Unter der Woche fahren beim Widenbad zwischen Auf Dorf und dem Stäfner Türli hunderte von Automobilisten am Schützenhaus Männedorf mit seinen geschlossenen Fensterläden vorbei. Seit 1917 steht es dort. Ob es überhaupt noch in Betrieb ist? Am Samstag waren die Läden weit offen, eine rot-weisse Schiessfahne wehte im Wind und Schüsse peitschten durch die Luft.
Am Vormittag trafen sich die Mitglieder der Schützengesellschaft Männedorf zur Saisoneröffnung zu einem Clubschiessen. Der Nachmittag hingegen stand ganz im Zeichen des Tages des offenen Schützenhauses. In angenehmer und freundlicher Atmosphäre erklärten die Männedorfer Schützen den zahlreichen Interessenten die verschiedenen Zielscheiben und Waffen. Diese konnten dann direkt ausprobiert werden: Pamir auf, Sturmgewehr in die Hand und hinliegen. Unter kundigen Führung eines geduldigen Schützenmeisters wurden die Besucher kompetent ins Schiesswesen eingeführt, sodass jeder, ob Frau oder Mann, ob ehemaliger Soldat oder erstmals mit einem Gewehr in der Hand die dreihundert Meter entfernte Scheibe traf. Das Interesse der Bevölkerung übertraf die Erwartungen der Schützengesellschaft bei weitem. Offenbar entspricht der erstmalig schweizweit durchgeführte Tag des offenen Schützenhauses in der heutigen Zeit einem Bedürfnis.
Die ältesten Protokolle der Schützengesellschaft Männedorf stammen von 1825 und belegen, dass das Schiesswesen in Männedorf noch viel älter ist, denn darin findet man die Abrechnung des Ersatzbaus des damaligen Schützenhauses unten am See bei der Schützenhaab im Jahr 1824. Die Schützen betreiben das Schiessen als sportlichen Wettbewerb und legen besonderen Wert auf die Pflege guter Kameradschaft, was sich auch am Samstag beim herzlichen Empfang der Gäste des offenen Schützenhauses zeigte.
