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Kanton
04.08.2025
04.08.2025 17:13 Uhr

Zollhammer: Börse weniger schlimm als erwartet

Börsenanalyst Christopher Chandiramani mit einem Blick auf den ersten Tag nach dem Zollhammer. Bild: zVg / The White House (https://www.flickr.com/photos/whitehouse/54427036491/, Public Domain, Wikimedia Commons) (Collage Linth24)
Die Schweiz wird mit Einfuhrzöllen von 39 Prozent von der USA hart bestraft. Börsenanalyst Christopher Chandiramani schreibt zur aktuellen Lage an den Märkten.

Die Auswirkungen des US-Zollhammers auf die Schweiz

Am Liberation-Day, am 2. April, beschloss US-Präsident Donald Trump ein umfassendes Paket von  Einfuhrzöllen gegenüber seinen Handelspartnern. Während die EU, Japan, China und andere Länder erfolgreich tiefere Sätze aushandeln konnten, wurden wir Schweizer hart bestraft. Die Auswirkungen an der Aktienbörse waren zu Beginn weniger schlimm als befürchtet.

Paukenschlag

Der Paukenschlag folgte in der Nacht auf den 1. August – 39 Prozent Einfuhrzoll. Bleibt das so, würden viele Lieferketten gestört, und vor allem die Exportindustrie getroffen. Die Industriebereiche Uhren, Nahrungsmittel, v.a. Käse, Maschinen, Autozulieferer, ebenfalls auch KMU würden am meisten unter Umsatz- und Margenschwund leiden, auch weil Güter aus der EU mit nur 15 Prozent belastet würden. Die Schweiz exportierte im Jahr 2024 Waren im Wert von rund CHF 52.7 Mrd. in die USA, prozentual am meisten Pharma und auch Gold. Pharmaprodukte würden momentan nicht mit Zöllen belastet, hiess es – aber Trump drängt auf tiefere Medikamentenpreise. Roche und Novartis wurden hierzu bereits schriftlich ermahnt. Heute Montag berät der Bundesrat an einer Krisensitzung, wie die Schweiz mit dieser Situation umgehen soll, und ob die die hohen Zölle durch neue Verhandlungen mit den Amerikanern noch gemildert werden könnten. Dadurch hat sich die Aktienbörse seit Handelsbeginn auch etwas erholt (SMI von -2.5 auf minus -0.7 Prozent).

Schaden für ganze Weltwirtschaft

Die US-Einfuhrzölle schaden der ganzen Weltwirtschaft, auch den Amerikanern. Die Inflation wird steigen, ebenfalls die Arbeitslosigkeit. Steuern kann man nicht durch Zölle ersetzen. Die publizierten Arbeitsmarktdaten der USA letzten Freitag waren schlechter. Die Entlassung der Statistik-Chefin durch Trump ist keine Lösung, ebenso der Streit mit der US-Notenbank bezüglich Zinssenkungen. Der Dollarzerfall kündigt weiteren Schaden an. Chinesen und Japaner dürften dadurch auch weniger US-Treasury-Anleihen kaufen.

Buy and Hold

Was macht man, wenn man von einem Börsensturz überrascht wird? Ein "Schwarzer Tag" würde heissen – Kaufkurse, keinesfalls verkaufen. Aktien haben sich nach Krisen immer wieder rasch erholt, wenn sich die Situation verbesserte. Das geschah auch nach der Ankündigung der US-Zölle im Frühjahr 2025.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24