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30.03.2024
30.03.2024 14:32 Uhr

So siehts bei Tele Züri und Radio 24 aus

Die Redaktionsräume von Tele Züri und ZüriToday: Hier arbeiten u. a. auch Tina Biedermann (l.) und Vanessa Meier (r.). Bild: Lorenz Steinmann
An der Thurgauerstrasse 80 in Seebach werden die Sendungen von Tele Züri, Radio 24 und ZüriToday produziert. Zudem laufen hier die Fäden von gut 15  weiteren Sendern der CH Media-Gruppe zusammen, von TeleM1 über TeleBärn zu TV24 und 3+. Wir waren an einem Rundgang dabei.

Wenn Vanessa Meier von Tele Züri in die Kamera strahlt, Nina Roost von Radio 24 gute Morgenlaune verbreitet oder die Nachrichten auf Radio 1 verlesen werden, alles kommt aus Seebach in Zürich. Keinen Kilometer vom SRF-Hauptsitz beim Leutschenbach entfernt befindet sich an der Thurgauerstrasse 80 die CH Media Entertainment AG. Seebach ist also so etwas wie der Hotspot der Deutschweizer TV-, Radio- und Online-Landschaft. Dabei ist die Familienfirma CH Media von Peter Wanner dem Branchenprimus SRF durchaus auf den Fersen. «Wenn man den gesamten Verbund zusammenzählt, kommt CH Media bei den Hörer- und Zuschauerzahlen in der Deutschschweiz schon recht nahe an die SRG heran», schrieb Medienjournalist Kurt W. Zimmermann eben in der «Weltwoche». 

Zeit also für einen Rundgang durch die Studios und Redaktionsräume in einem mondänen Glasgebäude mit Baujahr 2002. Es gehört der Pensionskasse der Credit Suisse, früher war hier die Zürich Versicherung drin. Jetzt teilen sich ein halbes Dutzend Mieter die Räumlichkeiten. Dazu gehört auch CH Media. Urzürcher würden wohl sagen: «Das habe ich mir grösser vorgestellt.» Aber irgendwo müssen private Medienhäuser ja sparen, und weniger Bürofläche bedeutet normalerweise auch weniger Ausgaben

Organisiert hat den Rundgang der Quartierverein Oerlikon. Das auf zwölf Leute limitierte Grüppchen bietet einen interessanten Querschnitt von jung bis älter, Frauen sind in der Überzahl. Begrüsst werden wir von Françoise Keiser. Sie arbeitet schon seit sie 16 Jahre alt ist bei Radio 24. Keiser hat bereits die erste (von insgesamt drei) Züglete weg von der legendären Konradstrasse miterlebt. Entsprechend viel weiss sie beim gut zweieinhalbstündigen Rundgang zu erzählen. Doch ganz Radiofrau will sie nicht unbedingt aufs Bild. 

Dreieinhalb Stunden bis zum «Live»

Hier in Seebach arbeiten gut 320 Medienschaffende im weitesten Sinn. Das Durchschnittsalter scheint eher 25 als 40. Heute planen bei Tele Züri Tina Biedermann und Vanessa Meier die Sendung um 18 Uhr. Sprich: Die Moderatorinnen und Moderatoren arbeiten auch als Redaktoren. Beide wirken in bester Laune, völlig entspannt und erzählen gerne aus ihrem Alltag. Es sei aber auch so, dass heute (an einem Mittwoch um 14.30 Uhr) eher wenig laufe. Es geht also noch gut dreieinhalb Stunden bis zur ersten Ausstrahlung der dann stündlich wiederholten Tele-Züri-Sendung. Und tatsächlich handelt die Hauptgeschichte um 18 Uhr dann von einem ­entlaufenen Hund und seinem eher struppigen Herrchen. 

Was sich aber gegenüber vor ein paar Jahren geändert hat: Der Bericht wird schon einiges vor 18 Uhr fertiggestellt und kommt quasi sofort auf dem Online-Portal ZüriToday. Damit wird klar. Es muss (noch) schneller gehen, eine Geschichte muss im TV, online und allenfalls in den Nachrichten der Radios vermittelt werden. So arbeitet man eng zusammen bei den Redaktionen von Tele Züri, Radio 24 und ZüriToday. Ein Redaktor vom Onlineportal rückt auch mal aus und macht ­einen Bericht, der dann ebenfalls auf Tele Züri kommt. Natürlich immer alleine, die Idee der berühmten «VJ’s» (= Video-Journalisten) hat Tele-Züri-Gründer Roger Schawinski aus den USA importiert. Das unterscheidet den Privatsender markant  vom grossen SRF-Nachbarn. Dort brauchts nach wie vor einen Journalisten, einen Kameramann und oft noch einen «Tönler». 

Warum denn alles in Grün?

Nun gehts weiter Richtung Studio, vorbei an den eher klein geratenen Schmink-Räumen. «Bei Männern dauert es 15 Minuten, bei Frauen gegen 45 Minuten», weiss Françoise Keiser. Das hat auch mit den Frisuren zu tun. Haare und Frisuren wirken schnell unruhig vor der Kamera, da braucht es oft Hilfe. Auch die Kleiderwahl sei wichtig. Rot wirke schnell aggressiv, allgemein seien Farben typabhängig. «Gelb wirkt bei Vanessa Meier super, bei Oliver Steffen schlecht», erzählt Keiser der interessierten Schar des Quartiervereins. 

Nun sind wir dabei, wenn die Wetterprognosen fürs Abendprogramm aufgenommen werden. Eben präsentiert Cindy Garo die Aussichten. Sie tut dies nacheinander für mehrere Sender, etwa für Tele M1, Tele Bärn und TV Ostschweiz. Garo macht die Moderationen zweimal pro Woche, ist sonst Bereichsleiterin Finanzen und Administration bei Meteo News, einer privaten Firma mit 22 Mitarbeitenden gleich um die Ecke an der Leutschenbachstrasse. CEO ist übrigens Reto Vögeli, der oft auch selber vor der Kamera steht.

Das Studio, wo Cindy Garo eben trotz dem nicht immer ganz ruhigen Quartierverein einen perfekten Job ohne jeden Versprecher abgeliefert hat, ist übrigens zweigeteilt. Rechts wenn man reinkommt ist die Theke der «Tele-Züri-News», links das Tischli vom «Talk-Täglich» mit dem braunen Holzhintergrund. Auffällig ist der knallfroschgrüne Hintergrund bei der Tele-Züri-Theke. «Das ist eigentlich eine Art von Fake», sagt Françoise Keiser mit einem Schmunzeln im Gesicht. Denn digital werden jede Art von Hintergrund ins Bild projiziert. Das System heisst «Greenscreen». Damit lassen sich bewegte Bilder einfach freistellen. Für die Moderatorinnen und Moderatoren braucht das schon eine Portion Übung, in so einem leeren, ja seelenlosen Studio zu stehen. Immerhin ist auf einem Monitor zu sehen, mit welchen Hintergründen in die Fernsehstuben gesendet wird. Was auch gewöhnungsbedürftig erscheint: Kameraleute sucht man vergebens. Alles wird aus einem Regieraum gesteuert, grösstenteils automatisch. 

Plan B für den Notfall

«Wenn die Greenscreen-Technik ausfallen sollte, haben wir tatsächlich Plakate zum An-die-Wand-Pinnen», verrät nun Françoise Keiser. Die Technik scheint aber immer gut zu klappen, so das Urteil der Anwesenden. Eher erinnert man sich an Blackouts kürzlich bei der SRF-Tagesschau, als Moderator Florian Inhauser seine Lesebrille aufsetzen musste, weil nichts mehr funktionierte. Bei SRF funktionierte nicht einmal mehr der Teleprompter. Das ist ein Monitor, auf dem der Redetext für die Moderation angezeigt ist. Bei Tele Züri übrigens jeweils genau im jeweiligen Dialekt. Allgemein sieht darum im TV alles so aus, wie wenn man immer frei sprechen würde. 

Damit alle aus dem Moderatorenteam gleich gross erscheinen, gibts für Vanessa Meier ein (unsichtbares) Podestli, der 2-Meter-Mann Oliver Steffen muss extra breitbeinig stehen, damit er ins Bild passt. Und noch dies: Die Lampen im Studio entsprechen genau dem Tageslicht. «Das schmeichelt unserer Erscheinung», weiss Françoise Keiser.

Die Sendungen «Züri News» und «Talk-Täglich» werden übrigens in der Regel ab 18 Uhr live aufgenommen. Lediglich das Wetter plus natürlich Sendungen wie «Lifestyle» und «Checkup» kommen als Konserve rüber. Und: Wenn es eine Ansage zu einem Fussballspiel zu machen gibt, das erst um 20 Uhr oder so fertig ist, werden auch mal verschiedene Varianten aufgenommen. «Der FCZ hat gewonnen», «Der FCZ hat verloren» oder ähnlich. 

Jetzt zieht die Schar weiter ins Studio von Radio 24. Heute Nachmittag moderiert Lea Hilff. Sie freut sich sichtlich über den Besuch der 12-köpfigen Quartier-Truppe. Sie bestreitet ihre Nachmittags-Schicht völlig alleine. Da ist Multitasking gefragt. Moderieren, Einspieler bringen, mit der Hörerschaft mailen sowie Social Media beachten. Plus heute noch mit uns interessierten Radio-Fans parlieren. Das geht bestens. Alle paar Minuten müssen alle mucksmäuschenstill sein, wenn Hilff kurz auf Sendung geht. Für die junge Radiomacherin ist das Multitasking Arbeitselixier. «Sonst hätte ich manchmal das Gefühl, dass niemand zuhört», erzählt sie. Die gebürtige Aargauerin liebt Radiomachen, hilft hin und wieder aber auch bei Tele Züri als VJ aus. Sie wirkt authentisch und spontan. Für die Tochter einer Besucherin spricht sie kurzerhand eine rührende Botschaft aufs Handy, wie toll es sei, so einen jungen Fan zu haben. 

Ist dies das Erfolgsrezept?

Vielleicht ist genau dies das Erfolgsrezept der Sender von CH Media mit den guten Einschaltquoten. Man hat immer das Gefühl, die Macherinnen und Macher hätten Freude an dem, was sie tun. Dazu gehört auch Mike Feusi. Er ist heute im Regieraum, bereitet die Tele-Züri-Sendungen vor. Vorher schaute er, dass bei den Wetterberichtsaufzeichnungen alles okay ist. Jetzt kontrolliert er die Aufnahmen in den Ministudios in Bern, St. Gallen, Luzern und Aarau. Dort werden die Moderationen für die jeweiligen Abendsendungen voraufgezeichnet. Hier in Seebach werden sie dann gemixt mit den einzelnen Beiträgen der Partnersender Tele M1, Tele Bärn, Tele 1, Tele Ostschweiz etcetc. 

Bei Vollbestand um 18 Uhr ist man zu dritt, vor einigen Jahren brauchte es noch sieben Regieleute, erzählt Feusi. Vieles werde immer mehr automatisiert. «Er ist der ‹Master of the Chnöpfli›», ergänzt Françoise Keiser. Beide lachen. Personal abbauen, Abläufe automatisieren, ein heute üblicher Vorgang nicht nur in der Medienbranche. Doch hier im Regieraum scheint Sparen eher kein Problem, sondern eine spannende Herausforderung zu sein. Hier wird auch klar, wofür die 5G-Technologie gut sein kann. «Es braucht keine Übertragungswagen mit Satellitenschüsseln mehr», erzählt Technikfreak Feusi. Fünf nur wenige Quadratzentimeter grosse SIM-Karten parallel würden ­reichen, in einem grossen Rucksack verpackt. 

So geht ein interessanter Nachmittag zu Ende. Die Tele-Züri-Sendung am Abend wird grad nochmals um einiges spannender mit diesem Hintergrund im Kopf. Der Blick hinter die Kulissen zeigte, wie viel Arbeit hinter einer Fernsehsendung steckt.

  • So sieht das Talk-Täglich-Studio aus. Bei den grünen Flächen werden wechselnde Hintergründe digital reinkopiert. Bild: Lorenz Steinmann
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  • Irene Zortea vom Quartierverein Oerlikon organisierte den Anlass mit. Bild: Lorenz Steinmann
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  • Auf der Redaktion von Züritoday ist immer ersichtlich, wie gut welche Geschichten laufen online. Bild: Lorenz Steinmann
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  • Der erstaunlich kleine Regieraum. Hier werden alle TV-Sendungen der CH Media-Gruppe bereit fürs Senden getrimmt. Bild: Lorenz Steinmann
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  • Radio-24-Moderatorin Lea Hilff macht alles alleine während der Sendung und hat noch Zeit für uns. Bild: Lorenz Steinmann
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  • Cindy Garo spricht bald ihre Wetter-Texte im Tele-Züri-Studio. Heute mit Publikum vom Quartierverein. Bild: Lorenz Steinmann
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Lorenz Steinmann/Zürich24