- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Zugegeben, das ultraknappe Ausscheiden der Schweiz an der Fussball-EM im Penaltyschiessen gegen England tut immer noch weh.
Seither diskutiert die Fussballnation wieder intensiv über Sinn und Unsinn des Penaltyschiessens. Verschiedene Alternativen werden genannt.
Ein gewisser Geschmack
Natürlich kann man immer über eine Änderung der Spielregeln reden. Aber nach einer Niederlage hat das einen gewissen Geschmack. Würden wir das Penaltyschiessen auch abschaffen wollen, wenn wir gewonnen hätten?
Wohl kaum.
Himmel oder Hölle
Hier eine kleine Ehrenrettung: Das Penaltyschiessen ist Spannung und Dramatik pur, die ultimative Verdichtung des Sporterlebnisses.
Ein Schuss entscheidet über Himmel oder Hölle.
Auch Superstars nicht gefeit
Dabei wird oft gesagt, Penaltys seien reine Glückssache, eine Lotterie.
Klar: Das Glück kann sich hierhin oder dorthin wenden. Die Bürde, nicht zu treffen, kann jeden treffen, auch die Superstars einer Mannschaft.
Verständlich und menschlich, dass man das nach einem Fehlschuss betont und den Fehlschützen so zu schützen versucht.
Es geht um mentale Stärke
Aber dabei bleibt ein Korn von Unehrlichkeit: Denn beim Penaltyschiessen geht es auch und vor allem um mentale Stärke. Darum, im entscheidenden Moment zu liefern, kein Nervenflattern zu haben, cool zu bleiben, das zu tun, was man tun muss: den Ball im Netz zu versenken.
Das Penaltyschiessen, eine reine Glückssache? Nein, sonst könnten wir ja gleich per Los entscheiden.