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Küsnacht
07.05.2025
08.05.2025 10:46 Uhr

Brüder-Trio diente Papst Franziskus

Drei Brüder in der legendären Uniform der Schweizergarde. (Symbolbild) Bild: KI
Drei Brüder aus einer Familie standen im Dienst der Schweizergarde. Bald könnten zwei weitere folgen – ein seltener Fall mit starker Symbolkraft.

Nicolas Albert aus Küsnacht war der Erste seiner Familie, der sich für den Dienst in der Schweizergarde entschied – und damit den Grundstein für eine aussergewöhnliche Familiengeschichte legte. Später begleitete er gemeinsam mit seinen Brüdern Valentin und Raphael die Beisetzung von Papst Franziskus in Rom – ein Moment, der die drei tief bewegte.

Tradition und Pflicht

Seit dem 16. Jahrhundert ist es Aufgabe der Schweizergarde, das Leben des Papstes zu schützen. Alle Mitglieder müssen dem katholischen Glauben angehören und bereit sein, ihren Dienst mit vollem Einsatz auszuführen. Die Einheit zählt rund 135 Männer, die im Vatikan wohnen und sich zu einer Mindestdauer von zwei Jahren verpflichten. Sie erhalten Unterkunft, Verpflegung und ein kleines Gehalt.

Zurzeit ist kein Albert aktiv in der Garde. Nicolas, der älteste der fünf Brüder, beendete seinen Dienst im Juni 2021. Valentin und Raphael, ebenfalls ehemalige Gardisten, leben inzwischen wieder in Zürich. Doch mit Frederik und Stefan könnten bald zwei weitere Familienmitglieder nach Rom folgen.

Entscheidung aus einem Impuls 

In der Familie bestand keine lange Verbindung zur Garde. Nicolas wuchs zwar katholisch auf, aber konkrete Pläne gab es nicht. Erst kurz vor seinem Schulabschluss kam die Idee auf, als ein enger Freund ihn fragte, ob er ihn nach Rom begleiten wolle. Nicht religiöse Überzeugung, sondern die Aussicht auf ein aussergewöhnliches Abenteuer motivierte ihn.

Nach dem Militärdienst begann für ihn die spezielle Ausbildung der Schweizergarde. Zunächst in Rom, dann in Isone im Kanton Tessin. Dort wird das Programm mit Unterstützung der Kantonspolizei abgeschlossen. Im Mai 2018 wurde er offiziell vereidigt.

Ein symbolträchtiger Tag

Die Vereidigung findet jährlich am 6. Mai statt – zum Gedenken an die Ereignisse von 1527. Damals wurde Rom geplündert. 147 Gardisten starben beim Versuch, den Papst zu verteidigen. 42 von ihnen gelang es, Clemens VII. in Sicherheit zu bringen. Dieses Datum gilt als der prägendste Tag in der Geschichte der Schweizergarde. Aufgrund des Todes von Papst Franziskus wurde die nächste Vereidigung auf Herbst 2025 verschoben.

Der alles veränderte Moment

Nicolas nennt seine Vereidigung den bedeutendsten Moment seiner Dienstzeit. Zur Feier reiste seine gesamte Familie nach Rom. Der Eindruck war bleibend – besonders auf seine Brüder. Wenig später folgte Valentin seinem Vorbild, danach auch Raphael. Frederik und Stefan zeigen inzwischen ebenfalls Interesse an diesem Weg.

Für die Eltern war die Entwicklung überraschend. Ursprünglich hatte niemand damit gerechnet, dass einer der Söhne einmal der Garde angehören würde. Heute ist der Stolz gross. In der Praxis der Eltern hängen inzwischen Bilder der Brüder in Uniform.

Familienleben im Ausland

Der familiäre Zusammenhalt spielte eine grosse Rolle. Feiertage wie Weihnachten verbrachte die Familie oft gemeinsam in Rom. Die Eltern mieteten dafür eine Wohnung in der Nähe des Vatikans. Diese Tradition stärkte das Band zwischen den Brüdern.

Auch abseits des Dienstes bot Rom viele Erlebnisse. Freie Tage nutzte Nicolas, um mit Kameraden durch die Stadt zu ziehen. Der Austausch unter den jungen Männern aus der Schweiz förderte nicht nur Kameradschaft, sondern auch bleibende Freundschaften. Noch heute trifft man sich gelegentlich zur gemeinsamen Messe in Zürich-Oerlikon.

Der Glaube wuchs mit der Aufgabe

Anfangs war der Glaube für Nicolas kein zentrales Thema. Doch durch persönliche Begegnungen im Vatikan änderte sich das. Besonders ein Einsatz bei einer Audienz für schwerkranke Kinder hinterliess bei ihm einen tiefen Eindruck. Die Art, wie Papst Franziskus diesen Menschen begegnete, wirkte nachhaltig.

Neues Kapitel in der Schweiz

Nach dem Ende seiner Zeit in Rom begann Nicolas ein Studium in Zürich. Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft stehen auf dem Programm – sein Ziel ist eine Laufbahn als Diplomat. Auch seine Brüder studieren inzwischen an der Universität Zürich. Die Jahre in der Garde haben sie geprägt – und verbinden sie über alle Lebensphasen hinweg.

Goldkueste24