Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Magazin Agenda
Schweiz
15.06.2025
15.06.2025 07:17 Uhr

Fit für die Industrie 4.0

Anschluss an die Zukunft: In der Berufsbildung der Tech-Industrie ist eine tiefgreifende Reform im Gang. Bild: Kanton Zürich/ Marion Nitsch/Lunax
Mit dem Grossprojekt «Futuremem» bereitet sich die Schweizer Tech-Industrie auf die Zukunft vor. Acht Berufe werden gleichzeitig reformiert.

In der riesigen Produktionshalle des Maschinenbauunternehmens Reishauer in Wallisellen läuft alles wie geschmiert. Konstrukteurinnen, Polymechaniker und Automatikerinnen arbeiten hier Hand in Hand. «Das funktioniert nur im Team», sagt Ben Rey, Leiter Berufsbildung bei Reishauer. Und dieses Zusammenspiel wird künftig schon in der Ausbildung gezielt gefördert mit dem Projekt «Futuremem», einer der grössten Bildungsreformen in der Schweizer Tech-Branche.

Neues Denken verlangt

«In der Industrie 4.0 fliessen die Disziplinen stärker zusammen», erklärt Thomas Schumacher, Leiter Berufsbildung beim Verband Swissmem. Statt einzelne Berufe isoliert zu reformieren, wurden acht technische Berufe gleichzeitig überarbeitet. Nächstes Jahr sollen die ersten Lernenden in die neuen Lehren starten.

Hightech trifft Handwerk

Im Ausbildungszentrum von Reishauer werden junge Berufsleute praxisnah auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet. Hier stehen moderne CNC-Fräsen neben traditionellen Schraubstöcken. Lernende wie Phil Schrepfer und Yannick Hauser schätzen die Mischung aus Handarbeit und Technologie. «Das gibt Abwechslung», sagt Hauser. Er geht aber davon aus, dass sich die Arbeit künftig stärker in den digitalen Raum verlagert: «Wir werden wohl mehr am Computer sein.»

Roboter übernehmen 

Ein Spaziergang durch die Fabrikhallen zeigt: Die Automatisierung ist auf dem Vormarsch. Ein Industrieroboter greift Metallrohlinge, legt sie in die Fräse und entnimmt die fertigen Teile. Doch damit die Technik reibungslos läuft, braucht es weiterhin Menschen mit Überblick und Know-how. Lernende sollen künftig mehrere Technologien kennen und anwenden können. So bleibt die Ausbildung flexibel gegenüber zukünftigen Entwicklungen.

Handlungskompetenzen lernen

Künftig steht Handlungskompetenz im Zentrum. Das bedeutet: Statt nur Theorie zu büffeln, sollen Lernende lernen, Probleme zu lösen. In der Schule wird der Stoff neu in Lernfelder gegliedert. Über 200 davon wurden definiert. Einige sind für alle Berufe, andere nur für einzelne relevant. So können auch Lernende berufsübergreifend unterrichtet werden.

Flexibler Unterricht

Jeder Beruf hat künftig Pflicht- und Wahlpflichtkompetenzen. Die Wahlpflichtteile wählt der Lehrbetrieb gemeinsam mit dem Lernenden – je nach Bedarf, Spezialisierung oder Branche. Auch branchenspezifische Ergänzungskurse sind vorgesehen, etwa für die Aviatik oder die Medizinaltechnik. Damit wird die Ausbildung nicht nur moderner, sondern auch individueller und praxisnäher.

BM als Knacknuss

Eine Herausforderung war die Abstimmung mit der Berufsmaturität. Dort bleibt der Unterricht in traditionellen Fächern organisiert – was zu Überschneidungen mit den neuen Lernfeldern führen kann. Die Lösung: enge Zusammenarbeit zwischen den Lernorten auch bei Projektarbeiten, die künftig reale betriebliche Fragestellungen aufgreifen sollen.

Digitale Lernumgebung

Ein zentrales Element der Reform ist Techlearn, eine digitale Plattform, auf der Lernende und Berufsbildende Zugriff auf Lerninhalte und Leistungsdokumentationen haben. Sie vereinfacht die Zusammenarbeit und reduziert den administrativen Aufwand. Wichtig sei dabei Datenschutz. 

Letzter Schliff vor dem Start

Aktuell werden die Rückmeldungen zur Anhörung in die acht Bildungsverordnungen eingearbeitet. Im Herbst soll alles beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation eingereicht werden mit Inkrafttreten auf den 1. Januar 2026. Parallel wird an Lehrmitteln, Bildungsplänen und Prüfungen gearbeitet. Denn schon im August 2026 starten die ersten Lernenden in die neue Ausbildung.

Kanton Zürich/ Zürich24