In Herrliberg wird derzeit intensiv über die Zukunft der Badeanstalt Steinrad diskutiert. Soll die Badi vollständig neu gebaut werden oder bleibt es bei einer sanften Sanierung? Plakate mit der Aufschrift «Ja zur Umsetzungsvorlage schöneres Steinrad» prägen das Ortsbild und sollen die Bevölkerung für eine umfassende Erneuerung gewinnen.
Neuer Anlauf nach Blockade
Der Weg zur aktuellen Abstimmung war lang und konfliktgeladen. Nachdem die ursprünglichen Baupläne durch die Annahme der Einzelinitiative «Schöneres Steinrad» im Jahr 2023 gestoppt wurden, setzte die Gemeinde eine Arbeitsgruppe ein.
Zwei Gemeinderäte und Vertreter der Initiative arbeiteten rund ein Jahr lang an einer Machbarkeitsstudie zur Neugestaltung der Badi. Doch die daraus resultierende Vorlage stiess im Gemeinderat auf Ablehnung – vor allem wegen der geschätzten Kosten.
Unmut über Gemeinderat
Die Initianten der Einzelinitiative, Rolf Widmer und Ruedi Weinmann, zeigten sich enttäuscht über die Haltung des Gemeinderats. Sie reagierten mit einer breiten Mobilisierungskampagne, um trotz der Ablehnung doch noch Zustimmung für ihr Projekt zu gewinnen.
Neben mehreren Bannern im Dorf wurden auch Flyer an Haushalte verteilt. Darin kritisieren sie unter anderem die vom Gemeinderat präsentierte Kostenschätzung als übertrieben und werfen ihm vor, den Willen des Volkes zu unterlaufen.
Mildere Töne in letzter Phase
Trotz der scharfen Kritik betonen die Initianten inzwischen die Versöhnung. Kurz vor der Abstimmung wählten sie in Nachrichten an die Bevölkerung bewusst einen weniger konfrontativen Ton. Ziel sei ein Projekt, das der ganzen Gemeinde zugutekommt. Der Wunsch, die Differenzen hinter sich zu lassen, steht nun im Vordergrund.
Kostenfrage bleibt zentral
Im Zentrum des Streits steht der finanzielle Rahmen. Während der Gemeinderat mit Kosten von rund 5,8 Millionen Franken rechnet und zusätzlich auf hohe laufende Ausgaben verweist, gehen die Initianten von lediglich 4,9 Millionen Franken aus – inklusive Reserven. Zudem sei offen, ob künftig ein Bademeister vor Ort sein soll. Die Entscheidung darüber liege bei den Stimmberechtigten.
Michael Lüscher, SVP-Gemeinderat und Mitglied der Arbeitsgruppe, betont die Notwendigkeit realistischer Zahlen. Gleichzeitig zeigt er sich offen für günstigere Lösungen, sollten sie sich ergeben. Ihm sei wichtig, dass eine hohe Stimmbeteiligung erreicht werde, damit ein klares Ergebnis zustande komme. Ein knappes Resultat würde keine Seite wirklich zufriedenstellen.
Wie die Abstimmung ausgeht, bleibt offen. Lüscher verweist auf das politische Engagement aller Beteiligten. Die FDP hat bereits eine Ja-Parole beschlossen, während die SVP ihren Mitgliedern freie Hand lässt. Auch die Stimmung im Dorf lässt keine eindeutige Tendenz erkennen.
Letzte Werbeaktion
Widmer und Weinmann planen, zusammen mit ihren Unterstützern am Frühlingsmarkt nochmals Präsenz zu zeigen. Ziel ist es, auch in letzter Minute noch unentschlossene Wähler zu überzeugen. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung stimmen sie zuversichtlich, auch wenn sie wissen, dass oft den Empfehlungen des Gemeinderats gefolgt wird. Dennoch hoffen sie auf ein positives Ergebnis – mit dem Gefühl, alles getan zu haben.