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Männedorf
16.04.2025
17.04.2025 19:31 Uhr

Rätsel um Steinhügel im Zürichsee

Die kreisrunde Struktur und angrenzende Holzpfähle geben der Archäologie bis heute Rätsel auf. Bild: KI
Unbekannte Steinhügel im Zürichsee bei Männedorf sorgen für Spekulationen – Taucher und Archäologen stehen vor einem archäologischen Rätsel.

Ungewöhnliche Steinhügel auf dem Grund des Zürichsees beschäftigen derzeit Fachleute. Entdeckt wurden die Formationen nahe der bekannten Pfahlbaufundstelle Männedorf-Leuenhaab.

Unerwarteter Fund 

Etwa 60 Meter vom Ufer entfernt, zeichnet sich auf einem neuen digitalen Geländemodell des Zürichsees eine regelmässige Anordnung von Hügeln ab. Diese befinden sich in rund vier Meter Tiefe und sind in einem Abstand von jeweils etwa 20 Metern platziert.

Solche Strukturen sind keine Einzelfälle: Ähnliche Hügel wurden auch im Zugersee sowie im Bodensee beobachtet. Der Zürcher Fund steht damit möglicherweise im Zusammenhang mit einem grösseren archäologischen Phänomen.

Besondere Formationen

Die Unterwasserarchäologie Zürich reagierte schnell und untersuchte die auffälligen Strukturen vor Ort. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um kreisförmige Gebilde handelt, die einen Durchmesser zwischen fünf und sieben Metern aufweisen.

Die Hügel bestehen aus kantigen Steinen unbekannter Gesteinsart. In der Mitte erreichen sie eine Höhe von rund 50 Zentimetern. Die Anordnung und Beschaffenheit der Hügel lässt auf eine künstliche Entstehung schliessen.

Rätselhafte Holzpfähle

Unweit eines der Steinhaufen stiess das Taucherteam zudem auf eine Reihe schlanker Holzpfähle. Diese verlaufen in Richtung des tieferen Seebeckens und bestehen vermutlich aus Tannenholz.

Ob die Pfähle in direktem Zusammenhang mit den Steinstrukturen stehen, lässt sich derzeit nicht sagen. Sowohl Datierung als auch Zweck dieser Anordnung bleiben bislang unklar.

Vergleichbare Funde

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bodensee vor Uttwil TG. Dort wurden bereits im Jahr 2015 etwa 170 Steinhügel entdeckt. Auch sie liegen in Ufernähe, sind regelmäßig angeordnet und befinden sich etwa viereinhalb Meter unter Wasser.

Die parallelen Funde in verschiedenen Schweizer Seen deuten auf ein überregionales Phänomen hin. Die Häufung gleichartiger Formationen lässt vermuten, dass es sich nicht um natürliche Prozesse handelt.

Am Bodensee gelang es den Forschenden mittlerweile, das Alter der Strukturen einzugrenzen. Nach heutigem Stand stammen sie wohl aus der Jungsteinzeit und sind somit etwa 5500 Jahre alt.

Ursprünglich war man von einem Entstehungszeitraum in der Bronzezeit ausgegangen. Doch neue Erkenntnisse sprechen für ein deutlich höheres Alter. Über die genaue Nutzung besteht weiterhin keine Einigkeit.

Zahlreiche Theorien 

Diskutiert werden verschiedene mögliche Funktionen der prähistorischen Hügel. Möglicherweise dienten sie einst als Begräbnisstätten, Verteidigungsanlagen oder Orte für kultische Handlungen.

Auch astronomische Erklärungsansätze stehen im Raum. Besonders im Bodensee-Fall kursierte der Begriff «Stonehenge vom Bodensee» – eine Anspielung auf die bekannte Anlage in England mit möglichem astronomischem Bezug.

Die Zürcher Steinhügel fügen sich in eine Reihe bislang unerklärter archäologischer Funde. Ihre genaue Herkunft und Bedeutung geben weiter Anlass zur Forschung. Klar ist bislang nur: Diese Bauwerke wurden von Menschenhand geschaffen.

Goldkueste24