestens im 2. Halbjahr erwartet. Eine Rezession, fortgesetzte Inflation und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie gleichzeitig eine anhaltende Frankenstärke wären dagegen eine «toxische Mischung». Die USA muss mit Zinssenkungen vorangehen. Am 5. November 2024 sind hier wichtige Präsidentschaftswahlen. Es ist davon auszugehen, dass die Wirtschaft und die Börsen zuvor noch etwas «herausgeputzt» werden.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24