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15.10.2021

Bald gemeinschaftlich wohnen

Thomas Furter, Matthias Hofer und Marc Wischnitzky (v.l.) wollen das alte Haus sanieren. Bild: zueriost.ch
Bald soll neues Leben ins 250 Jahre alte Doppelbauernhaus einziehen. Im sanierten Bauernhaus sollen bis zu 15 Personen, die am alternativen Genossenschaftsprojekt interessiert sind, wohnen.

Noch sind die Eingangstüren verbarikadiert, auch die Fassade bröckelt, rund um das Doppelbauernhaus wachsen Löwenzahn und Butterblumen. Ein sehr idyllisches Bild in der Kurve in Ried oberhalb Wald. Die Idylle soll bleiben, doch das Bauernhaus zu neuem Leben erweckt und bald schon von bis zu 15 Personen bewohnt werden.

Bis vor drei Jahren wohnten hier noch Asylbewerber. Marc Wischnitzky und Thomas Furter schwärmen von einem «Leuchtturmprojekt», wenn sie von ihren Plänen reden.

Wie in einer WG in einem gemeinschaftlichen Haus soll zukünftig geteilt werden. Doch jede Person soll sich ins eigene Wohnatelier, in die sogenannte Clusterwohnung,  zurückziehen können. 

Grosse Räume teilen

Diese Clusterwohnung soll 22 bis 46 Quadratmeter aufweisen, die von einer oder zwei Personen bewohnt werden kann. Ein Bad oder sogar ein kleines Wohnzimmer soll darin Platz haben. Die Grossraumküche, der Aufenthaltsraum im Dachstock, ein grösseres «Bad der Sinne» sowie ein Permakulturgarten soll geteilt werden. Auch ein Gästezimmer ist geplant.

Genossenschafter Matthias Hofer kennt das Clusterwohnen vom Kraftwerk 1 in Zürich. Dort wohnt er selber. Er ist sich sicher, dass diese Wohnform Zukunft hat.

Woher Herzetappe 10

Das Projekt hat seinen Namen von der Veloroute 99 bekommen, die sich von Lausanne bis nach Rorschach erstreckt und auch Herzroute genannt wird. Die zehnte Etappe zwischen Rapperswil und Wattwil führt direkt am Doppelbauernhaus in Ried vorbei.

2013 entschieden sich die Stadtzürcher, die Genossenschaft Wohnraum Ried zu gründen und die Liegenschaft zu kaufen. Am Anfang sollte es weiterhin eine Bleibe für Asylsuchende bleiben, doch die Gemeinde Wald hat ein eigenes Asylzentrum. Aufgrund der feuerpolizeilchen Vorschriften musste man auch auf die Idee vom Mehrfamilienhaus verzichten.

2019 in Angriff genommen

Marc Wischnitzky, der Webdesigner, amtet als Präsident der Genossenschaft und engagiert sich bei der Gemcop, einer Genossenschaftskooperative. Sie setzt sich für die Schaffung und Erhaltung von ökologisch ausgerichteten Gemeinschaften und Genossenschaften ein und entwickelt und verwaltet sie auch.

Vor zwei Jahren wurde das Konzept des Clusterwohnens zusammen mit dem Walder Architekten Thomas Furter in Angriff genommen.

Das Doppelbauernhaus wurde unter Schutz gestellt, weil es kein typisches Zürcher Oberländer Flarzhaus ist. Es wurde im 18. Jahrhundert im Stil der Winterthurer Stadthäuser erbaut und ist deshalb ein Unikat.

Rohstoffe vor der Haustüre

Das Bauernhaus ist im First geteilt. Auf das gemauerte Sockelgeschoss wurde damals ein Riegelbau aus Holz gebaut. Die Bewohner der letzten Jahrzehnte haben jedoch ihre Spuren hinterlassen, deshalb muss renoviert werden.

Diese Renovation soll im Einklang mit der Natur geschehen, dabei wird besonders auf die Verwertung von recyclebaren Stoffen geachtet. Das Augenmerk liegt auf altem Wissen im Umgang mit den Baustoffen. Es geht um alte Rezepturen, die fast in Vergessenheit geraten sind. Um Rezepturen aus Rohstoffen, die vor unserer Haustür erhältlich sind. Bei einer solch sorgfältigen Bauweise fällt viel weniger Abfall an. Die Wärme kann mit einer Pelletheizung, die durch Solarpanels ergänzt wird, gedeckt werden.

Expermentierfreudig und flexibel

Trotz allen Widrigkeiten der Pandemie soll das Haus schon nächstes Jahr wieder bewohnbar sein. Zwei Drittel der Finanzierung sind bereits gesichert, die Pläne und der Architekt sind bereit.

Es sind nur noch Genossenschafterinnen und Genossenschafter, respektive Interessenten gesucht, die gerne gemeinschaftlich wohnen oder Lust haben, am Projekt mitzuwirken. 

880 bis 1350 Franken werden die Wohneinheiten pro Monat kosten. Dazu kommt die Flexibilität der Bewohner, sich auf ein solches Wohnexperiment einzulassen.

Es ist etwas für Menschen, die nicht so viel Raum brauchen, ihren ökologischen Fussabdruck verringern möchten und gerne andere Menschen um sich haben.

Quelle: ZO vom Samstag, 12. Juni 2021

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Goldküste24/Patricia Rutz