Bis vor zehn Jahren schwang sich jeder Zug, der von Zürich in den nördlichen Kantonsteil und weiter in die (Nord-)Ostschweiz fuhr, auf den Wipkinger Viadukt. Dieser krümmt sich in langgezogenem Bogen gegen Norden, überspannt mehrere Strassen im Kreis 5 und die Limmat und entlässt die Züge dann in den Tunnel nach Oerlikon. Viele Bahnreisende kannten deshalb den eher verträumten Bahnhof Wipkingen, der kurz vor dem Eintritt in den Tunnel in einem begrünten Bahneinschnitt liegt: ein überdachter Mittelperron, zwei Gleise, bescheidenes Bahnhofsgebäude. Nach der Eröffnung des Durchmessertunnels nach Oerlikon kommen hier jedoch nur noch wenige Schnellzüge vorbei, und der Bahnhof wird statt wie früher von drei nur noch von einer einzigen S-Bahn-Linie bedient. Ein Reisebüro gibt es auch nicht mehr. Man musste damals beinahe um den Weiterbestand des Bahnhofs fürchten.
Bessere Zugänge auf allen Ebenen
Nun sind die Details eines Umbauprojekts der SBB publik geworden, das solche Befürchtungen vergessen macht. Der Bahnhof wird grundlegend erneuert und zukunftstauglich gemacht: Anstelle des Mittelperrons kommen zwei erhöhte Aussenperrons, die ein stufenfreies Besteigen der Züge ermöglichen. Die Perrons sind per Lifte und Treppen direkt mit der Nordbrücke und der dortigen Bushaltestelle verbunden, die ihrerseits eine neue Überdachung erhält. Die nördliche Unterführung wird aufgehoben, dafür wird die südliche Unterführung durchgängig und stufenfrei. Die Quartiere auf beiden Seiten der Geleise werden besser miteinander verbunden.
Das Projekt hat allerdings noch viel grössere Dimensionen. Auf der einen Seite wird das Viaduktbauwerk mit seinem halben Dutzend Brücken saniert, die Brücke Wasserwerkstrasse wird gänzlich neu erstellt. Die Brücke über die Limmat schliesslich wird lärmsaniert. Auf der anderen Seite werden im Tunnel nach Oerlikon Feucht-, Tropf- und Hohlstellen beseitigt, und die Fahrbahn wie auch die Fahrleitung werden punktuell erneuert. Das alles zusammen führt zu Baukosten von 115 Millionen Franken, die über die Leistungsvereinbarung zwischen der SBB und dem Bund finanziert werden. Die Stadt Zürich muss nur die Kosten für die Verbreiterung der Nordbrücke und das neue Bushaltestellendach übernehmen.
Verbindung zum Hauptbahnhof wird gekappt
Das Bauprojekt wird auf die Zeit zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 konzentriert, was allerdings die Quartierbevölkerung die S-Bahn-Verbindung zum Hauptbahnhof kostet. Nur Richtung Oerlikon wird der Betrieb durchgehend aufrechterhalten. Der Umbau des Bahnhofs startet bereits in den kommenden Tagen, die neuen Anlagen werden auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2024 in Betrieb genommen. Das gesamte Projekt soll im Frühjahr 2025 abgeschlossen werden. Dann wird es voraussichtlich noch zehn Jahre dauern, bis Wipkingen im Rahmen des nächsten Ausbauschritts des ZVV den Viertelstundentakt zurückerhält. Der neue Bahnhof wird also noch recht lange im Halbschlaf verweilen.