In Thalwil sorgt eine Schafherde für frisches Grün auf schwer zugänglichen Wiesenflächen. Insgesamt 25 Heideschafe samt Lämmern übernehmen dort seit Kurzem die Pflege von Böschungen und Hängen, wo Maschinen an ihre Grenzen stossen. Auf natürliche Weise unterstützen sie so die Gemeinde bei der Landschaftspflege und setzen ein Zeichen für nachhaltige Bewirtschaftung.
Die Tiere grasen aktuell eine steile Wiese nahe dem Restaurant Portofino ab und lassen sich auch von Spaziergängern nicht aus der Ruhe bringen. Ihre Arbeit verrichten sie unermüdlich und effizient. Besonders an unzugänglichen Stellen zeigt sich der Vorteil ihrer Wendigkeit – ein Aspekt, der bislang aufwendig von Hand erledigt werden musste.
Nachhaltiger Einsatz
Die Skudden, eine seltene Schafrasse, gelten als genügsam, robust und anpassungsfähig. Sie stammen ursprünglich von keltischen Schafen ab und stehen unter dem Schutz der Stiftung Pro Specie Rara. Ihr Einsatz ist Teil eines umfassenderen Vorhabens, mit dem Thalwil ökologisch und klimatisch neue Wege geht.
Im Rahmen des Landschaftsentwicklungsprojekts und basierend auf dem «Masterplan Klima» wird mit den Schafen nicht nur eine umweltschonende Mähalternative geschaffen. Ihr gemächliches Grasen schützt Kleintiere wie Igel und Insekten, da sie dem Rückzug Zeit lassen. Gleichzeitig bleiben einzelne Pflanzen erhalten, was die Vielfalt auf den Wiesen fördert.
Flächendeckende Schafarbeit
Die Tiere sollen nach und nach rund 100'000 Quadratmeter Fläche auf 30 Parzellen pflegen. Dazu zählen auch Autobahnböschungen, Schulareale und grössere Wiesen in Gattikon. Der Standortwechsel erfolgt jeweils nach Bedarf, wenn eine Fläche abgeweidet ist. Erste Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind durchwegs positiv.
Für das Projekt zahlt die Gemeinde jährlich etwa 20’000 Franken. Da weniger Mäharbeiten anfallen und das Grüngut nicht mehr entsorgt werden muss, rechnet sich das Vorhaben auch finanziell. Eigene Tiere will die Gemeinde dennoch nicht anschaffen. Die professionelle Betreuung der Schafe durch externe Fachleute hat sich bewährt.
Regionale Verbreitung
Die Tiere stammen von Remo Schatt, der auf dem Horgenberg rund 150 Schafe in vier Gruppen hält. Seine Firma BIG Züri AG vermietet die Herden auch an andere Gemeinden. Neben Thalwil und Adliswil weiden seine Tiere inzwischen auch in Oberrieden und Langnau. Für ländlichere Gegenden seien lokale Schäfer oft die naheliegendere Lösung.
Die tierische Grünflächenpflege ist kein Einzelfall. Auch andere Organisationen setzen auf natürliche Helfer. So werden etwa Turopolje-Schweine zur Bekämpfung invasiver Pflanzenarten eingesetzt oder Geissen genutzt, um Hänge freizuhalten. Thalwil reiht sich mit dem Schafprojekt in eine wachsende Bewegung für biodiversitätsfreundliche Landschaftspflege ein.