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Hombrechtikon
09.02.2024
09.02.2024 08:29 Uhr

Der Tüftler von Feldbach

Modellflieger- und Autofan Paul Pfenninger in seinem Refugium. Bild: gg
Paul Pfenninger aus Feldbach schaut auf eine Tellerwäscherkarriere zurück: Vom kleinen Modellschreiner schaffte er es bis in die Formel 1. Uns hat er einen Einblick in seinen faszinierenden Werdegang gewährt.

Paul Pfenninger ist in Erlenbach aufgewachsen, und da hat auch alles begonnen. «Nach meinem Lehrabschluss als Modellschreiner bei Escher-Wyss war ich nicht einen Tag in einem Angestelltenverhältnis», erzählt er. Denn mit seinem Schulfreund, der ebenfalls gerade seine Lehre als Hochbauzeichner abgeschlossen hatte, gründeten sie 1970 die Firma Paucoplast und mieteten für 10 Franken im Monat in Erlenbach einen «Eselstall».

Viele Ideen, eine Vision

Beide Jungunternehmer wohnten noch zu Hause und konnten so die Nebenkosten tief halten. «Wir hatten viele Ideen, aber eigentlich keine wirkliche Geschäftsidee», erinnert sich der pensionierte Unternehmer.

In der Modellschreinerlehre musste er oft Modelle reparieren. «Das mochte ich nicht besonders. Ich wollte immer etwas Schönes entstehen lassen. Und so sind wir auf das Polyester- resp. Kunststoffmaterial gekommen.» Ihr erstes Geld verdienten sie unter anderem mit der Produktion von verschiedenen Industrieteilen wie z. B. Töff-Verschalungen, Schalensitzen, ersten Computergehäusen oder Waschtrögen.

Paul Pfenninger entwickelte schon als junger Mann seine eigenen Modellflieger. Bild: zvg

Start im Motorsport

Als grosser Autofan hatte er eine Vision und träumte davon, einmal eine Carrosserie für Rennwagen zu bauen. Irgendwann kamen erste Autoreparaturen und ein Auftrag für Arbeiten an einem Alfa-Romeo-Rennwagen. «So sind wir langsam in unser fanatisches Thema reingekommen», lacht Pfenninger.

Eine Scheune in Obermeilen direkt am See war ihr zweites Domizil, wo die Rennwagen gebaut wurden. Parallel ging die Produktion der Industrieteile weiter. Über Paul Pfenningers Bruder erfuhren sie, dass Peter Sauber jemanden suchte, der sich um die Carrosserie seiner Rennwagen kümmerte. «Wir sind zum richtigen Zeitpunkt und im rechten Moment mit ihm zusammengekommen und wurden Zulieferer von Sauber. Ein Bubentraum wurde wahr!»

Le Mans 1977

1977 sind die beiden in den internationalen Rennsport eingestiegen. Sie bauten ein Sportauto für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Das brachte ihnen weitere Aufträge ein. «Durch die Arbeit für Sauber erhielten wir eine Anfrage, den Bob vom damaligen Fahrer Hans Hiltebrand zu bauen oder den Paris-Dakar-Subaru von Bernhard Russi leichter zu machen.» Bald darauf wurde Sauber international bekannt und stieg 1993 mit Mercedes in die Formel 1 ein – und mit ihm Paul Pfenninger, der inzwischen sein Geschäft in Altendorf SZ hatte. Den Betrieb hat er mittlerweile verkauft.

Zurück an der Basis

Viele spannende Geschichten und Anekdoten hat der aufgestellte Mann auf Lager, seine Stationen im Leben sind auch in seiner Garage sichtbar. Als Pensionierter bastelt und tüftelt er immer noch mit grosser Leidenschaft. Seine Begeisterung für die Modellfliegerei, die ihn seit Kindstagen begleitet, lebt er heute voll aus. «Ich bin sozusagen zurück an der Basis. Ich entwickle und produziere wieder Modellflieger.»

Am liebsten zu Hause

Pfenninger wohnt seit 1988 in Feldbach. Sein Lieblingsort: «Hier bei uns zu Hause. Es gibt keinen schöneren Ort. Hier habe ich einfach alles. Ich meine Spielzeuge und meine Frau ihre schöne Umgebung.» An Feldbach begeistere ihn, dass man sich hier noch kenne und dass das Dorf historisch schön geblieben sei. Damit das auch so bleibt, bringt er sich aktiv im Forum Feldbach ein. «Auch die technisch-historische Geschichte ist interessant, mit den bekannten Namen wie Hürlimann, Bühler, Tribelhorn, um nur drei zu nennen. Ich freue mich, dass ich mit meiner Formel-1-Geschichte auch einen geschichtlichen Fussabdruck hinterlassen darf. Das macht mich schon ein bisschen stolz.»

Mut für die Jungen

Abschliessend kommt Paul Pfenninger auf die Jungen zu sprechen. Ihnen möchte er Vorbild sein und Mut machen – und ihnen zeigen, dass mit Visionen, Ideen und Enthusiasmus vieles im Leben möglich ist. «Nicht nur eine akademische Karriere kann Erfolg bringen. Ganz simpel, ohne Studium und ohne reichen Papa, habe ich viel erreicht.»

Gabriela Gasser, Redaktion Ährenpost