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17.05.2023
17.05.2023 08:13 Uhr

Fünf Minuten sind nicht genug

Wenn man schnell umsteigen muss und die Menschen sich drängen, wird es stressig. Bild: Lisa Maire
Das Umsteigen, namentlich unter Zeitdruck, gehört zu den unangenehmsten Aspekten des öffentlichen Verkehrs. Was ist zu tun, wenn einem dazu nur ein paar Minuten zur Verfügung stehen?

Tobias Hoffmann

Der Autor rauft sich die Haare ...

«Für den ÖV-Anschluss braucht es schnelle Beine», titelte die «Berner Zeitung» vor ein paar Jahren. Und das gilt wirklich nicht nur für die als langsam verschrienen Berner, sondern auch für die zackigen Zürcher. Wer hat nicht schon Leute beim Umsteigen rennen und hetzen gesehen? Nicht immer tun sie das, weil der Zug oder der Bus Verspätung hat, manchmal liegt es am ganz regulären Fahrplansystem.

Wenn man zum Beispiel vom Zürcher Hauptbahnhof nach Rikon im Tösstal fahren will, steht einem mit der S 11 zwar stündlich eine direkte Verbindung zur Verfügung, aber für die Zeit dazwischen verweisen sbb.ch und die SBB-App auf die S 12, die einen zum Umsteigen in Winterthur zwingt. Dort wird es dann sportlich: «Stägeli ab, Stägeli uf und hindere, ächz», so kann man ein abgewandeltes Lied singen, wenn man auf das abgelegene Stumpengleis 2 wechseln muss.

Fünf Minuten hat man Zeit, sofern die S 12 keine Verspätung hat. Und das ist selbst für mich (62 Jahre alt, gut zu Fuss) nur mit sehr zügigem Gehtempo zu schaffen. In der Stosszeit, wenn viele Pendelnde die Perrons versperren, kann es noch schwieriger werden. – Lauschangriff auf Köpfe jüngerer Menschen: «Alte Leutchen, die nicht mehr so gut zu Fuss sind, können doch auf die direkte Verbindung warten, sie haben ja Zeit genug. Und warum sind sie überhaupt in der Stosszeit unterwegs? Selber schuld.» Wie wenn Rentnerinnen und Rentner keine fixen Termine hätten. Aber genug geklagt, die Frage ist: Was tun?

Termin ist Termin

Rezept eins: Fit bleiben, das ist sowieso gut. Häufig Treppen steigen ist gratis, gut für die Pumpe, gut für die Beweglichkeit, gut zum Üben des Gleichgewichts. Aber das Alter wegtrainieren geht nun mal nicht. Zwei: Sich in Gelassenheit üben und sich nicht ärgern, wenn es nicht reicht? Schon recht, aber: Termin ist Termin. Wir sind schliesslich in der Schweiz.

Ein paar bewährte Tricks gibt es schon: Im Zug früh aufstehen und sich zuvorderst an den Ausgang stellen zum Beispiel. Sich gut vorbereiten, indem man in der SBB-App das Ankunfts- und das Abfahrtsgleis nachsieht. Gleis 7 => Gleis 2 in unserem Winterthurer Beispiel. Die App hält, zwischen den Angaben zu Zürich–Winterthur und Winterthur–Rikon, im Feld «Umsteigen» übrigens eine Umsteigeskizze bereit. Sie ist nicht ganz leicht zu interpretieren, aber immerhin.

Aber warum nicht an der Quelle fragen? Martin Meier von der SBB gibt uns auf Anfrage diesen Tipp: Da im normalen Fahrplan nur die schnellsten Verbindungen angezeigt werden, findet man zusätzliche, «gemütlichere» Verbindungen so (aber nur auf sbb.ch):

  1. Erweiterte Suche auswählen.
  2. Umsteigebahnhof als Via hinzufügen.
  3. Ein paar Minuten Aufenthaltszeit eingeben (sie werden zur normalen Umsteigezeit hinzugezählt). Meistens reicht schon die Eingabe von 1 bis 2 Minuten, um eine frühere Verbindung mit genügend Umsteigezeit zu finden. Wenn man mehrmals umsteigen muss, dann kann man beim Eintrag Umsteigezeiten «mindestens 10 Minuten» wählen.

Aber vielleicht sollten wir einfach Sie, liebe Rentnerinnen und Rentner unter der Leserschaft, um Ideen bitten. Ihre gesammelten Erfahrungen wären von grossem Wert. Denn die Beratungsstelle für schnelleres Umsteigen, die gibt es noch nicht. Und Laufbänder wie an Flughäfen wird es an Bahnhöfen wohl nie geben.

Also teilen Sie uns Ihre Tipps doch mit! Schreiben Sie an tobias.hoffmann@­lokalinfo.ch oder an Tobias Hoffmann, Lokal­info, Buckhauserstrasse 11, 8048 Zürich.

Tobias Hoffmann / Goldküste24