Nutzung von Hanf
Ab etwa 7'000 Jahren vor heute zeigte sich der menschliche Einfluss. Die Menschen wurden sesshaft, begannen Ackerbau zu betreiben und rodeten Wälder für die Landwirtschaft. «Holzkohlepartikel in den Sedimenten zeugen von den durch Feuer verursachten Rodungen. Zudem kam es im Laufe der Zeit auch zu ersten forstwirtschaftlichen Eingriffen wie der bewussten Förderung bestimmter Baumarten, z. B. Eichen für die Eichelmast ab der späten Eisenzeit vor rund 2'500 Jahren», erklärt Rey.
Über die Jahrhunderte gab es immer wieder Phasen der Wiederbewaldung, besonders nach Krisenzeiten wie Klimaveränderungen. Während der Völkerwanderungszeit nach dem Fall des Römischen Reichs erholte sich der Buchenmischwald, doch ab dem Mittelalter wurden die Wälder erneut grossflächig gerodet. «Ein interessantes Detail ist die Nutzung von Hanf am Lützelsee, der dort früher geröstet wurde, um Fasern zu gewinnen – eine Praxis, die mit dem Aufkommen der Baumwolle aufgegeben wurde», so Rey.
Bemerkenswerte Entwicklung des Lützelsees
«Der Lützelsee mit einer Geschichte von fast 18'000 Jahren hat sich durch eine bemerkenswerte Entwicklung in Bezug auf Vegetation und menschliche Landnutzung ausgezeichnet», führt Rey aus. Die klassische Abfolge der Vegetationsgeschichte begann mit einer Steppe und Tundra, die sich in einen borealen Wald verwandelte. «Etwa 10'000 Jahre vor heute breiteten sich dann Eichenmischwälder aus, bevor sich die Buchenmischwälder etablierten, die das Gebiet ohne die menschliche Nutzung bis heute prägen würden.»
Bereits in der Jungsteinzeit habe der Mensch begonnen, das Umland des Lützelsees zu verändern. «Die Landnutzungsphasen dieser Zeit waren oftmals überregional und gingen mit der Entwicklung von Pfahlbauten und frühen Ackerbaukulturen einher. Besonders hervorzuheben ist die bewusste Förderung der Eiche ab der späten Eiszeit, vor allem für die Eichelmast, die der Viehzucht diente.»
Mit der Einführung moderner Landwirtschaftstechniken wandelte sich die Landnutzung schliesslich von einem Ackerbau zu einem Viehwirtschaftsmodell, was die Region nachhaltig geprägt habe. «Diese Entwicklung zeigt den Wandel von einer natürlichen Vegetationslandschaft hin zu einer durch den Menschen intensiv genutzten Kulturlandschaft über die letzten 18'000 Jahre.»