Mindestens indirekt hat der Wechsel Xhakas in den Englischen Norden seinen Auslöser an der Zürcher Goldküste : Kyril Louis-Dreyfus (27), Sohn des verstorbenen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus, wuchs in Zollikon auf.
Der Milliardärssohn besitzt 64 Prozent des AFC Sunderland. Laut britischen Medien überzeugte er Xhaka persönlich in mehreren Gesprächen vom Wechsel zum Traditionsklub – trotz Offerten aus der Türkei und Saudi-Arabien. Für den Klub ist es der grösste Transfer seit Jahrzehnten.
Vom Zürichsee nach Wembley
Kyril Louis-Dreyfus stieg 2021 mit nur 23 Jahren bei Sunderland ein, als der Verein noch in der dritten Liga spielte. Die Netflix-Doku Sunderland 'Til I Die hatte damals die sportliche Tristesse dokumentiert – und den Arbeiterverein zum Kultklub befördert. Heute steht Sunderland dank dem Engagement des Zürchers in der Premier League – nach einem dramatischen Sieg im Aufstiegs-Play-off gegen Sheffield United im Wembley
Spieler von Seefeld
In Zürich ist Kyril Louis-Dreyfus weiterhin aktiv – nicht als Investor, sondern als Spieler: Beim FC Seefeld in der 4. Liga läuft er gelegentlich selbst auf. Der Vereinspräsident beschreibt ihn als «extrem nett und total umgänglich». Auch beruflich setzt der junge Unternehmer auf Bodenständigkeit. Als er Sunderland übernahm, gab es weder Scouts noch eine Datenabteilung – das hat sich seither grundlegend geändert.
Nach GC erkundigt
Pikant: Im Winter 2023/2024 soll sich Louis-Dreyfus für einen Einstieg beim Schweizer Meister Grasshoppers interessiert haben. Es wird kolportiert, dass ein konkretes Interesse bestanden haben soll und sich Louis-Dreyfus via eines Mittelmanns über die Optionen erkundigt habe. Weil bei GC die Verhandlungen mit den amerikanischen Investoren aus Los Angeles bereits zu einem unterschriftsreifen Vertrag geführt hatten, verfolgte man die «Option Louis-Dreyfus» nicht weiter.
Tiefe Fussballwurzeln
Schon Kyril Louis-Dreyfus' Vater, der französisch-schweizerische Unternehmer Robert Louis-Dreyfus, war tief im Fussball verankert – unter anderem als Besitzer von Olympique Marseille. Die Familie hatte sich nach dessen Tod 2009 zunächst aus dem Fussball zurückgezogen. Kyril jedoch entschied sich für einen eigenen Weg: Er gründete in England die Bia Sports Group, beteiligt sich an Motocross-Wettbewerben und prüfte auch einen Einstieg beim brasilianischen Klub Vasco da Gama.
Mit der Verpflichtung von Xhaka unterstreicht der Zürcher Unternehmer nun, dass er nicht nur in die Zukunft, sondern auch gezielt in die Gegenwart investiert. Und könnte Sunderland damit endgültig zurück ins Rampenlicht bringen. Dass er dieselbe Rolle bei den Grasshoppers hätte spielen können, ist nur noch ein schöner Traum.