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Hombrechtikon
14.12.2024
14.12.2024 09:23 Uhr

Geplanter Asylpavillon: Eine IG fordert nachhaltige Strategie

Als Alternativ-Standort für einen Temporärbau bietet sich nach Meinung der IG «Zukunft Hombi» u.a. die Wiese hinter dem Gemeindehaus an. Bild: Screenshot Google StreetView
Die neu gegründete IG «Zukunft Hombi» will sich für Mensch, Natur und Wirtschaft der Gemeinde Hombrechtikon und seiner Weiler einsetzen. Das erste Projekt der Interessengemeinschaft ist ein konkreter Alternativvorschlag zum Asylpavillon, wie ihn der Gemeinderat Hombrechtikon in Feldbach plant.

Am 17. Oktober 2024 informierte der Gemeinderat Hombrechtikon per Medienmitteilung, dass er den Bau eines Asylpavillons mit 60 Plätzen für rund 5.7 Mio. Franken plant und dieser in Feldbach erstellt werden soll (wir berichteten). Bereits am 9. Februar 2025 soll darüber an der Urne abgestimmt werden.

«Damit stellt der Gemeinderat die Bevölkerung von Hombrechtikon vor vollendete Tatsachen und stösst insbesondere die Bewohnerinnen und Bewohner von Feldbach vor den Kopf», schreibt die neu gegründete Interessengemeinschaft «IG Zukunft Hombi» in ihrer Medienmitteilung.

«Projekt ohne Strategie»

Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Gemeinderat sozusagen im stillen Kämmerlein ein Projekt mit so weitreichenden sozialen und finanziellen Folgen entwickle und bereits Baueingaben vorbereite, ohne die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sowie alle anderen Stakeholder mit einzubeziehen. Dazu seien die Pavillon-Baukosten mit 5.67 Mio. viel zu hoch und der Zeitplan unrealistisch.

«Die Betreuung und Integration von Geflüchteten ist nicht bloss ein Bauprojekt.»
Martin A. Messner, Sprecher IG «Zukunft Hombi»

Martin A. Messner, Mitbegründer und Sprecher der IG: «Die Unterbringung von Geflüchteten, Asylsuchenden und sozial Bedürftigen – unabhängig ihrer Herkunft – ist nicht bloss ein Bauprojekt. Es ist wichtig, strategische Grundlagen und Zielsetzungen sowohl für die Unterbringung als auch für die Betreuung und Integration der Menschen zu erarbeiten und entsprechende Massnahmen abzuleiten, die längerfristig greifen und den Bedürfnissen aller Anspruchsgruppen gerecht werden.» Das fehle beim Asylpavillon-Projekt des Gemeinderats gänzlich. Darum sei die Abstimmung vom 9. Februar 2025 zu verhindern bzw. die Vorlage abzulehnen.

Kritik auch an geplantem Standort

«Ein wesentlicher Nachteil am Projekt des Gemeinderates ist – neben dem starren Bauprojekt ohne Flexibilität und den immensen Kosten – auch der geplante Standort», schreibt die IG in ihrer Mitteilung weiter.

Mit dem Bau einer solchen Anlage in Feldbach sei die Integration der Geflüchteten, fernab von Einkaufsmöglichkeiten, Schule oder ÖV, längerfristig unmöglich. Darüber hinaus sei der zonenfremde Bau in der höchsten Schutzzone von Feldbach (ISOS) inmitten einer intakten Natur ein Unding. «Auch können viele nicht nachvollziehen, warum der kleine Weiler mit nicht einmal 500 Einwohnerinnen und Einwohnern den Grossteil der Geflüchteten der Gemeinde Hombrechtikon beherbergen soll», sagt Messner.

IG hat Alternativ-Vorschlag erarbeitet

Die IG Zukunft Hombi hat einen Alternativ-Vorschlag unter dem Namen «Nachhaltige Strategie für Menschen in Not» erarbeitet. Kernpunkt ist ein 3-Phasen-Plan. In einer ersten Phase soll ein flexibel skalierbarer Temporär-Bau erstellt werden, der Platz für bis zu 30 Personen bietet. «Dabei handelt es sich nicht etwa um billige Container, sondern um einen qualitativ höherwertigen Bau», betont Messner, ehemaliger CEO bei Von Roll und Hilti.

Geflüchtete im Zentrum integrieren

Als möglichen Alternativ-Standort für einen solchen Temporärbau sieht die IG die grosse Wiese hinter dem Gemeindehaus. «Aufgrund des derzeitigen Neubaus des Gemeindehauses kann die dortige Infrastruktur wie Wasser und Strom sehr einfach erweitert werden», erklärt Messner. Durch die zentrale Lage seien die Menschen von Anfang an Teil des Dorfes und können Läden, Schulen und ÖV gut erreichen. Auch für die Gemeindemitarbeitenden habe dieser Standort Vorteile: «Die Betreuung der Geflüchteten ist damit in Gehdistanz möglich.»

In einer zweiten Phase dann sollen bei Bedarf von der Gemeinde gezielt Liegenschaften gekauft oder gemietet werden. «Wir denken dabei z. B. an die nicht mehr genutzten Räumlichkeiten des Swisscom-Gebäudes in der Nähe des Gemeindehauses sowie an das ehemalige Schulhaus Altes Dörfli», schreibt die IG in ihrer Mitteilung. Auch eine Option sei das Gebäude auf dem Fritschi-Areal in Feldbach.

In einer dritten Phase soll eine gemeinsam mit Privaten gestaltete Überbauung entstehen, wie sie der Gemeinderat bereits selbst angedacht hat.

Dem Gemeinderat präsentiert

Den Vorschlag hatte die IG dem Gemeinderat am 10. Dezember 2024 persönlich präsentiert. «Dabei haben wir beantragt, die Urnenabstimmung vom 9. Februar 2025 abzusagen, damit unser Vorschlag der Gemeindeversammlung vom 19. März 2025 vorgestellt werden kann.»

An der Gemeindeversammlung vom 11. Dezember stellte Martin Messner den Antrag, fürs Budget 2025 vorerst nur eine erste Tranche von 2,5 Mio. Franken statt der geplanten 5,67 Mio. Franken freizugeben. Dem Antrag wurde deutlich zugestimmt (wir berichteten).

«Die ablehnende Haltung des Gemeinderates gegenüber dem Souverän irritiert uns zutiefst.»
IG «Zukunft Hombi»

Gemeinderat hält an Urnenabstimmung fest

Nach Meinung der IG ist die Urnenabstimmung damit hinfällig. Doch das sieht der Gemeinderat anders. Schon während der Gemeindeversammlung sagte der für das Bauprojekt zuständige Gemeinderat, Thomas Wirth, dass es keine Rolle spiele, was an der Gemeindeversammlung entschieden werde. Der Asylpavillon komme dennoch zur Abstimmung.

«Diese ablehnende Haltung des Gemeinderates gegenüber dem Souverän irritiert uns zutiefst. Die Bürgerinnen und Bürger werden nicht ernst genommen. Auch der Umstand, dass der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung voreilig die Versammlung vom 19. März 2025 abgesagt hat, im Wissen, dass wir für diese Sitzung ein Geschäft vorlegen wollen, können wir nicht nachvollziehen», schreibt die IG in ihrem Pressecommuniqué.

«Wir setzen uns mit allen Kräften dafür ein, dass nicht aus einer angeblichen Not heraus ein unausgereifter und teurer Schnellschuss produziert wird.»
IG «Zukunft Hombi»

Doch so schnell will die IG nicht aufgeben. «Wir setzen uns unabhängig davon weiter mit allen Kräften dafür ein, dass die Unterbringung von Geflüchteten, Asylsuchenden und sozial Bedürftigen jene Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient und nicht aus einer angeblichen Not heraus ein unausgereifter und teurer Schnellschuss produziert wird», schreibt die IG. Man reiche den Gemeindebehörden weiterhin die Hände, um «gemeinsam eine nachhaltige und zielgerichtete Lösung für die Unterbringung von Menschen in Not in unserer Gemeinde zu finden». Gleichzeitig erwarte man aber auch gegenseitige Transparenz.

Die IG hat eine Homepage aufgeschaltet mit vertieften Informationen über ihren Alternativ-Vorschlag. Über diesen Kanal will die IG in den kommenden Wochen und Monaten aktiv kommunizieren und alle Interessierten auf dem Laufenden halten. www.zukunft-hombi.ch

Goldküste24/bt