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Hombrechtikon
05.04.2024
07.04.2024 11:00 Uhr

Rehkitzrettung mit Drohnen

Die Verantwortlichen der Rehkitzrettung in Hombrechtikon (v.l.n.r.): Urs Mumprecht, Gregor Bölli (Stäfa), Jäger Charly Thöni, Christian Bühler. Bild: zvg
Kommt der Frühsommer, kommt auch wieder die Zeit im Jahr, wo Rehkitze vor dem Mähtod gerettet werden müssen. Mehrere Männer aus Hombrechtikon setzen sich für die jungen Waldbewohner ein. Und sie suchen weitere Freiwillige.

«In der Schweiz sterben jährlich mehrere tausend Rehkitze bei der Grasernte», sagt Urs Mumprecht, ausgebildeter Drohnenpilot aus Hombrechtikon und Freiwilliger beim Verein rehkitzrettung.ch. Viele Jungtiere würden auf qualvolle Weise getötet. Ein Grund dafür seien die grösser und schneller werdenden Mähmaschinen.

Instinkt verhindert Flucht

«Der angeborene sogenannte Drückinstinkt veranlasst die Rehkitze dazu, sich bei Gefahr ganz still zu verhalten und sich an den Boden zu pressen. Nach zwei bis drei Lebenswochen verliert sich dieser Instinkt. Dennoch verlassen sich die Rehkitze immer noch auf ihre gute Tarnung und springen erst auf, wenn die Gefahr auf wenige Meter herangekommen ist. Zu spät also, um sich vor einer schnell herankommenden Landmaschine in Sicherheit zu bringen», weiss Mumprecht.

Schweizweites Engagement

Um mehr Jungtiere vor dem sinnlosen Tod zu retten, wurde 2012 der schweizweit tätige Verein rehkitzrettung.ch gegründet. Freiwillige und die Jäger unterstützen die Landwirte beim Absuchen von Feldern und Wiesen mit Hilfe von Thermalkameras und Drohnen. Der Verein arbeitet mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL), anderen Bundesstellen sowie mit den Kantonen zusammen.

Die Wiese ist der natürliche Lebensraum des Rehs. Bild: AdobeStock

Gemeinsam für die Kitze

Für das Tierwohl ist per Gesetz der Bewirtschafter der Fläche verantwortlich, meist also ein Landwirt. «Dieser muss sicher sein, dass sich keine Kitze oder andere Tiere im Feld befinden, wo gemäht werden soll», erklärt Mumprecht. Der Landwirt meldet das betroffene Feld direkt dem Jäger oder über die Website von rehkitzrettung.ch. Für Hombrechtikon zuständig ist der Jäger Charly Thöni.

«Die Rehkitzrettung mit Thermalkamera und Multikopter in der Luft ist die sicherste Methode, um Rehkitze vor Mähmaschinen zu retten.» Der Drohnenflug wird anhand des gemeldeten Feldes zuerst mit einer speziellen Software auf der Landkarte abgesteckt. Daraus werden die Flugbahnen berechnet.

«Das Feld wird mit der Wärmebildkamera abgesucht, wobei der Jäger den Bildschirm überwacht.» Entdeckt man eine verdächtige Stelle, wird diese markiert, nach dem Abfliegen des ganzen Feldes werden die markierten Stellen kontrolliert.

Die Rehkitzrettung mit Thermalkamera und Multikopter in der Luft ist die sicherste Methode, um Rehkitze vor Mähmaschinen zu retten. Bild: zvg

Rettung nur durch Jäger

«Die Rehmütter setzen meist zwei Kitze im Feld ab, seltener sogar drei», so Mumprecht. Kommt man zum Schluss, dass effektiv nur ein Kitz im Feld liegt, geht der Jäger mit dem Helfer auf das Kitz zu. Per Gesetz darf nur der Jäger das Tier berühren und wegtragen. Die Helfenden von rehkitzrettung.ch helfen dem Jäger lediglich, das Kitz zu sichern. 

«Ganz junge Kitze haben noch keinen Eigengeruch, damit sie nicht durch Füchse aufgespürt werden können. Aus diesem Grund müssen die Rehkitze mit einem Büschel Gras angefasst werden und mit einem Harass (Kiste) zugedeckt und gesichert werden. Ganz junge Kitze fliehen nicht. Solche, die bereits fliehen können, versucht man mit einem Netz zu fangen und danach mit dem Harass zu sichern», so Mumprecht. Eine Fahne oder Stange zeige dem Bauern beim Mähen den Standort an.

Drohnenpiloten gesucht

Neben Urs Mumprecht engagieren sich Christian Bühler und Gregor Bölli für die Hombrechtiker Jungtiere. Weitere Jäger aus Hombrechtikon sind bei der Suche ebenfalls massgeblich beteiligt. «Wir sind auf eine gute Zusammenarbeit mit den Jägern angewiesen. In Hombrechtikon funktioniert das ausgezeichnet. Die Rollen sind klar geregelt.»

Die ausgebildeten Drohnenpiloten bieten jeweils im Frühling praktische Ausbildungen zur Vorbereitung für die Prüfung für interessierte Helfende an. Die Ausbildung umfasst einen Theorieteil mit Webinaren und einen praktischen Teil und wird mit einer Prüfung abgeschlossen.

www.rehkitzrettung.ch
kontakt@rehkitzrettung.ch

Redaktion Ährenpost