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27.02.2025

GZO träumt vom Spitalverbund

Ist ein Spitalverbund Zürich Ost realistisch oder bloss Wunschdenken? (Symbolbild) Bild: pixabay.com
Die GZO AG plant einen «Verbund Ost» mit Partnerspitälern. Doch mit welchen Partnern eigentlich? Der Verbund liegt in ferner Zukunft und ist alles andere als gewiss.

Am 11. Februar 2025 gaben die Aktionärsgemeinden bekannt, dass der Kreditantrag der GZO AG über 50 Millionen Franken an die Urne kommt. Zwei Gemeinden, Rüti und Bubikon, lehnen den Kredit ab (wir berichteten).

«Hochrisiko-Investition»

Die Mitte-Kantonsrätin und Gemeindepräsidentin von Rüti, Yvonne Bürgin, findet klare Worte zum Kreditantrag. Sie erklärte neulich in einem Interview der «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ), warum die beiden Gemeinden den Kredit für eine Hochrisiko-Investition halten: Der Businessplan der GZO rechne mit steigenden Zahlen bei den stationären Aufenthalten, die GZO AG könne den Aktionärsgemeinden aber nicht genau erklären, wo diese Patienten herkommen sollen. Ausserdem würde sich das Gesundheitswesen gerade so verändern, dass es künftig mehr ambulante Behandlungen anstelle von stationären gebe.

Von den 50 Millionen Franken seien 20 Millionen Franken für den Neubau vorgesehen. Aber mit dem Gebäude passiere erst einmal gar nichts, das «rottet einfach vor sich hin». Denn der Plan sei nicht, den Neubau fertigzustellen, sondern die GZO AG wolle ins bestehende Hochhaus aus den 1970er Jahren investieren und dort weitermachen wie bisher. Vor zehn Jahren habe es noch geheissen, dass dort ein effizienter Betrieb nicht mehr möglich sei, jetzt stehe im Businessplan plötzlich das Gegenteil.

Spitalverbund liegt in ferner Zukunft

In der Mitteilung der Aktionärsgemeinden vom 11. Februar 2025 wurde erstmals ein «Spitalverbund Zürich Ost» erwähnt. Darin ist zu lesen: «Die finanzielle Sanierung schafft die Voraussetzungen für eine Zukunft des Spitals Wetzikon als Teil eines Spitalverbunds.» Das unmittelbare Ziel einer Mehrheit der Aktionärsgemeinden sei die Integration der GZO AG Spital Wetzikon in einen Spitalverbund Zürich Ost. In diesem Verbund soll das Leistungsangebot «gebündelt, koordiniert und so effizienter» erbracht werden können. Wer die Verbundpartner dafür sein sollen, wird nicht erwähnt.

Während es die Aktionärsgemeinden als «unmittelbares Ziel» definieren, präzisiert Yvonne Bürgin dies im NZZ-Interview: Das Spital wolle zunächst die Bilanz während zehn Jahren sanieren und erst dann, wenn das GZO «vielleicht wieder gesund» sei, einem Verbund beitreten.

Zu spät für einen Verbund?

GZO-Finanzchef Daniel Müller sagte in einem kürzlich lancierten Podcast, dass man jetzt noch gar nicht in der Lage sei, mit potenziellen Partnern zu verhandeln. Wichtig sei vielmehr, dass das GZO unabhängig davon funktionieren könne. Dann werde das GZO später ein attraktiver Partner für andere Spitäler in einem Verbund. Das ergebe dann eine Win-Win-Situation, weil jedes Spital für sich selbst gestärkt aus dem Verbund herauskomme.

GZO-CEO Hansjörg Herren fügt hinzu, dass man sich trotz Drängen gar geweigert habe, einen Businessplan für einen Spitalverbund zu erstellen, weil dieser am «Reissbrett» entstanden wäre und das einen Spitalverbund sogar gefährden würde. Vielmehr sei der Businessplan für den eigenständigen Betrieb unbedingt notwendig gewesen. Der zeige, dass man, «mindestens in den ersten Jahren», eigenständig arbeiten könne. Erst danach sei es das Ziel, aufzuzeigen, wie man die Angebote auf die verschiedenen Spitäler verteilen könne.

Für Spitäler Uster und Männedorf derzeit kein Thema

Doch wollen und werden umliegende Spitäler überhaupt so lange warten? Laut NZZ ziehen passende Partner bzw. potenzielle Kooperationspartner bereits davon. So haben die Regionalspitäler Männedorf und Uster bekanntgegeben, dass sie im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe zusammenspannen. Die Kliniken werden per 1. April 2025 unter eine gemeinsame Leitung gestellt (wir berichteten). Auch mit dem Spital Zollikerberg laufen Gespräche. Das GZO gehört laut NZZ nicht zu diesen Gesprächen dazu.

Das Spital Männedorf bestätigte gegenüber der NZZ, dass derzeit keine Gespräche mit dem GZO geführt würden. Es sei einfach zu ungewiss, was dort passiere. Zum Modell Spitalverbund sagte Beatrix Frey-Eigenmann, Verwaltungsrats-Präsidentin des Spitals Männedorf, ausserdem, dass zwar alle von einem Verbund mit mehreren Spitälern träumen würden, dies aber aufwändig und schwierig umzusetzen sei.

Auch das Spital Uster hat kein Interesse an einer Fusion. Das machte das dem GZO am nächsten liegende Spital schon kurz nach Bekanntwerden des GZO-Debakels im letzten Jahr klar (wir berichteten). An dieser Haltung hat sich nichts geändert. Sacha Geier, VR-Präsidentin des Spitals Uster, sagte gegenüber der NZZ, dass keine Gespräche laufen würden. Ausserdem könnten nur gesunde Spitäler am Verhandlungstisch sitzen.

GZO träumt derweil von Immobilien-Strategie auf Verbund-Ebene

Unabhängig davon sieht sich die GZO-Führung in einem solchen Verbund und erachtet den erst zu 70 Prozent fertiggestellten Neubau sogar als Wert an, den man in einen solchen Verbund einbringen könnte. GZO-CEO Herren denkt dabei an eine Immobilienstrategie auf Verbund-Ebene. Dazu sagt er im Podcast: «Nachhaltig ist, wenn man den Neubau in Betrieb nehmen kann. Das möchten wir in Zusammenarbeit bzw. in einer Partnerschaft machen mit anderen Häusern.» Ob und wie die Fertigstellung des Neubaus je finanziert werden soll, damit dieser überhaupt als Wert eingebracht werden könnte, steht wohl auf einem anderen Blatt bzw. Reissbrett.

Weiterführende Informationen:

> NZZ-Artikel «Wir halten das für eine Hochrisiko-Investition» vom 11.2.25 (Bezahl-Beitrag)
> NZZ-Artikel «Wird das Spital Wetzikon gerade abgehängt?» vom 22.2.25 (Bezahl-Beitrag)

> GZO-Podcast 1

Barbara Tudor, ZueriOberland24