Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Magazin Agenda
Stäfa
30.04.2025
01.05.2025 07:50 Uhr

BZO-Revision sorgt für Zoff

Symbol für die Sorge der Anwohnenden um den Verlust von Naturraum im Zuge der geplanten Quartierentwicklung. Bild: KI
Die geplante BZO-Revision in Stäfa erhitzt die Gemüter: Quartiere wie Obere Chergerten und Chapfwiese wehren sich gegen Verdichtungspläne. Entscheid fällt am 6. Mai.

In Stäfa steht eine umfassende Revision der Bau- und Zonenordnung (BZO) bevor. Anfang Mai soll an der Gemeindeversammlung über die neuen Regelungen entschieden werden.

Bereits im Vorfeld stösst das Vorhaben auf Widerstand – insbesondere die vorgesehene innere Verdichtung sorgt in verschiedenen Quartieren für Kritik. Begründet wird die Massnahme mit dem wachsenden Wohnraumbedarf sowie kantonalen Vorgaben zur Siedlungsentwicklung nach innen.

Bedenken im Quartier Obere Chergerten

Im Quartier Obere Chergerten, das zwischen dem Lattenberg und dem Bahnhof liegt, ist eine Aufzonung vorgesehen. Die Gebäudehöhe soll zwar gleich bleiben, doch durch eine Erhöhung der Baumasse von 2,4 auf 2,8 Kubikmeter pro Quadratmeter könnte deutlich mehr Wohnraum entstehen.

Die Anwohner sehen das kritisch, denn die bebaubare Fläche würde sich damit spürbar erhöhen. Sie befürchten, dass Freiflächen verschwinden und durch grössere Bauten ersetzt werden.

Auf Spielplätze, Wiesen und Begegnungsräume müssten Familien womöglich verzichten. Besonders besorgt sind jene, die in günstigen Mietwohnungen leben – sie fürchten Verdrängung durch Sanierungen oder Neubauten.

Verlust von Wohnqualität befürchtet

Mehrere Bewohner betonen, dass vielen Mietern nicht bewusst sei, welche Auswirkungen die Verdichtung auf ihre Wohnsituation haben könnte. In einem gewachsenen Quartier wie diesem sehen sie keinen Sinn in der Nachverdichtung.

Auch Eigentümer befürchten Wertverluste, sollte durch Neubauten die Seesicht beeinträchtigt oder die Attraktivität des Quartiers leiden. Dass Quartiere mit hohem Mieteranteil verdichtet werden sollen, empfinden sie als gezielte Benachteiligung.

Zudem kritisieren viele die Kommunikation der Gemeinde. Man fühle sich ungenügend informiert oder gar übergangen. Die Entscheidung des Gemeinderats wird als willkürlich wahrgenommen.

Zweifel auch an der Chapfwiese

Auch das seeseitige Quartier bei der Schule Obstgarten soll aufgezont werden. Dort könnten Gebäude künftig bis zu 20,5 Meter hoch gebaut und die Baumasse auf 3,2 Kubikmeter pro Quadratmeter erhöht werden.

Zusätzlich sind Anreize für den Bau günstiger Wohnungen geplant. Doch auch hier regt sich Widerstand. Die Interessengemeinschaft der Chapfwiesenstrasse hält spürbare Veränderungen für unrealistisch.

Die Parzellen seien zu klein und stark durch Einfamilienhäuser und Stockwerkeigentum geprägt. Unter diesen Voraussetzungen sei Verdichtung schlicht nicht umsetzbar.

Gemeinde verweist auf Planung und Dialog

Casimir Schmid, Hochbauvorsteher und Mitglied des Gemeinderats, verteidigt das Vorgehen. Die Gemeinde habe frühzeitig mit Infoveranstaltungen und Ortsplanungsgesprächen informiert und auf Anfragen reagiert.

Jede Aufzonung sei individuell geprüft worden. Entscheidende Kriterien seien unter anderem die Nähe zu ÖV-Anbindungen gewesen. Die neue BZO-Fassung sei deutlich moderater als frühere Entwürfe.

Ziel sei eine massvolle Entwicklung, angepasst an die Eigenheiten der betroffenen Quartiere.

Parteien beziehen Position

Die FDP kritisiert die Regelungen als zu kompliziert, besonders für private Bauherren. Sie warnt davor, dass günstiger Wohnraum verdrängt werden könnte und plant entsprechende Änderungsanträge.

Auch die SVP kündigt zahlreiche Vorstösse an. Sie will unter anderem die Pflicht zur Schaffung günstigen Wohnraums streichen und die Gestaltungsplanpflicht abschaffen.

Die Partei befürchtet versteckte Vorgaben hinter ökologischen Argumenten, die zu höheren Baukosten und steigenden Mieten führen könnten.

Zustimmung von SP und GLP

Die SP unterstützt die Revision grundsätzlich. Sie fordert jedoch mehr Engagement zur Förderung von günstigem Wohnraum und will soziale Aspekte stärker verankern.

Auch die GLP steht hinter der Vorlage. Sie lobt die ökologische Weiterentwicklung gegenüber früheren Entwürfen und begrüsst die Massnahmen für bezahlbaren Wohnraum.

Zudem hebt sie die Bedeutung der Industriezone Laubisrüti für die lokale Wirtschaft hervor.

Goldkueste24