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Kanton
09.05.2025

Staatsanwaltschaft: Alarmierende Zahlen

Die Gewaltbereitschaft nimmt mehr und mehr zu. Bild: KI
Im Polizei- und Justizzentrum Zürich präsentierte die Staatsanwaltschaft ihren Bericht 2024 – mit alarmierenden Zahlen und einem Blick hinter die Kulissen des Pikettdiensts.

Tagtäglich Entscheidungen unter hohem Druck, tausende Zuführungen und konstant hohe Fallzahlen – am diesjährigen Mediengespräch präsentierte die Zürcher Staatsanwaltschaft im Polizei- und Justizzentrum (PJZ) ihren Jahresbericht 2024. Dabei wurden nicht nur zentrale Kennzahlen und Entwicklungen vorgestellt, sondern auch ein praktischer Einblick in den anspruchsvollen Pikettdienst gewährt.

Dieser Dienst ist an allen Tagen der Woche im PJZ aktiv und übernimmt die Prüfung von Fällen, bei denen Personen durch die Polizei zugeführt wurden. Dabei muss innert 48 Stunden über eine mögliche Untersuchungshaft entschieden werden. Die Staatsanwaltschaft bewertet jeden Fall hinsichtlich Tatverdacht und Haftgründen und stimmt sich eng mit Polizei und Justizvollzug ab. Der zeitliche Druck ist enorm – und die Zahlen zeigen, dass die Belastung weiter zunimmt.

Zunehmender Druck

Die Entwicklung der Zuführungszahlen macht deutlich, wie stark der Pikettdienst im Berichtsjahr gefordert war. Im Zuständigkeitsbereich des STA Pikett West, zu dem die Bezirke Zürich, Dietikon, Horgen und Affoltern gehören, wurden 2024 insgesamt 5'449 Personen zugeführt – ein erheblicher Anstieg gegenüber den 3'473 Fällen im Jahr 2021.

Diese hohe Belastung zeigt sich nicht nur in der Anzahl Fälle, sondern auch in der Komplexität der Arbeit. Die Staatsanwältinnen und Staatsanwälte leisten einen wesentlichen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit und müssen unter hohem Zeitdruck rechtlich einwandfreie Entscheidungen treffen.

Fallzahlen

Die kantonsweiten Fallzahlen bewegten sich 2024 mit rund 31’900 Fällen erneut nahe am Rekordwert des Vorjahres. Seit 2019 ist ein kontinuierlicher Anstieg um insgesamt 11 Prozent zu verzeichnen. Gründe hierfür sind unter anderem das starke Bevölkerungswachstum, die zunehmende Digitalisierung sowie verstärkte Migrationsbewegungen.

Trotz dieser Herausforderungen gelang es der Staatsanwaltschaft, die Zahl der pendenten Verfahren im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent zu senken. Dies war nur durch gezielte Massnahmen, zusätzliche Stellen und den grossen Einsatz der Mitarbeitenden möglich. Eine grundlegende Entspannung bedeutet dies allerdings noch nicht.

Schwerpunkte

Die Vermögensdelikte nahmen im Berichtsjahr deutlich zu, insbesondere durch die wachsende Zahl an Cyber-Betrugsfällen. Auch Delikte gegen die persönliche Freiheit sowie Verstösse gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz verzeichneten Zunahmen.

Zu den herausragenden Ereignissen gehörten mehrere schwere Gewaltdelikte, darunter ein Tötungsdelikt in Männedorf und ein Angriff auf Kinder in einem Hort in Zürich-Oerlikon. Im Bereich Cybercrime gelang der Staatsanwaltschaft II ein bedeutender Ermittlungserfolg: Gemeinsam mit der Kantonspolizei wurden mehrere Männer festgenommen, die verdächtigt werden, die Zürcher Kantonalbank um 3 Millionen Franken in Bitcoin erpresst zu haben.

Weitere Entwicklungen

Auch die Krawallgruppe der Staatsanwaltschaft hatte mit steigenden Zahlen zu kämpfen: Die Eingänge nahmen um 16,6 Prozent zu, vor allem wegen gewalttätiger Vorfälle im Umfeld von Fussballspielen. Im Bereich Raserdelikte überschritten die Verfahren ohne Unfall erstmals die Marke von 200. Raserunfälle blieben mit 60 Fällen auf Vorjahresniveau. Statistisch kam es somit alle sechs Tage zu einem Unfall mit Schwerverletzten oder Todesopfern.

Das Jahr war zudem geprägt von der Umsetzung des revidierten Sexualstrafrechts, das umfassende Änderungen in den Abläufen mit sich brachte. Schulungen und Anpassungen waren erforderlich. Weitere Schwerpunkte lagen auf der Digitalisierung sowie dem Bezug der sanierten Bezirksanlage Winterthur durch die Staatsanwaltschaft Winterthur / Unterland.

Kanton Zürich/ Goldkueste24