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Zollikon
23.12.2025
23.12.2025 14:50 Uhr

Rechsteiner in der Kritik

Nicht immer so souverän, wie er sich gibt: Urs Rechsteiner macht nicht alle Menschen glücklich. Bild: Die Mitte
Der Rücktritt von Urs Rechsteiner als Gemeinderat in Maur wirft auch in Zollikon Fragen auf. Fünf Jahre Schulführung hinterlassen Konflikte, Überforderung und verlorenes Vertrauen. Von Hans Bantli*

Während Maur mit den Gesamterneuerungswahlen am 8. März vor einer politischen Neuordnung steht, muss sich Zollikon die Frage stellen: Kann ein Bildungsverantwortlicher wie Urs Rechsteiner, der nach fünf Jahren einen eigentlichen Scherbenhaufen hinterlässt, seine Funktion noch weiter ausüben?

Gescheiterte Präsidentschaftskandidatur

Doch zuerst ein Blick an den Greifensee: Mit dem Rücktritt von Hochbauvorsteher Urs Rechsteiner am 8. März 2026 verliert die Gemeinde Maur einen der dienstältesten Gemeinderäte. Der gelernte Lehrer war über zwölf Jahre im Amt, scheiterte 2022 bei seiner Kandidatur für das Gemeindepräsidium allerdings kläglich.

Flucht vor unbequemen Entscheidungen?

Der Zeitpunkt seines nun angekündigten Abgangs ist bezeichnend: Maur steht vor grossen Herausforderungen wie dem angestrebten Ausbau der beiden umstrittenen Asylstandorte und dem Generationenprojekt Looren. Rechsteiner verlässt das Feld genau dann, wenn unbequeme Entscheidungen anstehen.

Mit Polizeiaufgebot zum Pergola-Rückbau

Eine Episode von Urs Rechsteiner wird in Maur in Erinnerung bleiben: Da tauchte doch tatsächlich der Major in Begleitung von sage und schreibe drei Kantonspolizisten (!) mit Streifenwagen auf -  nur wegen des Pergola-Rückbaus seiner Hochbau- Amtsvorgängerin im inzwischen landesweit bekannt gewordenen Weiler Sponstürli, worauf diese dann doch etwas erstaunt meinte, das sei unverhältnismässig. Hündeler nennen dies Wadenbeisser, was dem Ganzen noch etwas näher kommt.

Desaster an der Schule Zollikon

Als Leiter Bildung trägt Rechsteiner seit fünf Jahren die Verantwortung für die Schule Zollikon – und hinterlässt ein Desaster, wie beispielsweise das renommierte Newsportal «Zolliker News» schon mehrfach schrieb. Sein Führungsstil folgt einem einfachen Muster: Verantwortung wird systematisch an die Schulleiter weiter delegiert – ausgerechnet von jemandem, der selbst einmal Schulleiter war und die Überforderung aus eigener Erfahrung kennt. Die Lehrerschaft quittiert diesen Führungsstil mit offener Ablehnung.

Lehrpersonen-Exodus

Ende Schuljahr 2023 verliessen 25 Lehrpersonen die Primarschule Rüterwis. Die Hoffnungen auf die «Krisenintervention Schweiz» hatten sich nicht erfüllt und liefen ins Leere. Die Frage bleibt, wie viel Schaden soll dieser Führungsstil von Urs Rechsteiner noch weiter anrichten.

Rechsteiner sollte das Bindeglied zwischen Schulpflege und Schulleitern sein – genau dafür wurde seine Funktion geschaffen. Doch statt zu vermitteln und zu koordinieren, schiebt er die Verantwortung lieber nach «unten» ab. Schulleiter kämpfen isoliert, strategische Vorgaben der Schulpflege laufen ins Leere, und die Lehrerschaft verliert das Vertrauen in jegliche Führung.

Klartext der Prüfer

Die Fachstelle für Schulbeurteilung des Kantons Zürich verfügt über kein Weisungsrecht, sondern spricht nur Empfehlungen aus. Zum zentralen Punkt der Schulführung, die sowohl dem Leiter Bildung (Urs Rechsteiner) wie auch der Schulpflege und der Schulleitung obliegt, sprechen die Prüfer im Evaluationsbericht 2025 jedoch Klartext:

«Die Evaluation zeigt, dass das Zusammenspiel der beiden Führungsebenen in Kommunikation und Organisation vom Schulteam noch wenig nachvollzogen werden kann und teilweise als hinderlich für eine effiziente Arbeitsweise empfunden wird.» Noch wenig nachvollzogen werden heisst in diesem Fall konkret, es existiert nicht.

Delegieren und aussitzen

Das sind nur schöne Worte der Fachstelle ohne Weisungsrecht und haben keine Konsequenzen, solange die Verantwortlichen (Schulpflege, Lokalpolitik) in Zollikon nicht handeln und Rechsteiner nach fünf Jahren endlich in die Wüste schicken. Sein bewährtes Muster – Verantwortung delegieren, Probleme aussitzen, echte Führung vermeiden – wird sich kaum ändern. Die Schulleiter bleiben überfordert, die Lehrerschaft desillusioniert, und die Konflikte werden weiter bestehen.

*Der Autor ist freier Journalist und ein naher Beobachter der Zürcher Kommunal- und Kantonspolitik.

Hans Bantli