Die Wirte in der Schweiz haben es seit Corona-Beginn nicht einfach. Lockdown, Hygienekonzepte mit grossem Aufwand und bei vielen noch das Warten auf ausstehende Entschädigungen. Als wäre das nicht schon genug, bringt die neue Zertifikatspflicht eine weitere Hürde mit sich. Linth24 hat Gastronomen aus der Region zu den ersten Erfahrungen in der neuen Situation befragt.
Bei den meisten befragten Restaurants wird es ähnlich gehandhabt. «Jeder Mitarbeiter kontrolliert mit eigenem Handy und Covid-Check-App beim Eingang oder am Tisch, bevor die Bestellung aufgenommen wird», erzählt Martina Dos Santos vom La Fuente in Rapperswil. Wirtin R.B.* wählt einen anderen Weg: « Wir machen Stichproben und halten weiterhin genügend Abstand. Die Gäste kommen zum Essen und Trinken und nicht, um in der Schlange anzustehen, bis alle Zertifikate kontrolliert sind.»
Cony Sutter, Wirt im «Ahoi» Schmerikon: «In der Regel kontrollieren wir mit der entsprechenden App, ausser der Gast bringt sein Zertifikat in Papierform mit. Dazu kommt der ID-Abgleich.»
Bis jetzt keine Gäste weggewiesen
Gäste abweisen musste bis anhin keines der angefragten Restauratns. Was toll tönt, zeigt aber auch die Schattenseiten auf: Charlotte Kehrli vom Strandhotel in Schmerikon: «Bei schönem Wetter, wo die Gäste alle draussen sitzen, gibt es bei uns keine messbaren Umsatzeinbussen. Bei schlechtem Wetter, wo sich nur geimpfte oder getestete Personen im Restaurant aufhalten dürfen, ist der Gästerückgang aber stark spürbar.»
Anita Anderhub und Matthias Kipping vom Restaurant Schifffahrt in Bollingen leiden wie viele andere unter Absagen von Reservationen: «Letzte Woche hatten wir einige Telefonate, die uns sehr treffen. Provisorisch reservierte Weihnachtsfeiern wurden definitiv gecancelt, grosse Familienfeste und Geburtstagsfeiern teilweise oder komplett abgesagt.»
Ungeimpfte dürfen arbeiten, aber nicht essen
Andreas Lang von der mundartbeiz in Rapperswil hofft, dass die ausbleibenden Gäste durch solche mit 3G, die sich nun sicherer fühlen, ersetzt werden. Auch er bekam Absagen: «Es ist aber noch zu kurz, um zu beurteilen, wie stark es uns trifft.»
Im Hotel Arvenbüel im Amden ist es dasselbe mit den Absagen. Wirtin Barbara Rüedi: «Familienanlässe wurden abgesagt, weil ein Teil der Familie weder geimpft noch gewillt ist, einen Test zu machen. Die Spaltung der Bevölkerung wird von Tag zu Tag grösser.» Besonders irritierend findet sie: «Ich darf als Ungeimpfte im Restaurant arbeiten, darf aber nicht im Restaurant essen. Warum weiss das Virus, wann ich arbeite und wann nicht?»
Weiterarbeiten ist wichtig
Bei vielen Restaurants in der Schweiz geht es auch nicht bloss um ein bisschen Umsatzverlust. Es geht um existentielle Probleme, Personalmangel und gesellschaftliche Herausforderungen aufgrund der Corona-Pandemie. Martina Dos Santos: «Die Situation ist sehr komplex. Wir sind prinzipiell einverstanden. Man kann sich aber nur schwer vorstellen, dass vor einem Lidl oder Globus oder gar in einem Spital, wo die Ansteckungsgefahr ohne Diskussion definitiv viel grösser ist als in einem Restaurant, das gleiche verlangt würde.» Sehr wichtig sei aber, dass man weiterarbeiten dürfe.