Der Verein Appisberg in Männedorf steht vor massiven Umwälzungen. Kaderstellen bleiben unbesetzt, interne Konflikte sorgen für Unruhe im Ort – und die Produktionsgärtnerei soll bald schliessen.
Zerwürfnis zwischen GL und Vorstand
Im Zentrum der Entwicklungen steht ein Zerwürfnis zwischen Geschäftsleitung und Vereinsvorstand, das weitreichende personelle Konsequenzen hatte: Sämtliche Mitglieder der Geschäftsleitung, inklusive des Geschäftsführers, haben innerhalb weniger Monate gekündigt.
Wie der Tagesanzeiger aufzeigt, überschneiden sich die internen Spannungen mit einer Reihe einschneidender Entscheidungen. Besonders die geplante Schliessung der Gärtnerei per Ende August hat in Männedorf für Gesprächsstoff gesorgt. Die Kündigung der dort beschäftigten Mitarbeitenden ist laut Informationen aus dem Umfeld des Vereins bereits erfolgt.
Finanzieller Druck
Seit 1965 begleitet Appisberg Menschen mit besonderem Förderbedarf beim Einstieg in die Arbeitswelt. Das Angebot reicht von betreutem Wohnen bis hin zu Ausbildungsbetrieben mit realen Arbeitsbedingungen. Trotz dieser breiten Palette ist der wirtschaftliche Druck auf den Verein in den letzten Jahren gewachsen.
Allein im Geschäftsjahr 2024 wurde ein Betriebsverlust von 620’000 Franken verzeichnet. Schon in den Jahren davor waren die Zahlen tiefrot – mit Defiziten von fast 890’000 Franken im Jahr 2022 und rund 450’000 Franken 2023. Der aktuelle Jahresbericht nennt als Ursache unter anderem verschärfte Rahmenbedingungen.
Krise in der Führungsebene
Bereits im Februar wurde öffentlich, dass der beliebte Setzlingsmarkt 2025 nicht stattfinden wird. Was zunächst als einfache Sparmassnahme erschien, entpuppte sich wenig später als Vorbote gravierender Umstrukturierungen. Ehemalige Mitarbeitende berichten, dass es intern vor allem an einem Punkt kriselte: dem Umgang mit der finanziellen Schieflage.
So seien unterschiedliche Ansichten darüber entstanden, wie der Verein wieder auf Kurs gebracht werden könne. Das Vertrauen zwischen Vorstand und Geschäftsleitung sei dadurch zunehmend brüchig geworden. In der Folge zogen sich alle vier Mitglieder der Leitung zurück – ohne neue berufliche Perspektive.
Führungsstil unter Kritik
Inmitten der Spannungen rückt immer wieder ein Name in den Fokus: Giovanni Weber. Der langjährige Präsident des Vereinsvorstands und frühere FDP-Ortsparteichef wird von mehreren Seiten kritisiert. Ihm wird ein dominanter Führungsstil vorgeworfen, der wenig Raum für andere Meinungen gelassen habe. Auch von unangemessenem Tonfall in Sitzungen ist die Rede.
Neustart mit ungewisser Zukunft
Aktuell arbeitet der Verein an einer Neuausrichtung. Eine Interimsleitung ist eingesetzt, Gespräche mit potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern laufen. Zudem wurde eine externe Betriebsanalyse beauftragt, um strategische Perspektiven für die Zukunft zu erarbeiten.
Allerdings sieht der Vorstand eine Weiterführung in Eigenregie skeptisch. Der Ausbildungsberuf sei kaum noch gefragt, der Bereich wirtschaftlich nicht tragfähig. Dennoch will man die Initiative anhören – auch wenn das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen ist.