Seit zwei Jahren steht am Bahnhof Meilen der vollautomatische Veloturm der Firma V-Locker. Auf fünf Etagen bietet das Metallkonstrukt Parkmöglichkeiten für Fahrräder. Nutzer können per App einen Platz reservieren und ihr Velo für 50 Rappen pro Stunde sicher abstellen.
Trotz dieses modernen Konzepts hat sich der Turm nicht durchgesetzt. Immer wieder sorgt seine Optik für Spott. Eine Anfrage an der Gemeindeversammlung im Dezember zeigte, durchschnittlich nutzen nur 15 Personen pro Monat die Anlage – das entspricht etwa einer Buchung alle zwei Tage.
Gratis-Angebot wird ausgebaut
Im Gegensatz dazu sind die bestehenden Veloabstellplätze der SBB stark frequentiert. Sie bieten zwar keinen besonderen Komfort, sind aber kostenlos und daher oft überfüllt. In den kommenden zwei Jahren wird das Angebot erheblich erweitert, wie der «Meilener Anzeiger» berichtete. Damit erhält der Veloturm eine ernsthafte Konkurrenz.
Unterirdische Station geplant
Bis Ende 2027 sollen sämtliche Velounterstände rund um die Bahnhöfe Meilen und Herrliberg-Feldmeilen ersetzt und erweitert werden. Wo es der Platz erlaubt, sind zweistöckige Abstellmöglichkeiten vorgesehen.
In Meilen wird der Unterstand an der Oberen Kirchgasse in die Nähe des Bildungszentrums verlegt und um 20 Spezialplätze mit Diebstahlsicherung ergänzt. Nördlich der Unterführung Pfannenstielstrasse ist zudem eine unterirdische Velostation geplant.
In Feldmeilen entstehen neue Unterstände in der grossen Unterführung, bei der Abfallsammelstelle oberhalb der Gleise und im Bereich Haldengässli. Mit Ausnahme eines Standorts sollen alle neuen Anlagen zweistöckig gebaut werden.
Mehr Stellplätze bis 2028
Ein Vorbild für die neuen Konstruktionen ist der bereits 2021 erneuerte Unterstand am Meilemer Bahnweg. Insgesamt wird sich die Anzahl der kostenlosen Veloplätze in Meilen und Herrliberg-Feldmeilen in den nächsten zwei Jahren von 190 auf 340 erhöhen.
Da sich sowohl die alten Unterstände als auch der Veloturm auf SBB-Grund befinden, übernimmt die Gemeinde nur einen Teil der Kosten. Bis 2028 wird mit einem Investitionsvolumen von rund einer Million Franken gerechnet. Die Gemeinde erhält zudem Subventionen von der SBB und dem Kanton Zürich in einem niedrigen sechsstelligen Bereich.
Veloturm bleibt bestehen
Welche Folgen hat der Ausbau für den Veloturm? Laut V-Locker wird die Nachfrage nach sicheren Abstellplätzen durch das neue Angebot nicht beeinträchtigt, sondern insgesamt gefördert. Unterschiedliche Lösungen sprächen verschiedene Bedürfnisse an.
Ob der Turm mittlerweile mehr genutzt wird, lässt das Unternehmen offen. Man gehe davon aus, dass sich die Nutzung bei innovativen Projekten nur langsam entwickle.
Auch die Gemeinde sieht keine Konkurrenz zwischen den verschiedenen Abstellmöglichkeiten. Sie begründet dies mit der wachsenden Anzahl hochwertiger und teurer Velos, für die gesicherte Parkplätze unverzichtbar seien. Gerade E-Bikes profitieren von sicheren Abstellmöglichkeiten.
Zusätzlich wird erwartet, dass sich der Fuss- und Veloverkehr in den kommenden zehn Jahren verdoppelt. Möglicherweise erlebt der Veloturm seine besten Zeiten also noch in der Zukunft.