Für die Akademie St.Gallen gilt Zertifikatspflicht für Lehrveranstaltungen bzw. für den Unterricht – dies jedoch nur für die Studenten. In einem internen Schreiben der Akademie St.Gallen, das Linth24 vorliegt, heisst es:
«Der Kanton St.Gallen teilt uns soeben mit, dass für Dozierende in der Höheren Berufsbildung keine Zertifikatspflicht, sondern nur eine Maskenpflicht besteht. Einerseits freut uns diese Mitteilung, weil sie uns und auch einigen Dozierenden das 'Leben' leichter macht. Auf der anderen Seite hätten wir uns diese Information früher gewünscht. Insofern benötigen wir von Ihnen keine Zertifikate bzw. keine Rückmeldungen mehr. Ich frage mich nur, wie diese Regelung bei unseren Studierenden ankommt, wenn diese Information sich streut. Aber wir leben offenbar in einer Zeit, in welcher nicht alles logisch nachvollziehbar ist.»
Studenten fühlen sich unfair behandelt
Diese Mitteilung, die eigentlich an die Dozenten gerichtet war, macht aber nun auch bei den Studenten die Runde und sorgt für Unmut: «Es ist nicht fair, dass Studenten ohne Zertifikat aus dem Unterricht ausgeschlossen werden, aber für Dozenten die Regelung gar nicht gilt», sagt ein Student zu Linth24.
Auf Anfrage bestätigt Bruno Müller, Leiter des Amts für Berufsbildung, diese Massnahme. So sagt er, dass die Lehrveranstaltungen der höheren Berufsbildung (HF, Berufsprüfung und höhere Fachprüfung) laut Information des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) als Veranstaltungen im Sinne der Covid-19-Verordnung gelten und von deren Artikel 15 erfasst seien.
«An Veranstaltungen, bei denen der Zugang auf Personen mit einem Zertifikat beschränkt ist, gilt die Zertifikatspflicht zwingend für Besucher sowie für alle vor Ort tätigen/auftretenden Personen, die nicht in einem Arbeitsverhältnis zum Veranstalter stehen», so Müller. Das sei der Grund, wieso die Studenten (Besucher) ein Zertifikat vorweisen müssen und die Dozenten (auftretende Personen in einem Arbeitsverhältnis zum Veranstalter) nicht.
Offen werde dies seitens des Kantons nicht kommuniziert, da bei Corona-Bestimmungen des Bundes keine offizielle Kommunikation durch den Kanton beziehungsweise durch das Amt erfolge, so Müller weiter. Im Sinne einer Hilfestellung informieren sie jedoch die Schulen über die neuen Regelungen des Bundes. Gelten tue diese für alle Schulen der höheren Berufs- und Weiterbildung.
Verschiedene Handhabung in St.Gallen
Für Thierry Kurtzemann, Schulleiter der Akademie, ist diese Regelung nicht nachvollziehbar. Noch vor kurzem habe die Schule gedacht, dass auch die Dozenten von der 3G-Pflicht betroffen seien, so Kurtzemann. «Die meisten unserer Dozenten sind bereits geimpft und die, die es nicht sind, sind bereit sich testen zu lassen. Am Montag hat es dann geheissen, dass Dozenten kein Zertifikat mehr brauchen. Wieso die einen jetzt ein Zertifikat brauchen und die anderen nicht, kann ich nicht verstehen.»
Wirklich transparent wurden diese Bestimmungen aber auch nicht in der Akademie kommuniziert. Laut Kurtzemann bekommen Studenten und Dozenten nur die Infos, die für sie relevant seien. Momentan habe man andere Probleme. Die Schule versucht derzeit sicherzustellen, dass jeder Student am Unterricht teilnehmen kann. Diverse technische Probleme behindern dies jedoch teilweise. «Für uns ist es wichtig, dass der Präsenz- wie auch der Fernunterricht so gut wie möglich funktioniert. Wir wollen beide Seiten zufriedenstellen.»
Anders sieht es im Zentrum für berufliche Weiterbildung (ZbW) aus: Dort müssen auch Dozenten ein Zertifikat vorweisen, wie Christian Müller, Marketing- und Kommunikationsverantwortlicher des ZbW, sagt. «Für uns steht die gesundheitliche Sicherheit an oberster Stelle. Das Zertifikat ist wichtig dafür.»
Die 3G-Pflicht werde auch von der breiten Studenten- und Dozentenschaft akzeptiert. Jene ohne Zertifikat hätten die Möglichkeit via Teams am Unterricht teilzunehmen, was laut Christian Müller auch gut klappt.