Die geplante Änderung der Bau- und Zonenordnung (BZO) soll Raum für das Bevölkerungswachstum schaffen, doch das Vorhaben stösst auf Skepsis. Bei einer Informationsveranstaltung im Gemeindesaal Obstgarten lauschten über 300 Interessierte den Erklärungen von Ortsplaner Peter von Känel und Hochbauvorsteher Casimir Schmid.
Warum eine neue Bauordnung
Die Anpassung der BZO ist eine Reaktion auf das anhaltende Wachstum der Bevölkerung. Der Kanton gibt vor, dass in sogenannten Stadtlandschaften, zu denen auch das rechte und linke Seeufer zählen, neuer Wohnraum entstehen muss. Um einer unkontrollierten Zersiedelung entgegenzuwirken, soll dies innerhalb der bestehenden Bauzonen geschehen.
Ursprünglich wurde von einer künftigen Bevölkerungszahl von 17'000 Menschen ausgegangen. Nach Rückmeldungen aus der Bevölkerung hat der Gemeinderat diese Prognose auf 16'500 innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre reduziert. Aktuell bieten die Bauzonen Platz für 15'700 Personen, während derzeit gut 15'100 Menschen in Stäfa wohnen.
Betroffene Gebiete
Die Verdichtung konzentriert sich vor allem auf Bereiche in der Nähe von öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere rund um die Bahnhöfe Stäfa und Uerikon. Auch entlang der Buslinien soll punktuell verdichtet werden.
Nicht betroffen sind weite Teile des historischen Ortskerns sowie Gebiete südlich der Seestrasse. Hingegen sind Anpassungen für Bereiche wie die Obere Mattstrasse, die Häldelistrasse und die Umgebung der Tödistrasse geplant. Dabei geht es um grundsätzliche baurechtliche Vorgaben, nicht um konkrete Bauprojekte.
Arbeitsplätze und Industriezone
Ein weiteres Ziel der Ortsplanung ist die Weiterentwicklung des Arbeitsplatzangebots. Die Vorgaben für das Industriegebiet Laubisrüti wurden entsprechend angepasst. Künftige Bauten dürfen dort bis zu 17,5 Meter hoch sein, während ursprünglich 20 Meter angedacht waren. Zudem sollen die Übergänge zu benachbarten Wohngebieten durch Begrünung aufgewertet werden.
Der Gemeinderat betont, dass die Industriezone langfristig attraktive Entwicklungschancen bieten soll, um neue Firmen anzuziehen und das Arbeitsplatzangebot zu erweitern.
Nachhaltigkeit in der Planung
Im Vergleich zur ersten Fassung wurde die BZO hinsichtlich ökologischer Aspekte deutlich verbessert. Der Schutz bestimmter Bäume, eine Begrünungspflicht für Vorgärten sowie die Begrünung von Flachdächern ab einer bestimmten Grösse sind nun Teil der Verordnung.
Diese Massnahmen sollen sowohl dem Klimaschutz als auch der Biodiversität dienen. Selbst auf Dächern mit Solarpanels ist eine Begrünung möglich, was eine nachhaltigere Entwicklung unterstützt.
Anreize für preisgünstigen Wohnraum
Um den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu fördern, sind spezielle Zonen vorgesehen, in denen Bauherren bei einer Mehrausnutzung mindestens 50 Prozent der neuen Wohnungen preisgünstig anbieten müssen.
Diese Zonen liegen hauptsächlich in der Nähe von öffentlichen Verkehrsmitteln und bestehen vor allem aus Mehrfamilienhäusern. Der Ansatz ist freiwillig, da die Umsetzung letztlich bei den jeweiligen Grundeigentümern liegt.
Bedenken und Kritikpunkte
Die geplanten Verdichtungsmassnahmen stossen nicht nur auf Zustimmung. Einige Anwohner befürchten eine Abnahme der Wohnqualität. Insbesondere Grafiken, die Veränderungen der Sichtverhältnisse in einzelnen Quartieren veranschaulichten, sorgten für Unmut.
Auch die Entwicklung des Industriegebiets Laubisrüti wird hinterfragt. Einzelne Stimmen forderten eine detaillierte Bedarfsanalyse für die geplante Erweiterung. Zudem gab es Bedenken hinsichtlich einer möglichen Verkehrszunahme. Der Gemeinderat betonte, dass bereits jetzt viele Berufstätige mit dem öffentlichen Verkehr oder dem Fahrrad pendeln.
Drei Gemeindeversammlungen angesetzt
Da bei Gemeindeversammlungen zu BZO-Revisionen erfahrungsgemäss zahlreiche Anträge eingebracht werden, hat Stäfa gleich drei Termine eingeplant: den 5., 6. und 7. Mai.
Die detaillierte Durcharbeitung der Vorlage nimmt viel Zeit in Anspruch, da einzelne Punkte intensiv diskutiert und abgestimmt werden. Die Erfahrungen aus anderen Gemeinden zeigen, dass solche Sitzungen oft mehrere Abende dauern können.
Die anstehende Entscheidung bleibt ein heikles Thema, das die Zukunft von Stäfa wesentlich prägen wird.