Barcelona noch teurer
Im Vergleich zum adäquaten Produkt des FC Barcelona ist dies ein Schnäppchen. Die Katalanen sind unter dem Label «Barça Academy Camp» zwischen Genf und Zürich an ebenso vielen Standorten wie der Konkurrent aus der spanischen Hauptstadt präsent. Und auch hier wird viel versprochen: «Tauche ein in die Welt des echten Fussballs – erleben den Spirit des FC Barcelona bei den Barça Academy Camps. Hier lernst du die Werte Bescheidenheit, Einsatz, Ehrgeiz, Respekt und Teamwork kennen und entfaltest dein Potenzial in intensiven, praxisnahmen Trainingseinheiten».
Ausserdem wird der grosse Karrieresprung in Aussicht gestellt: «Für herausragende Talente und ausgewählte Spieler gibt es zudem die Möglichkeit, nach Barcelona zu reisen und am Barça Academy World Cup mitzuspielen.» Der Preis für diesen Traum: 749 Franken plus 18.73 Franken Gebühren. Dass die Trainer aus der legendären Jugendakademie La Masia einfliegen, ist allerdings nur ein kühner Wunsch. Sie stammen in der Regel aus der helvetischen Nachbarschaft.
Zweifel der Fachleute
Der Küsnachter Marco Bernet, als Instruktor des Schweizer Fussball-Verbands für die Ausbildung von Nachwuchstrainern zuständig, hat gewisse Bedenken bezüglich der Seriosität des Angebots: «Hier wird unterschwellig versprochen, dass die Kinder zu sehr guten Fussballern werden. Aber das muss man anzweifeln». Bei einem solchen Kurs gebe es keine Chance auf Nachhaltigkeit. Ausserdem werde das Niveau der Trainer den Ansprüchen kaum gerecht.
Der frühere GC-Profi Adi Noventa, lange Jahre Juniorentrainer beim FC Witikon, blickt ebenfalls mit Skepsis auf die fussballerische Schnellbleiche, die in der ersten Ferienwoche auch auf der Sportanlage in Witikon angeboten wurde. Er spricht von einer «wohlkalkulierten PR-Aktion» und einer «sportlichen Mogelpackung» und davon, dass die ausländischen Grossklubs den Schweizer Vereinen das Wasser abgraben.
250 Franken in Witikon und Maur
Auch der FC Witikon organisiert übrigens in der letzten Ferienwoche ein Camp – zum Preis von 250 Franken für Buben und 200 Franken für Mädchen. Beim FC Maur kostet ein ähnliches Produkt 250 Franken. Der FC Zürich verrechnet für seine Kids Camps 330 Franken. Oder mit anderen Worten: Heimisches Schaffen ist billiger – und in der Regel auch besser.